Namen verherrlichen wollen. Meine Se- ligkeit ist: dass ich ihn erkenne, dass ich mich an seinen Vollkommenheiten belusti- ge, dass ich ihn in seiner unendlichen, sicht- baren und unsichtbaren Welt bewundre, dass ich ihn mehr als mich selbst liebe, dass ich ihn anbete in seinen furchtbaren Ge- richten, wie in den Anstalten seiner unbe- gränzten Erbarmung. Meine Seligkeit ist: dass ich mich aus meiner ganzen vereinig- ten Kraft, obgleich in einem unendlichen Abstande von ihm, bestrebe vollkommen zu seyn, wie er ist: dass ich nicht selig al- lein bin, dass ich mein geschäfftigstes Wohl- wollen so weit ich kann verbreite, dass ich Freunde und Feinde, dass ich alle empfin- denden Wesen mit verhältnißmäßiger Lie- be umfaße. Dieß war hier mein eigent- liches Wohl. Und in diesem Verstande werd' ich auch künftig Gott schauen, werd'
Namen verherrlichen wollen. Meine Se- ligkeit iſt: daſs ich ihn erkenne, daſs ich mich an ſeinen Vollkommenheiten beluſti- ge, daſs ich ihn in ſeiner unendlichen, ſicht- baren und unſichtbaren Welt bewundre, daſs ich ihn mehr als mich ſelbſt liebe, daſs ich ihn anbete in ſeinen furchtbaren Ge- richten, wie in den Anſtalten ſeiner unbe- gränzten Erbarmung. Meine Seligkeit iſt: daſs ich mich aus meiner ganzen vereinig- ten Kraft, obgleich in einem unendlichen Abſtande von ihm, beſtrebe vollkommen zu ſeyn, wie er iſt: daſs ich nicht ſelig al- lein bin, daſs ich mein geſchäfftigſtes Wohl- wollen ſo weit ich kann verbreite, daſs ich Freunde und Feinde, daſs ich alle empfin- denden Weſen mit verhältnißmäßiger Lie- be umfaße. Dieß war hier mein eigent- liches Wohl. Und in dieſem Verſtande werd’ ich auch künftig Gott ſchauen, werd’
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Namen verherrlichen wollen. Meine Se-
ligkeit iſt: daſs ich ihn erkenne, daſs ich
mich an ſeinen Vollkommenheiten beluſti-
ge, daſs ich ihn in ſeiner unendlichen, ſicht-
baren und unſichtbaren Welt bewundre,
daſs ich ihn mehr als mich ſelbſt liebe, daſs
ich ihn anbete in ſeinen furchtbaren Ge-
richten, wie in den Anſtalten ſeiner unbe-
gränzten Erbarmung. Meine Seligkeit iſt:
daſs ich mich aus meiner ganzen vereinig-
ten Kraft, obgleich in einem unendlichen
Abſtande von ihm, beſtrebe vollkommen
zu ſeyn, wie er iſt: daſs ich nicht ſelig al-
lein bin, daſs ich mein geſchäfftigſtes Wohl-
wollen ſo weit ich kann verbreite, daſs ich
Freunde und Feinde, daſs ich alle empfin-
denden Weſen mit verhältnißmäßiger Lie-
be umfaße. Dieß war hier mein eigent-
liches Wohl. Und in dieſem Verſtande
werd’ ich auch künftig Gott ſchauen, werd’
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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