sich dieß alles allein mit seiner Iugend und mit seiner Unerfahrenheit entschuldigen lies- se. Das wenigste was er thun könne, sey: dass er einen Ort vermiede, den er schul- diger, oder unschuldiger Weise mit Kummer erfüllt habe. Ueberhaupt sey er zu der strengsten Ersetzung alles angerichteten Schadens bey seinem Gewißen und bey seiner Ehre verbunden, wenn es anders in seinem Vermögen stünde etwas dabey zu thun. Ich hatte inzwischen ein Pferd für ihn besorgen laßen, und ich sah' ihn, nach einem abermaligen Kampfe mit seinem wi- derstrebenden Herzen, noch vor Abend, unter dem Geleite seiner siegenden Ver- nunft, auf der großen Straße nach Dres- den. Ich begab mich nun ohne Anstand zu dem Herrn von Z***. Hier fand ich andere Schwierigkeiten zu bestreiten, eine unendlich größere tiefeingewurzelte Lei-
ſich dieß alles allein mit ſeiner Iugend und mit ſeiner Unerfahrenheit entſchuldigen lieſ- ſe. Das wenigſte was er thun könne, ſey: daſs er einen Ort vermiede, den er ſchul- diger, oder unſchuldiger Weiſe mit Kummer erfüllt habe. Ueberhaupt ſey er zu der ſtrengſten Erſetzung alles angerichteten Schadens bey ſeinem Gewißen und bey ſeiner Ehre verbunden, wenn es anders in ſeinem Vermögen ſtünde etwas dabey zu thun. Ich hatte inzwiſchen ein Pferd für ihn beſorgen laßen, und ich ſah’ ihn, nach einem abermaligen Kampfe mit ſeinem wi- derſtrebenden Herzen, noch vor Abend, unter dem Geleite ſeiner ſiegenden Ver- nunft, auf der großen Straße nach Dreſ- den. Ich begab mich nun ohne Anſtand zu dem Herrn von Z***. Hier fand ich andere Schwierigkeiten zu beſtreiten, eine unendlich größere tiefeingewurzelte Lei-
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ſich dieß alles allein mit ſeiner Iugend und
mit ſeiner Unerfahrenheit entſchuldigen lieſ-
ſe. Das wenigſte was er thun könne, ſey:
daſs er einen Ort vermiede, den er ſchul-
diger, oder unſchuldiger Weiſe mit Kummer
erfüllt habe. Ueberhaupt ſey er zu der
ſtrengſten Erſetzung alles angerichteten
Schadens bey ſeinem Gewißen und bey
ſeiner Ehre verbunden, wenn es anders in
ſeinem Vermögen ſtünde etwas dabey zu
thun. Ich hatte inzwiſchen ein Pferd für
ihn beſorgen laßen, und ich ſah’ ihn, nach
einem abermaligen Kampfe mit ſeinem wi-
derſtrebenden Herzen, noch vor Abend,
unter dem Geleite ſeiner ſiegenden Ver-
nunft, auf der großen Straße nach Dreſ-
den. Ich begab mich nun ohne Anſtand
zu dem Herrn von Z***. Hier fand ich
andere Schwierigkeiten zu beſtreiten, eine
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/66>, abgerufen am 18.05.2024.
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