wolle er sich inzwischen von ihr nicht las- sen. Die ihr angewiesene Wohnung solle ausgebessert, und ihr ein mäßiges Iahrgeld ausgesetzt werden, mit welchem sie sich an eine regelmäßigere Wirthschaft gewöh- nen könnte. Uebrigens erwarte er, dass sie alle Gelegenheiten ihm zu Gesichte zu kommen geflißentlich vermeiden, und am allerwenigsten sich gelüsten laßen werde seine Schwelle zu betreten. In diesen Be- schuldigungen war in der That viel wahres; die Frau von Z*** konnte selbst nicht umhin es zuzugeben. Sie behauptete aber, dass, da sie sich von der schwersten Ankla- ge frey machen könne, sie des übrigen wegen, eine viel zu harte, und durchaus unausstehliche Begegnung erdulden müße. Unter mehreren Mitteln, die sie zu ihrer Wiederherstellung ergreiffen wollte, konnt' ich nur das Einzige billigen: dass sie sich
wolle er ſich inzwiſchen von ihr nicht laſ- ſen. Die ihr angewieſene Wohnung ſolle ausgebeſſert, und ihr ein mäßiges Iahrgeld ausgeſetzt werden, mit welchem ſie ſich an eine regelmäßigere Wirthſchaft gewöh- nen könnte. Uebrigens erwarte er, daſs ſie alle Gelegenheiten ihm zu Geſichte zu kommen geflißentlich vermeiden, und am allerwenigſten ſich gelüſten laßen werde ſeine Schwelle zu betreten. In dieſen Be- ſchuldigungen war in der That viel wahres; die Frau von Z*** konnte ſelbſt nicht umhin es zuzugeben. Sie behauptete aber, daſs, da ſie ſich von der ſchwerſten Ankla- ge frey machen könne, ſie des übrigen wegen, eine viel zu harte, und durchaus unausſtehliche Begegnung erdulden müße. Unter mehreren Mitteln, die ſie zu ihrer Wiederherſtellung ergreiffen wollte, konnt’ ich nur das Einzige billigen: daſs ſie ſich
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wolle er ſich inzwiſchen von ihr nicht laſ-
ſen. Die ihr angewieſene Wohnung ſolle
ausgebeſſert, und ihr ein mäßiges Iahrgeld
ausgeſetzt werden, mit welchem ſie ſich
an eine regelmäßigere Wirthſchaft gewöh-
nen könnte. Uebrigens erwarte er, daſs
ſie alle Gelegenheiten ihm zu Geſichte zu
kommen geflißentlich vermeiden, und am
allerwenigſten ſich gelüſten laßen werde
ſeine Schwelle zu betreten. In dieſen Be-
ſchuldigungen war in der That viel wahres;
die Frau von Z*** konnte ſelbſt nicht
umhin es zuzugeben. Sie behauptete aber,
daſs, da ſie ſich von der ſchwerſten Ankla-
ge frey machen könne, ſie des übrigen
wegen, eine viel zu harte, und durchaus
unausſtehliche Begegnung erdulden müße.
Unter mehreren Mitteln, die ſie zu ihrer
Wiederherſtellung ergreiffen wollte, konnt’
ich nur das Einzige billigen: daſs ſie ſich
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/68>, abgerufen am 25.05.2024.
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