5) Eine andere eben so merkwürdige Ab- weichung des Bildungtriebes ist, wenn bey Aus- bildung der Sexualorgane, die beym einen Ge- schlecht mehr oder weniger von der Gestalt des andern annehmen.
6) Wenn aber endlich der Bildungstrieb nicht blos wie in den vorigen Fällen eine fremd- artige, sondern eine völlig widernatürliche Rich- tung befolgt, so entstehen eigentlich sogenannte Mißgeburten. S. mit mehrerem hierüber über den Bildungstrieb, S. 101. bis 115.
Natürlich muß es bey dem Bildungstriebe ein ganz eignes Phänomen geben, wenn Geschöpfe von zweyerley Spezies einander befruchten, woraus die Bastarde entstehen.
Allein nicht blos bey der uranfänglichen Forma- tion zeigt er sich wirksam, sondern er wirkt lebens- wierig fort, indem er sie durch das Nutritionsge- schäft erhält, und falls sie etwa verstümmelt wor- den, durch das Reproduktionsvermögen so viel mög- lich wieder herstellt. Hierbey ist er aber, wie alle Lebenskräfte der besondern Wirkung äußerer Reize unterworfen, denen gemäß er sich fügen muß. Er artet allmählig aus und bringt Racen und Spiel- arten hervor. Die vorzüglichen äußern dieses be- wirkenden Reize s. im Texte.
§. 34. S. 73.
Es bedarf wohl kaum einer Erinnerung, daß hier immer nur auf das physikalische, keineswegs
5) Eine andere eben so merkwürdige Ab- weichung des Bildungtriebes ist, wenn bey Aus- bildung der Sexualorgane, die beym einen Ge- schlecht mehr oder weniger von der Gestalt des andern annehmen.
6) Wenn aber endlich der Bildungstrieb nicht blos wie in den vorigen Fällen eine fremd- artige, sondern eine völlig widernatürliche Rich- tung befolgt, so entstehen eigentlich sogenannte Mißgeburten. S. mit mehrerem hierüber über den Bildungstrieb, S. 101. bis 115.
Natürlich muß es bey dem Bildungstriebe ein ganz eignes Phänomen geben, wenn Geschöpfe von zweyerley Spezies einander befruchten, woraus die Bastarde entstehen.
Allein nicht blos bey der uranfänglichen Forma- tion zeigt er sich wirksam, sondern er wirkt lebens- wierig fort, indem er sie durch das Nutritionsge- schäft erhält, und falls sie etwa verstümmelt wor- den, durch das Reproduktionsvermögen so viel mög- lich wieder herstellt. Hierbey ist er aber, wie alle Lebenskräfte der besondern Wirkung äußerer Reize unterworfen, denen gemäß er sich fügen muß. Er artet allmählig aus und bringt Racen und Spiel- arten hervor. Die vorzüglichen äußern dieses be- wirkenden Reize s. im Texte.
§. 34. S. 73.
Es bedarf wohl kaum einer Erinnerung, daß hier immer nur auf das physikalische, keineswegs
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5) Eine andere eben so merkwürdige Ab-
weichung des Bildungtriebes ist, wenn bey Aus-
bildung der Sexualorgane, die beym einen Ge-
schlecht mehr oder weniger von der Gestalt des
andern annehmen.
6) Wenn aber endlich der Bildungstrieb
nicht blos wie in den vorigen Fällen eine fremd-
artige, sondern eine völlig widernatürliche Rich-
tung befolgt, so entstehen eigentlich sogenannte
Mißgeburten. S. mit mehrerem hierüber über den
Bildungstrieb, S. 101. bis 115.
Natürlich muß es bey dem Bildungstriebe ein
ganz eignes Phänomen geben, wenn Geschöpfe von
zweyerley Spezies einander befruchten, woraus die
Bastarde entstehen.
Allein nicht blos bey der uranfänglichen Forma-
tion zeigt er sich wirksam, sondern er wirkt lebens-
wierig fort, indem er sie durch das Nutritionsge-
schäft erhält, und falls sie etwa verstümmelt wor-
den, durch das Reproduktionsvermögen so viel mög-
lich wieder herstellt. Hierbey ist er aber, wie alle
Lebenskräfte der besondern Wirkung äußerer Reize
unterworfen, denen gemäß er sich fügen muß. Er
artet allmählig aus und bringt Racen und Spiel-
arten hervor. Die vorzüglichen äußern dieses be-
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§. 34. S. 73.
Es bedarf wohl kaum einer Erinnerung, daß
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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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