weisen die Politiker; das Jst wahr, das Soll wahr seyn! -- Jch bin wohl sehr einfäl- tig, dass ich das nicht begreifen, und sehr eigensinnig, dass ich es nicht für wahr hal- ten kann! Genug ich kann's nicht! Und wie könnt' ich es auch? Meinen einsamen, nächtlichen Fussteig erhellet nur Ein Stral, unter welchem ich sehn kann was ich sehe; an eurem Himmel aber, ihr Weisen Dieser Erde! laufen tausend Sonnen herum, die euch leuchten, die euch wärmen, in deren Glanze ihr sehen müsst was ihr seht. Aber was ich doch sehe, das seh' ich und was hin- dert mich, dass ich es nicht auch sage?
Noch hab' ich, so lange ich hören und sehen kann, von keinem klugen Feldherrn gelesen oder gehört, der einen grossen, gemischten, zusammengerafften Haufen lieber angeführt hätte, als ein kleines, wohlgeübtes, ausgesuchtes Heer
weiſen die Politiker; das Jſt wahr, das Soll wahr ſeyn! — Jch bin wohl ſehr einfäl- tig, daſs ich das nicht begreifen, und ſehr eigenſinnig, daſs ich es nicht für wahr hal- ten kann! Genug ich kann’s nicht! Und wie könnt’ ich es auch? Meinen einſamen, nächtlichen Fusſteig erhellet nur Ein Stral, unter welchem ich ſehn kann was ich ſehe; an eurem Himmel aber, ihr Weiſen Dieſer Erde! laufen tauſend Sonnen herum, die euch leuchten, die euch wärmen, in deren Glanze ihr ſehen müſst was ihr ſeht. Aber was ich doch ſehe, das ſeh’ ich und was hin- dert mich, daſs ich es nicht auch ſage?
Noch hab’ ich, ſo lange ich hören und ſehen kann, von keinem klugen Feldherrn geleſen oder gehört, der einen groſsen, gemiſchten, zuſammengerafften Haufen lieber angeführt hätte, als ein kleines, wohlgeübtes, ausgeſuchtes Heer
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weiſen die Politiker; das Jſt wahr, das Soll
wahr ſeyn! — Jch bin wohl ſehr einfäl-
tig, daſs ich das nicht begreifen, und ſehr
eigenſinnig, daſs ich es nicht für wahr hal-
ten kann! Genug ich kann’s nicht! Und
wie könnt’ ich es auch? Meinen einſamen,
nächtlichen Fusſteig erhellet nur Ein Stral,
unter welchem ich ſehn kann was ich ſehe;
an eurem Himmel aber, ihr Weiſen Dieſer
Erde! laufen tauſend Sonnen herum, die
euch leuchten, die euch wärmen, in deren
Glanze ihr ſehen müſst was ihr ſeht. Aber
was ich doch ſehe, das ſeh’ ich und was hin-
dert mich, daſs ich es nicht auch ſage?
Noch hab’ ich, ſo lange ich hören
und ſehen kann, von keinem klugen
Feldherrn geleſen oder gehört, der einen
groſsen, gemiſchten, zuſammengerafften
Haufen lieber angeführt hätte, als ein
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/205>, abgerufen am 16.02.2025.
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