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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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Oder auch Verfeinerung und Luxus, worin z.
B. die weichen und weibischen Otaheiten so weit über
den männlichen und festen Neu-Seeländern stehen.

Nicht von dieser physiognomischen Gesichtsform
also, sondern von den Ursachen der Nationalgesich-
ter, der eigensten Figur, Verhältniß und Richtung
ihrer Theile handeln wir, in welchen Stücken allen
die verschiedenen Racen des Menschengeschlechts al-
lerdings, wie wir gesehen haben, etwas Eigenthüm-
liches und Charakteristisches haben.

Allein die Untersuchung dieser Ursachen hat so
große Schwierigkeiten, daß man wohl bloße Wahr-
scheinlichkeit durch Muthmaßung herausbringen
dürfte.

Mich überzeugen besonders drey Gründe, daß
in der That das Klima eine Hauptursache des Na-
tionalgesichts sey.

1) Sehen wir, daß das Nationalgesicht bey
gewissen Völkern eines gewissen bestimmten Him-
melsstriches so gemeinsam, und bey den Menschen
verschiedner Stände und Lebensarten immer eins und
dasselbe sey, daß man es kaum einer andern Ursache
zuschreiben kann. Zum Beyspiel dienen die Sineser,
welche alle ihr gleichsam flaches Gesicht eben so gut
charakterisirt, als bey uns Europäern die Englän-
der und Majorkaner105) ihre symmetrische und unge-
meine Schönheit.

105) S. Memoires du Cardinal de Retz. Th. 3. S. 343.

Oder auch Verfeinerung und Luxus, worin z.
B. die weichen und weibischen Otaheiten so weit über
den männlichen und festen Neu-Seeländern stehen.

Nicht von dieser physiognomischen Gesichtsform
also, sondern von den Ursachen der Nationalgesich-
ter, der eigensten Figur, Verhältniß und Richtung
ihrer Theile handeln wir, in welchen Stücken allen
die verschiedenen Racen des Menschengeschlechts al-
lerdings, wie wir gesehen haben, etwas Eigenthüm-
liches und Charakteristisches haben.

Allein die Untersuchung dieser Ursachen hat so
große Schwierigkeiten, daß man wohl bloße Wahr-
scheinlichkeit durch Muthmaßung herausbringen
dürfte.

Mich überzeugen besonders drey Gründe, daß
in der That das Klima eine Hauptursache des Na-
tionalgesichts sey.

1) Sehen wir, daß das Nationalgesicht bey
gewissen Völkern eines gewissen bestimmten Him-
melsstriches so gemeinsam, und bey den Menschen
verschiedner Stände und Lebensarten immer eins und
dasselbe sey, daß man es kaum einer andern Ursache
zuschreiben kann. Zum Beyspiel dienen die Sineser,
welche alle ihr gleichsam flaches Gesicht eben so gut
charakterisirt, als bey uns Europäern die Englän-
der und Majorkaner105) ihre symmetrische und unge-
meine Schönheit.

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[134/0168] Oder auch Verfeinerung und Luxus, worin z. B. die weichen und weibischen Otaheiten so weit über den männlichen und festen Neu-Seeländern stehen. Nicht von dieser physiognomischen Gesichtsform also, sondern von den Ursachen der Nationalgesich- ter, der eigensten Figur, Verhältniß und Richtung ihrer Theile handeln wir, in welchen Stücken allen die verschiedenen Racen des Menschengeschlechts al- lerdings, wie wir gesehen haben, etwas Eigenthüm- liches und Charakteristisches haben. Allein die Untersuchung dieser Ursachen hat so große Schwierigkeiten, daß man wohl bloße Wahr- scheinlichkeit durch Muthmaßung herausbringen dürfte. Mich überzeugen besonders drey Gründe, daß in der That das Klima eine Hauptursache des Na- tionalgesichts sey. 1) Sehen wir, daß das Nationalgesicht bey gewissen Völkern eines gewissen bestimmten Him- melsstriches so gemeinsam, und bey den Menschen verschiedner Stände und Lebensarten immer eins und dasselbe sey, daß man es kaum einer andern Ursache zuschreiben kann. Zum Beyspiel dienen die Sineser, welche alle ihr gleichsam flaches Gesicht eben so gut charakterisirt, als bey uns Europäern die Englän- der und Majorkaner 105) ihre symmetrische und unge- meine Schönheit. 105) S. Memoires du Cardinal de Retz. Th. 3. S. 343.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/168>, abgerufen am 24.11.2024.