stimmen, und sie gleichsam stufenweise bis zum Schönen der schönsten Menschen hinaufsteigen zu lassen. Also beschreiben die Vögel die kleinsten Winkel, und diese Winkel werden größer, je nach- dem das Thier sich mehr der menschlichen Gestalt nähert, welches aus den Affenköpfen erhellet, von denen einer den Winkel von 42 Grad, der andere (den man gemeiniglich den Todtenkopf nennt, und der am meisten einem Menschen ähnlich sieht) ei- nen von 50 Graden beschreibt; nächst dem der Kopf eines afrikanischen Mohren, der, so wie der Kalmücke einen Winkel von 70 bildet, der Euro- päer aber macht einen Winkel von 80 Graden." - - - - - Siehe Camper kleinere Schriften Bd. 1. S. 15. und vergl. hiermit Herder am schon oft angeführten Orte S. 21.
Außer dieser Gesichtslinie Campers führt der Herr Verfasser in seiner Schädelsammlung die Hin- terhauptslinie Daubentons und Albrecht Dürers Schema an. Daubenton denkt sich zwey gerade Linien. Die erste läuft von dem hintern Rande des großen Hinterhauptslochs durch den untern Rand der Augenhöhle herab: die andere aber ist durch die Ho- rizontalfläche dieses Lochs, in der Mitte zwischen beyden Gelenkhügeln gezogen: und den Winkel, worin diese beyden Linien mit einander zusammenlau- fen, hält er gleichsam für den normalen Charakter des Schädels. Allein die Richtung der Fläche des großen Lochs ist oft an den Köpfen eines und des- selben Volks, z. B. an zwey Türkenschädeln, wel- che ich, indem ich dieses schreibe, vor mir habe, oder in drey Negerschädeln, höchst verschieden.
stimmen, und sie gleichsam stufenweise bis zum Schönen der schönsten Menschen hinaufsteigen zu lassen. Also beschreiben die Vögel die kleinsten Winkel, und diese Winkel werden größer, je nach- dem das Thier sich mehr der menschlichen Gestalt nähert, welches aus den Affenköpfen erhellet, von denen einer den Winkel von 42 Grad, der andere (den man gemeiniglich den Todtenkopf nennt, und der am meisten einem Menschen ähnlich sieht) ei- nen von 50 Graden beschreibt; nächst dem der Kopf eines afrikanischen Mohren, der, so wie der Kalmücke einen Winkel von 70 bildet, der Euro- päer aber macht einen Winkel von 80 Graden.“ – – – – – Siehe Camper kleinere Schriften Bd. 1. S. 15. und vergl. hiermit Herder am schon oft angeführten Orte S. 21.
Außer dieser Gesichtslinie Campers führt der Herr Verfasser in seiner Schädelsammlung die Hin- terhauptslinie Daubentons und Albrecht Dürers Schema an. Daubenton denkt sich zwey gerade Linien. Die erste läuft von dem hintern Rande des großen Hinterhauptslochs durch den untern Rand der Augenhöhle herab: die andere aber ist durch die Ho- rizontalfläche dieses Lochs, in der Mitte zwischen beyden Gelenkhügeln gezogen: und den Winkel, worin diese beyden Linien mit einander zusammenlau- fen, hält er gleichsam für den normalen Charakter des Schädels. Allein die Richtung der Fläche des großen Lochs ist oft an den Köpfen eines und des- selben Volks, z. B. an zwey Türkenschädeln, wel- che ich, indem ich dieses schreibe, vor mir habe, oder in drey Negerschädeln, höchst verschieden.
<TEI><textxml:id="blume000008"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><qtype="preline"><pbfacs="#f0310"xml:id="pb276_0001"n="276"/>
stimmen, und sie gleichsam stufenweise bis zum<lb/>
Schönen der schönsten Menschen hinaufsteigen zu<lb/>
lassen. Also beschreiben die Vögel die kleinsten<lb/>
Winkel, und diese Winkel werden größer, je nach-<lb/>
dem das Thier sich mehr der menschlichen Gestalt<lb/>
nähert, welches aus den Affenköpfen erhellet, von<lb/>
denen einer den Winkel von 42 Grad, der andere<lb/>
(den man gemeiniglich den Todtenkopf nennt, und<lb/>
der am meisten einem Menschen ähnlich sieht) ei-<lb/>
nen von 50 Graden beschreibt; nächst dem der<lb/>
Kopf eines afrikanischen Mohren, der, so wie der<lb/>
Kalmücke einen Winkel von 70 bildet, der Euro-<lb/>
päer aber macht einen Winkel von 80 Graden.“</q>–<lb/>–––– Siehe Camper kleinere Schriften<lb/>
Bd. 1. S. 15. und vergl. hiermit Herder am schon<lb/>
oft angeführten Orte S. 21.</p><p>Außer dieser Gesichtslinie Campers führt der<lb/>
Herr Verfasser in seiner Schädelsammlung die Hin-<lb/>
terhauptslinie Daubentons und Albrecht Dürers<lb/>
Schema an. Daubenton denkt sich zwey gerade<lb/>
Linien. Die erste läuft von dem hintern Rande des<lb/>
großen Hinterhauptslochs durch den untern Rand der<lb/>
Augenhöhle herab: die andere aber ist durch die Ho-<lb/>
rizontalfläche dieses Lochs, in der Mitte zwischen<lb/>
beyden Gelenkhügeln gezogen: und den Winkel,<lb/>
worin diese beyden Linien mit einander zusammenlau-<lb/>
fen, hält er gleichsam für den normalen Charakter<lb/>
des Schädels. Allein die Richtung der Fläche des<lb/>
großen Lochs ist oft an den Köpfen eines und des-<lb/>
selben Volks, z. B. an zwey Türkenschädeln, wel-<lb/>
che ich, indem ich dieses schreibe, vor mir habe,<lb/>
oder in drey Negerschädeln, höchst verschieden.</p></div></div></div></body></text></TEI>
[276/0310]
stimmen, und sie gleichsam stufenweise bis zum
Schönen der schönsten Menschen hinaufsteigen zu
lassen. Also beschreiben die Vögel die kleinsten
Winkel, und diese Winkel werden größer, je nach-
dem das Thier sich mehr der menschlichen Gestalt
nähert, welches aus den Affenköpfen erhellet, von
denen einer den Winkel von 42 Grad, der andere
(den man gemeiniglich den Todtenkopf nennt, und
der am meisten einem Menschen ähnlich sieht) ei-
nen von 50 Graden beschreibt; nächst dem der
Kopf eines afrikanischen Mohren, der, so wie der
Kalmücke einen Winkel von 70 bildet, der Euro-
päer aber macht einen Winkel von 80 Graden.“ –
– – – – Siehe Camper kleinere Schriften
Bd. 1. S. 15. und vergl. hiermit Herder am schon
oft angeführten Orte S. 21.
Außer dieser Gesichtslinie Campers führt der
Herr Verfasser in seiner Schädelsammlung die Hin-
terhauptslinie Daubentons und Albrecht Dürers
Schema an. Daubenton denkt sich zwey gerade
Linien. Die erste läuft von dem hintern Rande des
großen Hinterhauptslochs durch den untern Rand der
Augenhöhle herab: die andere aber ist durch die Ho-
rizontalfläche dieses Lochs, in der Mitte zwischen
beyden Gelenkhügeln gezogen: und den Winkel,
worin diese beyden Linien mit einander zusammenlau-
fen, hält er gleichsam für den normalen Charakter
des Schädels. Allein die Richtung der Fläche des
großen Lochs ist oft an den Köpfen eines und des-
selben Volks, z. B. an zwey Türkenschädeln, wel-
che ich, indem ich dieses schreibe, vor mir habe,
oder in drey Negerschädeln, höchst verschieden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/310>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.