Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
§. 54.

So wie endlich im hohen Alter das ganze
Nutritions-Geschäffte unvollkommner und man-
gelhafter vollzogen wird: so zeigt sich auch diese
Gebrechlichkeit der immer mehr abgestümpften
und stockenden Maschine in der bey jenen Jah-
ren sehr schwachen Ernährung der Knochen,
die zumal an den flachen Knochen der Hirn-
schaale, sehr merklich wird; als bey welchen
anfangs die Diploe schwindet*) und nachher
die Dicke der Tafeln selbst abnimmt; so daß
man nicht selten bey uralten Menschen die
Scheitelknochen fast so dünne wie Papier abge-
schliffen, und theils wohl gar durchlöchert
findet.**).

§. 55.

Alle diese angezeigten Veränderungen der
Knochen sind natürlich oder nothwendig,
wie sie der Lauf des menschlichen Lebens von
der Empfängnis bis ins höhere Alter mit sich

*) Dieses Schwinden der Diplöe kan aber auch ausser-
dem durch Krankheiten, besonders durch venerischen
Beinfras, durch Englische Krankheit u. s. w. ver-
anlaßt werden.
**) Hr. Prof. Soemmerring schreibt dieß der Resorb-
tion der Kalkerde durch die lymphatischen Gefäße
zu, die in jenen Jahren durch keinen sattsamen
Ersatz mittelst der Ernährung vergütet werde. s.
dessen Progr. de cognitionis subtil. systematis lymphat.
in medic. vsu. Cassel. 1779. pag. 12.
§. 54.

So wie endlich im hohen Alter das ganze
Nutritions-Geschäffte unvollkommner und man-
gelhafter vollzogen wird: so zeigt sich auch diese
Gebrechlichkeit der immer mehr abgestümpften
und stockenden Maschine in der bey jenen Jah-
ren sehr schwachen Ernährung der Knochen,
die zumal an den flachen Knochen der Hirn-
schaale, sehr merklich wird; als bey welchen
anfangs die Diploë schwindet*) und nachher
die Dicke der Tafeln selbst abnimmt; so daß
man nicht selten bey uralten Menschen die
Scheitelknochen fast so dünne wie Papier abge-
schliffen, und theils wohl gar durchlöchert
findet.**).

§. 55.

Alle diese angezeigten Veränderungen der
Knochen sind natürlich oder nothwendig,
wie sie der Lauf des menschlichen Lebens von
der Empfängnis bis ins höhere Alter mit sich

*) Dieses Schwinden der Diplöe kan aber auch ausser-
dem durch Krankheiten, besonders durch venerischen
Beinfras, durch Englische Krankheit u. s. w. ver-
anlaßt werden.
**) Hr. Prof. Soemmerring schreibt dieß der Resorb-
tion der Kalkerde durch die lymphatischen Gefäße
zu, die in jenen Jahren durch keinen sattsamen
Ersatz mittelst der Ernährung vergütet werde. s.
dessen Progr. de cognitionis subtil. systematis lymphat.
in medic. vsu. Cassel. 1779. pag. 12.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000062">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0072" xml:id="pb040_0001" n="40"/>
            <head rendition="#c">§. 54.</head><lb/>
            <p>So wie endlich im hohen Alter das ganze<lb/>
Nutritions-Geschäffte unvollkommner und man-<lb/>
gelhafter vollzogen wird: so zeigt sich auch diese<lb/>
Gebrechlichkeit der immer mehr abgestümpften<lb/>
und stockenden Maschine in der bey jenen Jah-<lb/>
ren sehr schwachen Ernährung der Knochen,<lb/>
die zumal an den flachen Knochen der Hirn-<lb/>
schaale, sehr merklich wird; als bey welchen<lb/>
anfangs die Diploë schwindet<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Dieses Schwinden der Diplöe kan aber auch ausser-<lb/>
dem durch Krankheiten, besonders durch venerischen<lb/>
Beinfras, durch Englische Krankheit u. s. w. ver-<lb/>
anlaßt werden.</p></note> und nachher<lb/>
die Dicke der Tafeln selbst abnimmt; so daß<lb/>
man nicht selten bey uralten Menschen die<lb/>
Scheitelknochen fast so dünne wie Papier abge-<lb/>
schliffen, und theils wohl gar durchlöchert<lb/>
findet.<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Hr. Prof. Soemmerring schreibt dieß der Resorb-<lb/>
tion der Kalkerde durch die lymphatischen Gefäße<lb/>
zu, die in jenen Jahren durch keinen sattsamen<lb/>
Ersatz mittelst der Ernährung vergütet werde. s.<lb/>
dessen Progr. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de cognitionis subtil. systematis lymphat.<lb/>
in medic. vsu</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Cassel</hi>. 1779. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 12.</p></note>.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 55.</head><lb/>
            <p>Alle diese angezeigten Veränderungen der<lb/>
Knochen sind natürlich oder nothwendig,<lb/>
wie sie der Lauf des menschlichen Lebens von<lb/>
der Empfängnis bis ins höhere Alter mit sich<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0072] §. 54. So wie endlich im hohen Alter das ganze Nutritions-Geschäffte unvollkommner und man- gelhafter vollzogen wird: so zeigt sich auch diese Gebrechlichkeit der immer mehr abgestümpften und stockenden Maschine in der bey jenen Jah- ren sehr schwachen Ernährung der Knochen, die zumal an den flachen Knochen der Hirn- schaale, sehr merklich wird; als bey welchen anfangs die Diploë schwindet *) und nachher die Dicke der Tafeln selbst abnimmt; so daß man nicht selten bey uralten Menschen die Scheitelknochen fast so dünne wie Papier abge- schliffen, und theils wohl gar durchlöchert findet. **). §. 55. Alle diese angezeigten Veränderungen der Knochen sind natürlich oder nothwendig, wie sie der Lauf des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis ins höhere Alter mit sich *) Dieses Schwinden der Diplöe kan aber auch ausser- dem durch Krankheiten, besonders durch venerischen Beinfras, durch Englische Krankheit u. s. w. ver- anlaßt werden. **) Hr. Prof. Soemmerring schreibt dieß der Resorb- tion der Kalkerde durch die lymphatischen Gefäße zu, die in jenen Jahren durch keinen sattsamen Ersatz mittelst der Ernährung vergütet werde. s. dessen Progr. de cognitionis subtil. systematis lymphat. in medic. vsu. Cassel. 1779. pag. 12.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen: Projektträger
Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Bearbeiter des Projekts Johann Friedrich Blumenbach – online: Bearbeitung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/72
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/72>, abgerufen am 16.02.2025.