für den Vortheil seines Herrn. -- Desto besser! Es ist schon ein Vergnügen mehr, so vielen Augen und Händen entkommen zu seyn. So denkt man, so handelt man, von dem schwülstigen Kaufmanne an, der sich bis zu dem Vermögen eines Fürsten hinaufgewuchert hat, bis zu dem Bewohner der leimernen Hütte, der Eyer und Hühner zu Markte bringt! Und man lässt es sich nicht träumen, dass damit ein Diebstahl be- gangen, dass dadurch das klare, wohlge- gründete Recht eines Dritten gekränkt seyn könne. Jch habe selbst Männer die sich für sehr ehrlich und mustermässig fromm hielten, und auch von andern dafür gehal- ten wurden, mehr als einmal für ein so in- teressantes Herkommen die stärksten Gründe anführen hören, die einen jeden, nur mich allein nicht zu überzeugen hinreichten. -- Aber warum nehmt ihr es denn so sehr
für den Vortheil ſeines Herrn. — Deſto beſſer! Es iſt ſchon ein Vergnügen mehr, ſo vielen Augen und Händen entkommen zu ſeyn. So denkt man, ſo handelt man, von dem ſchwülſtigen Kaufmanne an, der ſich bis zu dem Vermögen eines Fürſten hinaufgewuchert hat, bis zu dem Bewohner der leimernen Hütte, der Eyer und Hühner zu Markte bringt! Und man läſst es ſich nicht träumen, daſs damit ein Diebſtahl be- gangen, daſs dadurch das klare, wohlge- gründete Recht eines Dritten gekränkt ſeyn könne. Jch habe ſelbſt Männer die ſich für ſehr ehrlich und muſtermäſsig fromm hielten, und auch von andern dafür gehal- ten wurden, mehr als einmal für ein ſo in- tereſſantes Herkommen die ſtärkſten Gründe anführen hören, die einen jeden, nur mich allein nicht zu überzeugen hinreichten. — Aber warum nehmt ihr es denn ſo ſehr
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für den Vortheil ſeines Herrn. — Deſto
beſſer! Es iſt ſchon ein Vergnügen mehr,
ſo vielen Augen und Händen entkommen
zu ſeyn. So denkt man, ſo handelt man,
von dem ſchwülſtigen Kaufmanne an, der
ſich bis zu dem Vermögen eines Fürſten
hinaufgewuchert hat, bis zu dem Bewohner
der leimernen Hütte, der Eyer und Hühner
zu Markte bringt! Und man läſst es ſich
nicht träumen, daſs damit ein Diebſtahl be-
gangen, daſs dadurch das klare, wohlge-
gründete Recht eines Dritten gekränkt ſeyn
könne. Jch habe ſelbſt Männer die ſich
für ſehr ehrlich und muſtermäſsig fromm
hielten, und auch von andern dafür gehal-
ten wurden, mehr als einmal für ein ſo in-
tereſſantes Herkommen die ſtärkſten Gründe
anführen hören, die einen jeden, nur mich
allein nicht zu überzeugen hinreichten. —
Aber warum nehmt ihr es denn ſo ſehr
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/200>, abgerufen am 21.11.2024.
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