Keine Nation ist sich selbst so gleich in allen ihren Mitgliedern, daß nicht unter mehrern Individuen auch ohne Knochen- Krankheiten, und andere gewaltsame Ver- letzungen beträchtliche unterschiede in An- sehung der ganzen Natur, und besonders der Bildung einzelner Theile des Cörpers eintreten sollten; und eben deßwegen ist es nothwendig, daß wenn man sich eine an- schauliche Kenntniß von den unterschei- denden Eigenthümlichkeiten ganzer Natio- nen verschaffen will, man nicht bloß eini- ge Schädel, sondern viele Individua beobachte, und mit einander vergleiche.
Eben die unwiderredliche Wahr- heit auch dieser vortreflichen Bemer- kung ist längst Ursache gewesen, dass ich mich bey meinen Sammlun- gen bey leibe nicht blos auf Schedel allein eingeschränkt, sondern alles was zum Studium dieses Theils der Thiergeschichte gehört, Embryonen> allerhand weiche Theile des Körpers, Haare etc. so wie auch Gypsabgüsse,
Keine Nation ist sich selbst so gleich in allen ihren Mitgliedern, daß nicht unter mehrern Individuen auch ohne Knochen- Krankheiten, und andere gewaltsame Ver- letzungen beträchtliche unterschiede in An- sehung der ganzen Natur, und besonders der Bildung einzelner Theile des Cörpers eintreten sollten; und eben deßwegen ist es nothwendig, daß wenn man sich eine an- schauliche Kenntniß von den unterschei- denden Eigenthümlichkeiten ganzer Natio- nen verschaffen will, man nicht bloß eini- ge Schädel, sondern viele Individua beobachte, und mit einander vergleiche.
Eben die unwiderredliche Wahr- heit auch dieser vortreflichen Bemer- kung ist längst Ursache gewesen, dass ich mich bey meinen Sammlun- gen bey leibe nicht blos auf Schedel allein eingeschränkt, sondern alles was zum Studium dieses Theils der Thiergeschichte gehört, Embryonen> allerhand weiche Theile des Körpers, Haare ꝛc. so wie auch Gypsabgüsse,
<TEI><textxml:id="blume000111"><body><divxml:id="bl000111_11"type="part"n="1"><pbfacs="#f0086"xml:id="pb074_0001"n="74"/><prendition="#l1em #small #gothic">Keine Nation ist sich selbst so gleich in<lb/>
allen ihren Mitgliedern, daß nicht unter<lb/>
mehrern Individuen auch ohne Knochen-<lb/>
Krankheiten, und andere gewaltsame Ver-<lb/>
letzungen beträchtliche unterschiede in An-<lb/>
sehung der ganzen Natur, und besonders<lb/>
der Bildung einzelner Theile des Cörpers<lb/>
eintreten sollten; und eben deßwegen ist es<lb/>
nothwendig, daß wenn man sich eine <hirendition="#g">an-<lb/>
schauliche</hi> Kenntniß von den unterschei-<lb/>
denden Eigenthümlichkeiten ganzer Natio-<lb/>
nen verschaffen will, man nicht bloß eini-<lb/>
ge Schädel, sondern viele Individua<lb/>
beobachte, und mit einander vergleiche.</p><p>Eben die unwiderredliche Wahr-<lb/>
heit auch <hirendition="#i">dieser</hi> vortreflichen Bemer-<lb/>
kung ist längst Ursache gewesen,<lb/>
dass ich mich bey meinen Sammlun-<lb/>
gen bey leibe nicht blos auf Schedel<lb/>
allein eingeschränkt, sondern alles<lb/>
was zum Studium dieses Theils der<lb/>
Thiergeschichte gehört, Embryonen><lb/>
allerhand weiche Theile des Körpers,<lb/>
Haare ꝛc. so wie auch Gypsabgüsse,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[74/0086]
Keine Nation ist sich selbst so gleich in
allen ihren Mitgliedern, daß nicht unter
mehrern Individuen auch ohne Knochen-
Krankheiten, und andere gewaltsame Ver-
letzungen beträchtliche unterschiede in An-
sehung der ganzen Natur, und besonders
der Bildung einzelner Theile des Cörpers
eintreten sollten; und eben deßwegen ist es
nothwendig, daß wenn man sich eine an-
schauliche Kenntniß von den unterschei-
denden Eigenthümlichkeiten ganzer Natio-
nen verschaffen will, man nicht bloß eini-
ge Schädel, sondern viele Individua
beobachte, und mit einander vergleiche.
Eben die unwiderredliche Wahr-
heit auch dieser vortreflichen Bemer-
kung ist längst Ursache gewesen,
dass ich mich bey meinen Sammlun-
gen bey leibe nicht blos auf Schedel
allein eingeschränkt, sondern alles
was zum Studium dieses Theils der
Thiergeschichte gehört, Embryonen>
allerhand weiche Theile des Körpers,
Haare ꝛc. so wie auch Gypsabgüsse,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Beyträge zur Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1790, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_beytraege0101_1790/86>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.