Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.Der siebenundzwanzigste Spatziergang. Jst denn die ganze Masse meiner morali- Der ſiebenundzwanzigſte Spatziergang. Jſt denn die ganze Maſſe meiner morali- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="216"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der ſiebenundzwanzigſte<lb/> Spatziergang.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">J</hi>ſt denn die ganze Maſſe meiner morali-<lb/> ſchen Lebensgeiſter verderbt? Findet ſich<lb/> in meinen Abſichten nichts Gutes; oder<lb/> wenn es ſich darin findet, iſt es villeicht ſo<lb/> wenig, daſs es gar nicht in Rechnung ge-<lb/> bracht werden darf? Soll ich mich im Ernſt<lb/> für ſo überwiegend böſe halten? — ſo<lb/> wär’ ich ein Ungeheuer, ſo ſetzt’ ich mich<lb/> eigenwillig zur unterſten Stufe des Elends<lb/> herab, ſo gäb’ ich allen Troſt auf, ſo entſagt’<lb/> ich einem jeden Schimmer von Hoffnung.<lb/> Der Teufel ſelbſt kann ſo böſe, ſo elend nicht<lb/> gedacht werden! — Nein! ich bin nicht<lb/> zu allem Guten verwahrloſet, und wenn<lb/> ich nicht immer nach den beſten Motiven<lb/> handle, ſo handle ich doch auch nicht nach<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0224]
Der ſiebenundzwanzigſte
Spatziergang.
Jſt denn die ganze Maſſe meiner morali-
ſchen Lebensgeiſter verderbt? Findet ſich
in meinen Abſichten nichts Gutes; oder
wenn es ſich darin findet, iſt es villeicht ſo
wenig, daſs es gar nicht in Rechnung ge-
bracht werden darf? Soll ich mich im Ernſt
für ſo überwiegend böſe halten? — ſo
wär’ ich ein Ungeheuer, ſo ſetzt’ ich mich
eigenwillig zur unterſten Stufe des Elends
herab, ſo gäb’ ich allen Troſt auf, ſo entſagt’
ich einem jeden Schimmer von Hoffnung.
Der Teufel ſelbſt kann ſo böſe, ſo elend nicht
gedacht werden! — Nein! ich bin nicht
zu allem Guten verwahrloſet, und wenn
ich nicht immer nach den beſten Motiven
handle, ſo handle ich doch auch nicht nach
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