Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.§. 274. Diese Form des Beckens ist dem Men- b) Ein Blick in die osteologia comparata zeigt dieß
aufs unverkennbarste. Bey allen Quadrupeden, aber auch selbst bey den Menschenähnlichern Qua- drumanen ist das Becken in Verhältniß länglich- ter, schmahler, conischer, mit den Hüften bey weitem nicht so divergirend als beym Menschen. Man sehe z. B. die Abbildungen des Beckens vom Orang-Utang in Camper's Naturgeschichte dieses Thiers tab. III. fig. 7. und vom Schim- panse bey Tyson a. a. O. fig. 5.Am Royterschen Affengerippe (bey seiner analogia oss. humanor. simiae et verae et cau- datae, atque vulpis) taugt hingegen das Becken gerade nichts, da die ungenannten Beine durch ein seltsames Versehen bey der Zusammensetzung völlig verkehrt gestellt worden, mit den Hüftbeinen nach unten, mit den Sitzbeinen nach oben etc.Ueber die mannichfaltigen besondern Verschie- denheiten im Baue des Beckens bey den Säuge- thieren und bey den Vögeln vergleiche man die zahlreichen und überaus genauen Abbildungen bey Royter an seiner Ausg. von fallopii lection. de partib. similar. und in Joh. Dan. Meyer Vorstellung allerhand Thiere nebst ihren Skeleten.Unter den vierfüßigen Säugethieren hat der Maulwurf wohl eins der sonderbarsten Becken. Es ist so eng und schmahl, daß es außer einigen schlanken Muskeln, blos Nerven und Blutgefäße zu fassen im Stande ist, hingegen die Geburts- theile u. a. benachbarte Eingeweide außerhalb der Schambeine liegen müssen. §. 274. Diese Form des Beckens ist dem Men- b) Ein Blick in die osteologia comparata zeigt dieß
aufs unverkennbarste. Bey allen Quadrupeden, aber auch selbst bey den Menschenähnlichern Qua- drumanen ist das Becken in Verhältniß länglich- ter, schmahler, conischer, mit den Hüften bey weitem nicht so divergirend als beym Menschen. Man sehe z. B. die Abbildungen des Beckens vom Orang-Utang in Camper's Naturgeschichte dieses Thiers tab. III. fig. 7. und vom Schim- panse bey Tyson a. a. O. fig. 5.Am Royterschen Affengerippe (bey seiner analogia oss. humanor. simiae et verae et cau- datae, atque vulpis) taugt hingegen das Becken gerade nichts, da die ungenannten Beine durch ein seltsames Versehen bey der Zusammensetzung völlig verkehrt gestellt worden, mit den Hüftbeinen nach unten, mit den Sitzbeinen nach oben ꝛc.Ueber die mannichfaltigen besondern Verschie- denheiten im Baue des Beckens bey den Säuge- thieren und bey den Vögeln vergleiche man die zahlreichen und überaus genauen Abbildungen bey Royter an seiner Ausg. von fallopii lection. de partib. similar. und in Joh. Dan. Meyer Vorstellung allerhand Thiere nebst ihren Skeleten.Unter den vierfüßigen Säugethieren hat der Maulwurf wohl eins der sonderbarsten Becken. Es ist so eng und schmahl, daß es außer einigen schlanken Muskeln, blos Nerven und Blutgefäße zu fassen im Stande ist, hingegen die Geburts- theile u. a. benachbarte Eingeweide außerhalb der Schambeine liegen müssen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0366" xml:id="pb340_0001" n="340"/> <head rendition="#c">§. 274.</head><lb/> <p>Diese Form des Beckens ist dem Men-<lb/> schen so ausschließlich eigen, daß man, so pa-<lb/> radox es auch klingt doch behaupten kann daß<lb/> außer ihm gar kein anders Thier ein Becken<lb/> (das nämlich seiner Bildung nach diesen Namen<lb/> verdient) habe<note anchored="true" place="foot" n="b)"><p>Ein Blick in die <hi rendition="#aq">osteologia comparata</hi> zeigt dieß<lb/> aufs unverkennbarste. Bey allen Quadrupeden,<lb/> aber auch selbst bey den Menschenähnlichern Qua-<lb/> drumanen ist das Becken in Verhältniß länglich-<lb/> ter, schmahler, conischer, mit den Hüften bey<lb/> weitem nicht so divergirend als beym Menschen.<lb/> Man sehe z. B. die Abbildungen des Beckens<lb/> vom Orang-Utang in Camper's Naturgeschichte<lb/> dieses Thiers <hi rendition="#aq">tab</hi>. III. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 7. und vom Schim-<lb/> panse bey Tyson a. a. O. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 5.</p><p>Am Royterschen Affengerippe (bey seiner<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">analogia oss. humanor. simiae et verae et cau-<lb/> datae, atque vulpis</hi></hi>) taugt hingegen das Becken<lb/> gerade nichts, da die ungenannten Beine durch<lb/> ein seltsames Versehen bey der Zusammensetzung<lb/> völlig verkehrt gestellt worden, mit den Hüftbeinen<lb/> nach unten, mit den Sitzbeinen nach oben ꝛc.</p><p>Ueber die mannichfaltigen besondern Verschie-<lb/> denheiten im Baue des Beckens bey den Säuge-<lb/> thieren und bey den Vögeln vergleiche man die<lb/> zahlreichen und überaus genauen Abbildungen bey<lb/> Royter an seiner Ausg. von <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">fallopii</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">lection.<lb/> de partib. similar</hi></hi>. und in Joh. Dan. Meyer<lb/> Vorstellung allerhand Thiere nebst ihren Skeleten.</p><p>Unter den vierfüßigen Säugethieren hat der<lb/> Maulwurf wohl eins der sonderbarsten Becken.<lb/> Es ist so eng und schmahl, daß es außer einigen<lb/> schlanken Muskeln, blos Nerven und Blutgefäße<lb/> zu fassen im Stande ist, hingegen die Geburts-<lb/> theile u. a. benachbarte Eingeweide außerhalb der<lb/> Schambeine liegen müssen.</p></note>. Bey ihm entspricht hin-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0366]
§. 274.
Diese Form des Beckens ist dem Men-
schen so ausschließlich eigen, daß man, so pa-
radox es auch klingt doch behaupten kann daß
außer ihm gar kein anders Thier ein Becken
(das nämlich seiner Bildung nach diesen Namen
verdient) habe b). Bey ihm entspricht hin-
b) Ein Blick in die osteologia comparata zeigt dieß
aufs unverkennbarste. Bey allen Quadrupeden,
aber auch selbst bey den Menschenähnlichern Qua-
drumanen ist das Becken in Verhältniß länglich-
ter, schmahler, conischer, mit den Hüften bey
weitem nicht so divergirend als beym Menschen.
Man sehe z. B. die Abbildungen des Beckens
vom Orang-Utang in Camper's Naturgeschichte
dieses Thiers tab. III. fig. 7. und vom Schim-
panse bey Tyson a. a. O. fig. 5.
Am Royterschen Affengerippe (bey seiner
analogia oss. humanor. simiae et verae et cau-
datae, atque vulpis) taugt hingegen das Becken
gerade nichts, da die ungenannten Beine durch
ein seltsames Versehen bey der Zusammensetzung
völlig verkehrt gestellt worden, mit den Hüftbeinen
nach unten, mit den Sitzbeinen nach oben ꝛc.
Ueber die mannichfaltigen besondern Verschie-
denheiten im Baue des Beckens bey den Säuge-
thieren und bey den Vögeln vergleiche man die
zahlreichen und überaus genauen Abbildungen bey
Royter an seiner Ausg. von fallopii lection.
de partib. similar. und in Joh. Dan. Meyer
Vorstellung allerhand Thiere nebst ihren Skeleten.
Unter den vierfüßigen Säugethieren hat der
Maulwurf wohl eins der sonderbarsten Becken.
Es ist so eng und schmahl, daß es außer einigen
schlanken Muskeln, blos Nerven und Blutgefäße
zu fassen im Stande ist, hingegen die Geburts-
theile u. a. benachbarte Eingeweide außerhalb der
Schambeine liegen müssen.
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/366>, abgerufen am 17.06.2024. |