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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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für den Vortheil seines Herrn. -- Desto
besser! Es ist schon ein Vergnügen mehr,
so vielen Augen und Händen entkommen
zu seyn. So denkt man, so handelt man,
von dem schwülstigen Kaufmanne an, der
sich bis zu dem Vermögen eines Fürsten
hinaufgewuchert hat, bis zu dem Bewohner
der leimernen Hütte, der Eyer und Hühner
zu Markte bringt! Und man lässt es sich
nicht träumen, dass damit ein Diebstahl be-
gangen, dass dadurch das klare, wohlge-
gründete Recht eines Dritten gekränkt seyn
könne. Jch habe selbst Männer die sich
für sehr ehrlich und mustermässig fromm
hielten, und auch von andern dafür gehal-
ten wurden, mehr als einmal für ein so in-
teressantes Herkommen die stärksten Gründe
anführen hören, die einen jeden, nur mich
allein nicht zu überzeugen hinreichten. --
Aber warum nehmt ihr es denn so sehr

für den Vortheil ſeines Herrn. — Deſto
beſſer! Es iſt ſchon ein Vergnügen mehr,
ſo vielen Augen und Händen entkommen
zu ſeyn. So denkt man, ſo handelt man,
von dem ſchwülſtigen Kaufmanne an, der
ſich bis zu dem Vermögen eines Fürſten
hinaufgewuchert hat, bis zu dem Bewohner
der leimernen Hütte, der Eyer und Hühner
zu Markte bringt! Und man läſst es ſich
nicht träumen, daſs damit ein Diebſtahl be-
gangen, daſs dadurch das klare, wohlge-
gründete Recht eines Dritten gekränkt ſeyn
könne. Jch habe ſelbſt Männer die ſich
für ſehr ehrlich und muſtermäſsig fromm
hielten, und auch von andern dafür gehal-
ten wurden, mehr als einmal für ein ſo in-
tereſſantes Herkommen die ſtärkſten Gründe
anführen hören, die einen jeden, nur mich
allein nicht zu überzeugen hinreichten. —
Aber warum nehmt ihr es denn ſo ſehr

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[192/0200] für den Vortheil ſeines Herrn. — Deſto beſſer! Es iſt ſchon ein Vergnügen mehr, ſo vielen Augen und Händen entkommen zu ſeyn. So denkt man, ſo handelt man, von dem ſchwülſtigen Kaufmanne an, der ſich bis zu dem Vermögen eines Fürſten hinaufgewuchert hat, bis zu dem Bewohner der leimernen Hütte, der Eyer und Hühner zu Markte bringt! Und man läſst es ſich nicht träumen, daſs damit ein Diebſtahl be- gangen, daſs dadurch das klare, wohlge- gründete Recht eines Dritten gekränkt ſeyn könne. Jch habe ſelbſt Männer die ſich für ſehr ehrlich und muſtermäſsig fromm hielten, und auch von andern dafür gehal- ten wurden, mehr als einmal für ein ſo in- tereſſantes Herkommen die ſtärkſten Gründe anführen hören, die einen jeden, nur mich allein nicht zu überzeugen hinreichten. — Aber warum nehmt ihr es denn ſo ſehr

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/200>, abgerufen am 21.11.2024.