gen Süden und im Gebürge zu finden ist. Sibi- rien, die Ukräne, das Elsas, Deutschland, und namentlich das Herzogthum Gotha sind das Va- terland des erstern. Ausser dem verschiedenen Auf- enthalt zeichnen sich aber beide Thiere auch durch ihren sehr contrastirenden Charakter aus. Das Murmelthier war kirre, sehr leicht zu zähmen etc. lanter gute Seiten, von denen der Hamster keine einzige hat. Er ist ein beissiges boshaftes Thier, was ausser dem Zorn kaum eine andere Leiden- schaft kennt. Bey einer sehr unbeträchtlichen Lei- besgrösse geht er doch Menschen und Pferde an; und Hunde, die des Hamsterfangs ungewohnt sind, ziehen leicht gegen ihn den Kürzern. Er lebt von kleinen Thieren, jungen Pflanzen, doch vorzüglich von Getraide, wovon er erstaunlichen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter- irdischen Hölen schleppet. Er vermehrt sich stark, und man hat wohl eher im Gothaischen in einem Jahr, über 27000 Hamster getödtet. Der Pelz des Thiergens ist nicht viel werth. Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren: so wie auch weisse Blafards mit rosenrothen Augen.
3. +. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik. M. corpore longiore, capite parvo, pedibus bre- vibus pentadactylis. *
Pallas, Nov. Comm. Petrop. Tom. XIV. tab. 21.
Die äussere Gestalt des Erdzeiselgen kommt des Hamsters seiner eben nicht sehr nahe; desto verwandter sind aber beide Thiere in Rücksicht ihres innern Körperbaues, der Backentaschen, ihrer Lebensart, Nesterbaues, Winterschlafs u. s. w. Nur, statt daß der Hamster fettes Erdreich liebt, so baut hingegen das Erdzeiselchen in dür-
gen Süden und im Gebürge zu finden ist. Sibi- rien, die Ukräne, das Elsas, Deutschland, und namentlich das Herzogthum Gotha sind das Va- terland des erstern. Ausser dem verschiedenen Auf- enthalt zeichnen sich aber beide Thiere auch durch ihren sehr contrastirenden Charakter aus. Das Murmelthier war kirre, sehr leicht zu zähmen ꝛc. lanter gute Seiten, von denen der Hamster keine einzige hat. Er ist ein beissiges boshaftes Thier, was ausser dem Zorn kaum eine andere Leiden- schaft kennt. Bey einer sehr unbeträchtlichen Lei- besgrösse geht er doch Menschen und Pferde an; und Hunde, die des Hamsterfangs ungewohnt sind, ziehen leicht gegen ihn den Kürzern. Er lebt von kleinen Thieren, jungen Pflanzen, doch vorzüglich von Getraide, wovon er erstaunlichen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter- irdischen Hölen schleppet. Er vermehrt sich stark, und man hat wohl eher im Gothaischen in einem Jahr, über 27000 Hamster getödtet. Der Pelz des Thiergens ist nicht viel werth. Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren: so wie auch weisse Blafards mit rosenrothen Augen.
3. †. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik. M. corpore longiore, capite parvo, pedibus bre- vibus pentadactylis. *
Pallas, Nov. Comm. Petrop. Tom. XIV. tab. 21.
Die äussere Gestalt des Erdzeiselgen kommt des Hamsters seiner eben nicht sehr nahe; desto verwandter sind aber beide Thiere in Rücksicht ihres innern Körperbaues, der Backentaschen, ihrer Lebensart, Nesterbaues, Winterschlafs u. s. w. Nur, statt daß der Hamster fettes Erdreich liebt, so baut hingegen das Erdzeiselchen in dür-
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gen Süden und im Gebürge zu finden ist. Sibi-
rien, die Ukräne, das Elsas, Deutschland, und
namentlich das Herzogthum Gotha sind das Va-
terland des erstern. Ausser dem verschiedenen Auf-
enthalt zeichnen sich aber beide Thiere auch durch
ihren sehr contrastirenden Charakter aus. Das
Murmelthier war kirre, sehr leicht zu zähmen ꝛc.
lanter gute Seiten, von denen der Hamster keine
einzige hat. Er ist ein beissiges boshaftes Thier,
was ausser dem Zorn kaum eine andere Leiden-
schaft kennt. Bey einer sehr unbeträchtlichen Lei-
besgrösse geht er doch Menschen und Pferde an;
und Hunde, die des Hamsterfangs ungewohnt
sind, ziehen leicht gegen ihn den Kürzern. Er
lebt von kleinen Thieren, jungen Pflanzen, doch
vorzüglich von Getraide, wovon er erstaunlichen
Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter-
irdischen Hölen schleppet. Er vermehrt sich stark,
und man hat wohl eher im Gothaischen in einem
Jahr, über 27000 Hamster getödtet. Der Pelz
des Thiergens ist nicht viel werth. Es giebt eine
ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren: so
wie auch weisse Blafards mit rosenrothen Augen.
3. †. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik. M.
corpore longiore, capite parvo, pedibus bre-
vibus pentadactylis. *
Pallas, Nov. Comm. Petrop. Tom. XIV.
tab. 21.
Die äussere Gestalt des Erdzeiselgen kommt
des Hamsters seiner eben nicht sehr nahe; desto
verwandter sind aber beide Thiere in Rücksicht
ihres innern Körperbaues, der Backentaschen,
ihrer Lebensart, Nesterbaues, Winterschlafs u. s.
w. Nur, statt daß der Hamster fettes Erdreich
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/103>, abgerufen am 24.11.2024.
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