Inzwischen hat diese Methode zu Bestimmung der Schädelverschiedenheiten den Vorzug, daß sie die meisten und die vornehmsten Theile des Kopfes, nach welchen sich die Nationaleigenthümlichkeiten am leichtesten vergleichen lassen, mit einem Blick übersehen läßt; und ich bin durch Erfahrung überzeugt worden, daß sie diesem Zwecke vor al- len ungemein entspreche, wenn man die Schädel ohne die untern Kinnladen mit ihren Jochbeinen alle auf Einer horizontalen Linie richtet, und in Einer Reihe auf den Tisch stellt, sodann aber sie von hin- ten betrachtet. Denn auf diese Art fällt alles, was hauptsächlich den Nationalcharakter der Hirnschädel ausmacht, sey es nun die Richtung der Kinnladen oder der Jochbeine, die Breite oder Enge der Hirn- schaale, die Flachheit oder Erhabenheit der Stirn u. s. w. auf einen Blick so deutlich ins Auge, daß man diese Ansicht nicht unschicklich die Scheitelnorm nennen dürfte, deren Grund und Anwendung die erste Tafel leicht darthun wird, wo z. B. drey auf diese Weise gestellte Schädel abgebildet sind. Der mitt- lere (Fig. 2.) der die meiste Symmetrie und Schön- heit hat, ist von einer Georgierin; von diesem weichen die zu beyden Seiten gestellten Schädel auf ganz entgegengesetzte Art ab. Der eine (Fig. 3.) welcher von vorne verlängert ist und gleichsam schnabelartig zuläuft, ist von einer Negerin aus Guinea; der an- dere aber (Fig. 1.), welcher nach den Seiten hin ausgetrieben und gleichsam platt gedrückt ist, ist von einem Rennthiertungusen.
In
Inzwiſchen hat dieſe Methode zu Beſtimmung der Schaͤdelverſchiedenheiten den Vorzug, daß ſie die meiſten und die vornehmſten Theile des Kopfes, nach welchen ſich die Nationaleigenthuͤmlichkeiten am leichteſten vergleichen laſſen, mit einem Blick uͤberſehen laͤßt; und ich bin durch Erfahrung uͤberzeugt worden, daß ſie dieſem Zwecke vor al- len ungemein entſpreche, wenn man die Schaͤdel ohne die untern Kinnladen mit ihren Jochbeinen alle auf Einer horizontalen Linie richtet, und in Einer Reihe auf den Tiſch ſtellt, ſodann aber ſie von hin- ten betrachtet. Denn auf dieſe Art faͤllt alles, was hauptſaͤchlich den Nationalcharakter der Hirnſchaͤdel ausmacht, ſey es nun die Richtung der Kinnladen oder der Jochbeine, die Breite oder Enge der Hirn- ſchaale, die Flachheit oder Erhabenheit der Stirn u. ſ. w. auf einen Blick ſo deutlich ins Auge, daß man dieſe Anſicht nicht unſchicklich die Scheitelnorm nennen duͤrfte, deren Grund und Anwendung die erſte Tafel leicht darthun wird, wo z. B. drey auf dieſe Weiſe geſtellte Schaͤdel abgebildet ſind. Der mitt- lere (Fig. 2.) der die meiſte Symmetrie und Schoͤn- heit hat, iſt von einer Georgierin; von dieſem weichen die zu beyden Seiten geſtellten Schaͤdel auf ganz entgegengeſetzte Art ab. Der eine (Fig. 3.) welcher von vorne verlaͤngert iſt und gleichſam ſchnabelartig zulaͤuft, iſt von einer Negerin aus Guinea; der an- dere aber (Fig. 1.), welcher nach den Seiten hin ausgetrieben und gleichſam platt gedruͤckt iſt, iſt von einem Rennthiertunguſen.
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Inzwiſchen hat dieſe Methode zu Beſtimmung
der Schaͤdelverſchiedenheiten den Vorzug, daß ſie
die meiſten und die vornehmſten Theile des Kopfes,
nach welchen ſich die Nationaleigenthuͤmlichkeiten
am leichteſten vergleichen laſſen, mit einem Blick
uͤberſehen laͤßt; und ich bin durch Erfahrung
uͤberzeugt worden, daß ſie dieſem Zwecke vor al-
len ungemein entſpreche, wenn man die Schaͤdel
ohne die untern Kinnladen mit ihren Jochbeinen alle
auf Einer horizontalen Linie richtet, und in Einer
Reihe auf den Tiſch ſtellt, ſodann aber ſie von hin-
ten betrachtet. Denn auf dieſe Art faͤllt alles, was
hauptſaͤchlich den Nationalcharakter der Hirnſchaͤdel
ausmacht, ſey es nun die Richtung der Kinnladen
oder der Jochbeine, die Breite oder Enge der Hirn-
ſchaale, die Flachheit oder Erhabenheit der Stirn
u. ſ. w. auf einen Blick ſo deutlich ins Auge, daß
man dieſe Anſicht nicht unſchicklich die Scheitelnorm
nennen duͤrfte, deren Grund und Anwendung die
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dieſe Weiſe geſtellte Schaͤdel abgebildet ſind. Der mitt-
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heit hat, iſt von einer Georgierin; von dieſem weichen
die zu beyden Seiten geſtellten Schaͤdel auf ganz
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von vorne verlaͤngert iſt und gleichſam ſchnabelartig
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/182>, abgerufen am 21.11.2024.
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