Die mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern, sehr wenige blos aus der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und viele Geschöpfe in den beiden letzten Thier-Classen,) unter der Erde. Die Bildung der Füsse ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem diversen Auf- enthalt angemessen. Die mehresten dieser Thiere haben freye unverbundne Zehen (aves fissipedes Taf. II. Fig. 1.) und zwar gewönlich ihrer vier, wovon drey noch vorn, und der vierte gleich- sam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Ze- hen nach vorn, und zwey nach hinten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vogel kann willkür- lich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rückwärts zum Daumen schlagen (digitus versatilis). Bey andern ist auch wol die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe ange- wachsen (pedes gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle vier Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und gar keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe ist, wie bey manchen Hünern, doppelt u. s. w. Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (Taf. II. Fig. 2. pedes semipalmati), oder aber bis vorn an die Spitze (Taf. II. Fig. 3. pedes pal- mati) durch eine Schwimmhaut verbunden; bey andern sind die einzelen Zehen mit einer lap-
Die mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern, sehr wenige blos aus der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und viele Geschöpfe in den beiden letzten Thier-Classen,) unter der Erde. Die Bildung der Füsse ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem diversen Auf- enthalt angemessen. Die mehresten dieser Thiere haben freye unverbundne Zehen (aves fissipedes Taf. II. Fig. 1.) und zwar gewönlich ihrer vier, wovon drey noch vorn, und der vierte gleich- sam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Ze- hen nach vorn, und zwey nach hinten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vogel kann willkür- lich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rückwärts zum Daumen schlagen (digitus versatilis). Bey andern ist auch wol die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe ange- wachsen (pedes gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle vier Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und gar keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe ist, wie bey manchen Hünern, doppelt u. s. w. Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (Taf. II. Fig. 2. pedes semipalmati), oder aber bis vorn an die Spitze (Taf. II. Fig. 3. pedes pal- mati) durch eine Schwimmhaut verbunden; bey andern sind die einzelen Zehen mit einer lap-
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000021"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0178"xml:id="pb155_0001"n="155"/>
Die mehresten leben auf Bäumen, andre in<lb/>
Wassern, sehr wenige blos aus der Erde: aber<lb/>
kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in<lb/>
der vorigen, und viele Geschöpfe in den beiden<lb/>
letzten Thier-Classen,) unter der Erde. Die<lb/>
Bildung der Füsse ist auch bey den Vögeln, so<lb/>
wie bey den Säugethieren, ihrem diversen Auf-<lb/>
enthalt angemessen. Die mehresten dieser Thiere<lb/>
haben freye unverbundne Zehen (<hirendition="#aq">aves fissipedes</hi><lb/>
Taf. II. Fig. 1.) und zwar gewönlich ihrer vier,<lb/>
wovon drey noch vorn, und der vierte gleich-<lb/>
sam als Daumen nach hinten gekehrt ist (<hirendition="#aq">pedes<lb/>
ambulatorii</hi>). Oder aber es sind nur zwey Ze-<lb/>
hen nach vorn, und zwey nach hinten gekehrt<lb/>
(<hirendition="#aq">pedes scansorii</hi>); oder der Vogel kann willkür-<lb/>
lich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen<lb/>
zweyen, bald rückwärts zum Daumen schlagen<lb/>
(<hirendition="#aq">digitus versatilis</hi>). Bey andern ist auch wol<lb/>
die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe ange-<lb/>
wachsen (<hirendition="#aq">pedes gressorii</hi>); oder die Hinterzehe<lb/>
fehlt ganz (<hirendition="#aq">pedes cursorii</hi>); oder alle vier Zehen<lb/>
sind, wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und<lb/>
gar keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe<lb/>
ist, wie bey manchen Hünern, doppelt u. s. w.<lb/>
Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben,<lb/>
sind die Zehen entweder nur an der Wurzel<lb/>
(Taf. II. Fig. 2. <hirendition="#aq">pedes semipalmati</hi>), oder aber<lb/>
bis vorn an die Spitze (Taf. II. Fig. 3. <hirendition="#aq">pedes pal-<lb/>
mati</hi>) durch eine Schwimmhaut verbunden;<lb/>
bey andern sind die einzelen Zehen mit einer lap-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[155/0178]
Die mehresten leben auf Bäumen, andre in
Wassern, sehr wenige blos aus der Erde: aber
kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in
der vorigen, und viele Geschöpfe in den beiden
letzten Thier-Classen,) unter der Erde. Die
Bildung der Füsse ist auch bey den Vögeln, so
wie bey den Säugethieren, ihrem diversen Auf-
enthalt angemessen. Die mehresten dieser Thiere
haben freye unverbundne Zehen (aves fissipedes
Taf. II. Fig. 1.) und zwar gewönlich ihrer vier,
wovon drey noch vorn, und der vierte gleich-
sam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes
ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Ze-
hen nach vorn, und zwey nach hinten gekehrt
(pedes scansorii); oder der Vogel kann willkür-
lich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen
zweyen, bald rückwärts zum Daumen schlagen
(digitus versatilis). Bey andern ist auch wol
die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe ange-
wachsen (pedes gressorii); oder die Hinterzehe
fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle vier Zehen
sind, wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und
gar keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe
ist, wie bey manchen Hünern, doppelt u. s. w.
Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben,
sind die Zehen entweder nur an der Wurzel
(Taf. II. Fig. 2. pedes semipalmati), oder aber
bis vorn an die Spitze (Taf. II. Fig. 3. pedes pal-
mati) durch eine Schwimmhaut verbunden;
bey andern sind die einzelen Zehen mit einer lap-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/177>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.