Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

annehmen 17); da hingegen die reinlicheren Ota-
heiter, die gern eine blasse Hautfarbe haben wol-
len, alljährlich einige Monate hindurch bloß von
der Frucht des Brodbaums leben, welchem Nah-
rungsmittel sie eine große Wirkung auf das Bleichen
der Haut zuschreiben 18); obschon ein Theil dieser
Wirkung daraus herzuleiten ist, daß sie zugleich
diese Zeit über zu Hause bleiben, und mit einer Men-
ge Kleider angethan, sich nicht öffentlich sehen lassen.

Wieviel ein solches Enthalten von freyer Luft
und offnem Himmel dazu beyträgt, die Haut weiß
zu erhalten, lehrt auch bey unsern Landsleuten die
jährliche Erfahrung; im Frühling haben die den
Winter hindurch eingezogner lebenden Frauenzimmer
eine glänzendweiße Haut, welche aber bey denen,
die für die Erhaltung dieser Schönheit weniger be-
sorgt sind und sich nachher der Sommerluft und Son-
ne aussetzen, vor Anfang des nächsten Herbstes, jenen
Frühlingsreiz verliert, und allmählich bräunt 19).


Wenn
17) Die schwarze Haut der Grönländer z. B. schreibt
Cranz in seiner Historie von Grönland Th. 1.
S. 178. hauptsächlich ihrer thranichten Speise zu.
Sloane berichtet, daß die Haut der Europäer in
Westindien von dem häufigen Genuß der grünen
Schildkröten (testudo mydas) gelblich werde. S.
dessen voyage to Jamaica, Th. 1. Einl. S. 18. und
Th. 2. S. 331.
18) S. den Bericht des Wundarztes Anderson in Cooks
voyage to the northern hemisphere Th. 2. S. 147.
19) Aus der Menge von Zeugen, welche diese sehr be-
kannte Wirkung der Lebensart auch unter andern Erd-
gürteln beobachtet haben, will ich nur einen anführen.
Poi-

annehmen 17); da hingegen die reinlicheren Ota-
heiter, die gern eine blaſſe Hautfarbe haben wol-
len, alljaͤhrlich einige Monate hindurch bloß von
der Frucht des Brodbaums leben, welchem Nah-
rungsmittel ſie eine große Wirkung auf das Bleichen
der Haut zuſchreiben 18); obſchon ein Theil dieſer
Wirkung daraus herzuleiten iſt, daß ſie zugleich
dieſe Zeit uͤber zu Hauſe bleiben, und mit einer Men-
ge Kleider angethan, ſich nicht oͤffentlich ſehen laſſen.

Wieviel ein ſolches Enthalten von freyer Luft
und offnem Himmel dazu beytraͤgt, die Haut weiß
zu erhalten, lehrt auch bey unſern Landsleuten die
jaͤhrliche Erfahrung; im Fruͤhling haben die den
Winter hindurch eingezogner lebenden Frauenzimmer
eine glaͤnzendweiße Haut, welche aber bey denen,
die fuͤr die Erhaltung dieſer Schoͤnheit weniger be-
ſorgt ſind und ſich nachher der Sommerluft und Son-
ne ausſetzen, vor Anfang des naͤchſten Herbſtes, jenen
Fruͤhlingsreiz verliert, und allmaͤhlich braͤunt 19).


Wenn
17) Die ſchwarze Haut der Groͤnlaͤnder z. B. ſchreibt
Cranz in ſeiner Hiſtorie von Groͤnland Th. 1.
S. 178. hauptſaͤchlich ihrer thranichten Speiſe zu.
Sloane berichtet, daß die Haut der Europaͤer in
Weſtindien von dem haͤufigen Genuß der gruͤnen
Schildkroͤten (teſtudo mydas) gelblich werde. S.
deſſen voyage to Jamaica, Th. 1. Einl. S. 18. und
Th. 2. S. 331.
18) S. den Bericht des Wundarztes Anderſon in Cooks
voyage to the northern hemiſphere Th. 2. S. 147.
19) Aus der Menge von Zeugen, welche dieſe ſehr be-
kannte Wirkung der Lebensart auch unter andern Erd-
guͤrteln beobachtet haben, will ich nur einen anfuͤhren.
Poi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="103"/>
annehmen <note place="foot" n="17)">Die &#x017F;chwarze Haut der Gro&#x0364;nla&#x0364;nder z. B. &#x017F;chreibt<lb/>
Cranz in &#x017F;einer <hi rendition="#g">Hi&#x017F;torie von Gro&#x0364;nland</hi> Th. 1.<lb/>
S. 178. haupt&#x017F;a&#x0364;chlich ihrer thranichten Spei&#x017F;e zu.<lb/>
Sloane berichtet, daß die Haut der Europa&#x0364;er in<lb/>
We&#x017F;tindien von dem ha&#x0364;ufigen Genuß der gru&#x0364;nen<lb/>
Schildkro&#x0364;ten (<hi rendition="#aq">te&#x017F;tudo mydas</hi>) gelblich werde. S.<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">voyage to Jamaica</hi>,</hi> Th. 1. Einl. S. 18. und<lb/>
Th. 2. S. 331.</note>; da hingegen die reinlicheren Ota-<lb/>
heiter, die gern eine bla&#x017F;&#x017F;e Hautfarbe haben wol-<lb/>
len, allja&#x0364;hrlich einige Monate hindurch bloß von<lb/>
der Frucht des Brodbaums leben, welchem Nah-<lb/>
rungsmittel &#x017F;ie eine große Wirkung auf das Bleichen<lb/>
der Haut zu&#x017F;chreiben <note place="foot" n="18)">S. den Bericht des Wundarztes Ander&#x017F;on in Cooks<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">voyage to the northern hemi&#x017F;phere</hi></hi> Th. 2. S. 147.</note>; ob&#x017F;chon ein Theil die&#x017F;er<lb/>
Wirkung daraus herzuleiten i&#x017F;t, daß &#x017F;ie zugleich<lb/>
die&#x017F;e Zeit u&#x0364;ber zu Hau&#x017F;e bleiben, und mit einer Men-<lb/>
ge Kleider angethan, &#x017F;ich nicht o&#x0364;ffentlich &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Wieviel ein &#x017F;olches Enthalten von freyer Luft<lb/>
und offnem Himmel dazu beytra&#x0364;gt, die Haut weiß<lb/>
zu erhalten, lehrt auch bey un&#x017F;ern Landsleuten die<lb/>
ja&#x0364;hrliche Erfahrung; im Fru&#x0364;hling haben die den<lb/>
Winter hindurch eingezogner lebenden Frauenzimmer<lb/>
eine gla&#x0364;nzendweiße Haut, welche aber bey denen,<lb/>
die fu&#x0364;r die Erhaltung die&#x017F;er Scho&#x0364;nheit weniger be-<lb/>
&#x017F;orgt &#x017F;ind und &#x017F;ich nachher der Sommerluft und Son-<lb/>
ne aus&#x017F;etzen, vor Anfang des na&#x0364;ch&#x017F;ten Herb&#x017F;tes, jenen<lb/>
Fru&#x0364;hlingsreiz verliert, und allma&#x0364;hlich bra&#x0364;unt <note xml:id="note-0137" next="#note-0138" place="foot" n="19)">Aus der Menge von Zeugen, welche die&#x017F;e &#x017F;ehr be-<lb/>
kannte Wirkung der Lebensart auch unter andern Erd-<lb/>
gu&#x0364;rteln beobachtet haben, will ich nur einen anfu&#x0364;hren.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Poi-</fw></note>.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0137] annehmen 17); da hingegen die reinlicheren Ota- heiter, die gern eine blaſſe Hautfarbe haben wol- len, alljaͤhrlich einige Monate hindurch bloß von der Frucht des Brodbaums leben, welchem Nah- rungsmittel ſie eine große Wirkung auf das Bleichen der Haut zuſchreiben 18); obſchon ein Theil dieſer Wirkung daraus herzuleiten iſt, daß ſie zugleich dieſe Zeit uͤber zu Hauſe bleiben, und mit einer Men- ge Kleider angethan, ſich nicht oͤffentlich ſehen laſſen. Wieviel ein ſolches Enthalten von freyer Luft und offnem Himmel dazu beytraͤgt, die Haut weiß zu erhalten, lehrt auch bey unſern Landsleuten die jaͤhrliche Erfahrung; im Fruͤhling haben die den Winter hindurch eingezogner lebenden Frauenzimmer eine glaͤnzendweiße Haut, welche aber bey denen, die fuͤr die Erhaltung dieſer Schoͤnheit weniger be- ſorgt ſind und ſich nachher der Sommerluft und Son- ne ausſetzen, vor Anfang des naͤchſten Herbſtes, jenen Fruͤhlingsreiz verliert, und allmaͤhlich braͤunt 19). Wenn 17) Die ſchwarze Haut der Groͤnlaͤnder z. B. ſchreibt Cranz in ſeiner Hiſtorie von Groͤnland Th. 1. S. 178. hauptſaͤchlich ihrer thranichten Speiſe zu. Sloane berichtet, daß die Haut der Europaͤer in Weſtindien von dem haͤufigen Genuß der gruͤnen Schildkroͤten (teſtudo mydas) gelblich werde. S. deſſen voyage to Jamaica, Th. 1. Einl. S. 18. und Th. 2. S. 331. 18) S. den Bericht des Wundarztes Anderſon in Cooks voyage to the northern hemiſphere Th. 2. S. 147. 19) Aus der Menge von Zeugen, welche dieſe ſehr be- kannte Wirkung der Lebensart auch unter andern Erd- guͤrteln beobachtet haben, will ich nur einen anfuͤhren. Poi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/137
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/137>, abgerufen am 21.11.2024.