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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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Fehler deines Feindes, und stelle dir sein
Gutes klar vor! Gewiss! du wirst ihn um
des Guten willen lieben, du wirst sein Glück
wollen, du wirst es befödern. Jch kom-
me zu meiner Erfahrung zurück. Jeder
Mensch hat seine gute Seite. Der Teufel
selbst ist nicht durchaus böse. Man be-
trüge sich nur selbst nicht; man sehe ohne
Leidenschaft, man richte ohne Vorurtheile,
und so sehe man einem Bösewicht jeder
Art ins Gesicht. Es sind noch Züge seiner
angebornen Güte vorhanden, so versteckt
sie auch nur immer seyn mögen. Jch kann
mich auf einen jeden guten Geschichtschrei-
ber berufen, der ohne Parteylichkeit gelobt
und getadelt hat. Der beste Fürst hatte
seine Fehler und die Nerone selbst waren
nicht allezeit, nicht ganz Ungeheuer.

Wer spricht nicht von Freundschaft?
Wer glaubt sie nicht zu empfinden? Wer

Fehler deines Feindes, und ſtelle dir ſein
Gutes klar vor! Gewiſs! du wirſt ihn um
des Guten willen lieben, du wirſt ſein Glück
wollen, du wirſt es befödern. Jch kom-
me zu meiner Erfahrung zurück. Jeder
Menſch hat ſeine gute Seite. Der Teufel
ſelbſt iſt nicht durchaus böſe. Man be-
trüge ſich nur ſelbſt nicht; man ſehe ohne
Leidenſchaft, man richte ohne Vorurtheile,
und ſo ſehe man einem Böſewicht jeder
Art ins Geſicht. Es ſind noch Züge ſeiner
angebornen Güte vorhanden, ſo verſteckt
ſie auch nur immer ſeyn mögen. Jch kann
mich auf einen jeden guten Geſchichtſchrei-
ber berufen, der ohne Parteylichkeit gelobt
und getadelt hat. Der beſte Fürſt hatte
ſeine Fehler und die Nerone ſelbſt waren
nicht allezeit, nicht ganz Ungeheuer.

Wer ſpricht nicht von Freundſchaft?
Wer glaubt ſie nicht zu empfinden? Wer

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[230/0238] Fehler deines Feindes, und ſtelle dir ſein Gutes klar vor! Gewiſs! du wirſt ihn um des Guten willen lieben, du wirſt ſein Glück wollen, du wirſt es befödern. Jch kom- me zu meiner Erfahrung zurück. Jeder Menſch hat ſeine gute Seite. Der Teufel ſelbſt iſt nicht durchaus böſe. Man be- trüge ſich nur ſelbſt nicht; man ſehe ohne Leidenſchaft, man richte ohne Vorurtheile, und ſo ſehe man einem Böſewicht jeder Art ins Geſicht. Es ſind noch Züge ſeiner angebornen Güte vorhanden, ſo verſteckt ſie auch nur immer ſeyn mögen. Jch kann mich auf einen jeden guten Geſchichtſchrei- ber berufen, der ohne Parteylichkeit gelobt und getadelt hat. Der beſte Fürſt hatte ſeine Fehler und die Nerone ſelbſt waren nicht allezeit, nicht ganz Ungeheuer. Wer ſpricht nicht von Freundſchaft? Wer glaubt ſie nicht zu empfinden? Wer

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/238>, abgerufen am 21.11.2024.