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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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Namen verherrlichen wollen. Meine Se-
ligkeit ist: dass ich ihn erkenne, dass ich
mich an seinen Vollkommenheiten belusti-
ge, dass ich ihn in seiner unendlichen, sicht-
baren und unsichtbaren Welt bewundre,
dass ich ihn mehr als mich selbst liebe, dass
ich ihn anbete in seinen furchtbaren Ge-
richten, wie in den Anstalten seiner unbe-
gränzten Erbarmung. Meine Seligkeit ist:
dass ich mich aus meiner ganzen vereinig-
ten Kraft, obgleich in einem unendlichen
Abstande von ihm, bestrebe vollkommen
zu seyn, wie er ist: dass ich nicht selig al-
lein bin, dass ich mein geschäfftigstes Wohl-
wollen so weit ich kann verbreite, dass ich
Freunde und Feinde, dass ich alle empfin-
denden Wesen mit verhältnißmäßiger Lie-
be umfaße. Dieß war hier mein eigent-
liches Wohl. Und in diesem Verstande
werd' ich auch künftig Gott schauen, werd'

Namen verherrlichen wollen. Meine Se-
ligkeit iſt: daſs ich ihn erkenne, daſs ich
mich an ſeinen Vollkommenheiten beluſti-
ge, daſs ich ihn in ſeiner unendlichen, ſicht-
baren und unſichtbaren Welt bewundre,
daſs ich ihn mehr als mich ſelbſt liebe, daſs
ich ihn anbete in ſeinen furchtbaren Ge-
richten, wie in den Anſtalten ſeiner unbe-
gränzten Erbarmung. Meine Seligkeit iſt:
daſs ich mich aus meiner ganzen vereinig-
ten Kraft, obgleich in einem unendlichen
Abſtande von ihm, beſtrebe vollkommen
zu ſeyn, wie er iſt: daſs ich nicht ſelig al-
lein bin, daſs ich mein geſchäfftigſtes Wohl-
wollen ſo weit ich kann verbreite, daſs ich
Freunde und Feinde, daſs ich alle empfin-
denden Weſen mit verhältnißmäßiger Lie-
be umfaße. Dieß war hier mein eigent-
liches Wohl. Und in dieſem Verſtande
werd’ ich auch künftig Gott ſchauen, werd’

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[138/0144] Namen verherrlichen wollen. Meine Se- ligkeit iſt: daſs ich ihn erkenne, daſs ich mich an ſeinen Vollkommenheiten beluſti- ge, daſs ich ihn in ſeiner unendlichen, ſicht- baren und unſichtbaren Welt bewundre, daſs ich ihn mehr als mich ſelbſt liebe, daſs ich ihn anbete in ſeinen furchtbaren Ge- richten, wie in den Anſtalten ſeiner unbe- gränzten Erbarmung. Meine Seligkeit iſt: daſs ich mich aus meiner ganzen vereinig- ten Kraft, obgleich in einem unendlichen Abſtande von ihm, beſtrebe vollkommen zu ſeyn, wie er iſt: daſs ich nicht ſelig al- lein bin, daſs ich mein geſchäfftigſtes Wohl- wollen ſo weit ich kann verbreite, daſs ich Freunde und Feinde, daſs ich alle empfin- denden Weſen mit verhältnißmäßiger Lie- be umfaße. Dieß war hier mein eigent- liches Wohl. Und in dieſem Verſtande werd’ ich auch künftig Gott ſchauen, werd’

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/144>, abgerufen am 21.11.2024.