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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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*), fer-
ner die Kniescheibe, das Kuckucksbein, und
die Sesamsbeinchen an Füssen und Händen ge-
hören, von welchen die letztern meist gar erst
im männlichen Alter oder auch nie, sich zeigen.

§. 20.

Manche erhalten erst sehr späte ihre voll-
kommene Ausbildung, wie z. B. das Sieb-
bein u. a. zur innern Nase gehörige Kno-
chen: da hingegen andere, wie die Schlüs-
selbeine und Rippen schon in den ersten Mo-
naten nach der Empfängnis fast ganz ihre be-
stimmte Gestalt bekommen. Am auffallend-
sten aber ist diese frühzeitige Vervollkommung
bey den innern Gehörwerkzeugen im Felsen-
beine, die schon im fünften, sechsten Monat,
nicht nur ihre gehörige Form, sondern sogar
fast ihre vollkommne Größe erreichen*)

*) wie es die Lebensart des zarten Kindes mit sich
bringt, das zwar in seinen ersten Lebensjahren
wenig Kraft mit seinen Händchen - aber desto
mehr mit seinen Füssen ausüben; damit auftreten,
den Körper damit stützen soll u. s. w. Eine Be-
merkung, die wol so wie viele andere der Art
dem vormaligen Lehrer der Anatomie zu Pavia P.
Moscati nicht beygefallen war, als er vor zwölf
Jahren irre wurde, oh die Menschen auf zwey
Beinen, oder lieber auf allen vieren zu laufen
bestimmt wären?
*) Wahrscheinlich weil das einmahl verknöcherte Fel-
senbein bey seinem zusammengesetzten wunderbaren

*), fer-
ner die Kniescheibe, das Kuckucksbein, und
die Sesamsbeinchen an Füssen und Händen ge-
hören, von welchen die letztern meist gar erst
im männlichen Alter oder auch nie, sich zeigen.

§. 20.

Manche erhalten erst sehr späte ihre voll-
kommene Ausbildung, wie z. B. das Sieb-
bein u. a. zur innern Nase gehörige Kno-
chen: da hingegen andere, wie die Schlüs-
selbeine und Rippen schon in den ersten Mo-
naten nach der Empfängnis fast ganz ihre be-
stimmte Gestalt bekommen. Am auffallend-
sten aber ist diese frühzeitige Vervollkommung
bey den innern Gehörwerkzeugen im Felsen-
beine, die schon im fünften, sechsten Monat,
nicht nur ihre gehörige Form, sondern sogar
fast ihre vollkommne Größe erreichen*)

*) wie es die Lebensart des zarten Kindes mit sich
bringt, das zwar in seinen ersten Lebensjahren
wenig Kraft mit seinen Händchen – aber desto
mehr mit seinen Füssen ausüben; damit auftreten,
den Körper damit stützen soll u. s. w. Eine Be-
merkung, die wol so wie viele andere der Art
dem vormaligen Lehrer der Anatomie zu Pavia P.
Moscati nicht beygefallen war, als er vor zwölf
Jahren irre wurde, oh die Menschen auf zwey
Beinen, oder lieber auf allen vieren zu laufen
bestimmt wären?
*) Wahrscheinlich weil das einmahl verknöcherte Fel-
senbein bey seinem zusammengesetzten wunderbaren
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[17/0049] *), fer- ner die Kniescheibe, das Kuckucksbein, und die Sesamsbeinchen an Füssen und Händen ge- hören, von welchen die letztern meist gar erst im männlichen Alter oder auch nie, sich zeigen. §. 20. Manche erhalten erst sehr späte ihre voll- kommene Ausbildung, wie z. B. das Sieb- bein u. a. zur innern Nase gehörige Kno- chen: da hingegen andere, wie die Schlüs- selbeine und Rippen schon in den ersten Mo- naten nach der Empfängnis fast ganz ihre be- stimmte Gestalt bekommen. Am auffallend- sten aber ist diese frühzeitige Vervollkommung bey den innern Gehörwerkzeugen im Felsen- beine, die schon im fünften, sechsten Monat, nicht nur ihre gehörige Form, sondern sogar fast ihre vollkommne Größe erreichen *) *) wie es die Lebensart des zarten Kindes mit sich bringt, das zwar in seinen ersten Lebensjahren wenig Kraft mit seinen Händchen – aber desto mehr mit seinen Füssen ausüben; damit auftreten, den Körper damit stützen soll u. s. w. Eine Be- merkung, die wol so wie viele andere der Art dem vormaligen Lehrer der Anatomie zu Pavia P. Moscati nicht beygefallen war, als er vor zwölf Jahren irre wurde, oh die Menschen auf zwey Beinen, oder lieber auf allen vieren zu laufen bestimmt wären? *) Wahrscheinlich weil das einmahl verknöcherte Fel- senbein bey seinem zusammengesetzten wunderbaren

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/49>, abgerufen am 03.12.2024.