Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

ter vielen andern Besuchen, sich auch ein
gewißer Fähnrich von N** auf dem Gute
des Herrn von Z*** einfand. Die Frau
von Z*** hatte diesen jungen Herrn schon
in Dresden gekannt und er hatte das Glück
gehabt ihr vor allen Fähnrichen ihrer Be-
kanntschaft vorzüglich zu gefallen. Nun
war der Herr von N** allerdings ein recht
feiner junger Mensch, und man hätte ihn
mit den Augen des Neides ansehen müs-
sen, um ihn anders finden zu wollen. Kam
er dem Herrn von Z*** gleich an körper-
licher Schönheit nicht bey, so übertraf er
ihn gewiß in einer jeden andern Absicht.
Er war der angenehmste Gesellschafter; sei-
ne Manieren waren ausnehmend gefällig;
sein Witz unerschöpflich. Er hatte die be-
sten Schriften der Neuern, und am fleis-
sigsten die ersten Wielandischen gelesen.
Daher sein Enthusiasmus in der Freund-

ter vielen andern Beſuchen, ſich auch ein
gewißer Fähnrich von N** auf dem Gute
des Herrn von Z*** einfand. Die Frau
von Z*** hatte dieſen jungen Herrn ſchon
in Dreſden gekannt und er hatte das Glück
gehabt ihr vor allen Fähnrichen ihrer Be-
kanntſchaft vorzüglich zu gefallen. Nun
war der Herr von N** allerdings ein recht
feiner junger Menſch, und man hätte ihn
mit den Augen des Neides anſehen müſ-
ſen, um ihn anders finden zu wollen. Kam
er dem Herrn von Z*** gleich an körper-
licher Schönheit nicht bey, ſo übertraf er
ihn gewiß in einer jeden andern Abſicht.
Er war der angenehmſte Geſellſchafter; ſei-
ne Manieren waren ausnehmend gefällig;
ſein Witz unerſchöpflich. Er hatte die be-
ſten Schriften der Neuern, und am fleiſ-
ſigſten die erſten Wielandiſchen geleſen.
Daher ſein Enthuſiaſmus in der Freund-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0044" n="38"/>
ter vielen andern Be&#x017F;uchen, &#x017F;ich auch ein<lb/>
gewißer Fähnrich von N<hi rendition="#sup">**</hi> auf dem Gute<lb/>
des Herrn von Z<hi rendition="#sup">***</hi> einfand. Die Frau<lb/>
von Z<hi rendition="#sup">***</hi> hatte die&#x017F;en jungen Herrn &#x017F;chon<lb/>
in Dre&#x017F;den gekannt und er hatte das Glück<lb/>
gehabt ihr vor allen Fähnrichen ihrer Be-<lb/>
kannt&#x017F;chaft vorzüglich zu gefallen. Nun<lb/>
war der Herr von N<hi rendition="#sup">**</hi> allerdings ein recht<lb/>
feiner junger Men&#x017F;ch, und man hätte ihn<lb/>
mit den Augen des Neides an&#x017F;ehen mü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, um ihn anders finden zu wollen. Kam<lb/>
er dem Herrn von Z<hi rendition="#sup">***</hi> gleich an körper-<lb/>
licher Schönheit nicht bey, &#x017F;o übertraf er<lb/>
ihn gewiß in einer jeden andern Ab&#x017F;icht.<lb/>
Er war der angenehm&#x017F;te Ge&#x017F;ell&#x017F;chafter; &#x017F;ei-<lb/>
ne Manieren waren ausnehmend gefällig;<lb/>
&#x017F;ein Witz uner&#x017F;chöpflich. Er hatte die be-<lb/>
&#x017F;ten Schriften der Neuern, und am flei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig&#x017F;ten die er&#x017F;ten Wielandi&#x017F;chen gele&#x017F;en.<lb/>
Daher &#x017F;ein Enthu&#x017F;ia&#x017F;mus in der Freund-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0044] ter vielen andern Beſuchen, ſich auch ein gewißer Fähnrich von N** auf dem Gute des Herrn von Z*** einfand. Die Frau von Z*** hatte dieſen jungen Herrn ſchon in Dreſden gekannt und er hatte das Glück gehabt ihr vor allen Fähnrichen ihrer Be- kanntſchaft vorzüglich zu gefallen. Nun war der Herr von N** allerdings ein recht feiner junger Menſch, und man hätte ihn mit den Augen des Neides anſehen müſ- ſen, um ihn anders finden zu wollen. Kam er dem Herrn von Z*** gleich an körper- licher Schönheit nicht bey, ſo übertraf er ihn gewiß in einer jeden andern Abſicht. Er war der angenehmſte Geſellſchafter; ſei- ne Manieren waren ausnehmend gefällig; ſein Witz unerſchöpflich. Er hatte die be- ſten Schriften der Neuern, und am fleiſ- ſigſten die erſten Wielandiſchen geleſen. Daher ſein Enthuſiaſmus in der Freund-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/44
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/44>, abgerufen am 21.11.2024.