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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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ten Mauern, die viel Sonne haben. Die eyför-
migen Zellen, deren etwa zehn in jeder solchen
Eremitage sind, werden mit Gespinste austape-
zirt, und zuweilen auch von Immenwölfen,
Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. formica, Ameise, Kremense. Squa-
mula erecta thoraci abdominique interjecta.
Aculeus feminis et neutris reconditus. Alae
maribus et feminis, sed neutris nullae
.

Auch die Haushaltung der Ameisen hat auser-
ordentlich viel merkwürdiges, ob sie gleich nicht
so nutzbar als der Bienen ihre, auch nicht so auf-
fallend ist, da ihre Haufen nicht so viel Kunst
verrathen, als die Nester der vorigen Geschlech-
ter. Bey einer genauen Betrachtung wird aber
die unermüdete Industrie dieses kleinen Volks,
die Emsigkeit mit der sie Proviant und Harz (wil-
den Weyhrauch) einsammlen, vorzüglich aber
die musterhafte Zärtlichkeit, mit der sie ihre Pup-
pen (die fälschlich so genannten Ameisen-Eyer)
am Morgen in die Sonne, des Abends aber,
oder wenn Regen kommen will, wieder nach
Hause tragen, alle Bewunderung erregen. Man
hat gesehen, daß eine Arbeitsameise, der man
den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Pup-
pen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit
gebracht hat. Unsre hiesigen Ameisen bringen
den Winter im Schlaf zu, und brauchen folglich
keinen Wintervorrath einzutragen. Die in den
warmen Zonen hingegen werden von keiner er-
starrenden Kälte eingeschlummert, und müssen
folglich, wenn sie nicht darben wollen, das thun
was Salomo zwar gesagt*), aber mancher neuere

*) Sprüchw. Cap. 6. V. 8.

ten Mauern, die viel Sonne haben. Die eyför-
migen Zellen, deren etwa zehn in jeder solchen
Eremitage sind, werden mit Gespinste austape-
zirt, und zuweilen auch von Immenwölfen,
Schlupfwespen ꝛc. bewohnt.

61. formica, Ameise, Kremense. Squa-
mula erecta thoraci abdominique interjecta.
Aculeus feminis et neutris reconditus. Alae
maribus et feminis, sed neutris nullae
.

Auch die Haushaltung der Ameisen hat auser-
ordentlich viel merkwürdiges, ob sie gleich nicht
so nutzbar als der Bienen ihre, auch nicht so auf-
fallend ist, da ihre Haufen nicht so viel Kunst
verrathen, als die Nester der vorigen Geschlech-
ter. Bey einer genauen Betrachtung wird aber
die unermüdete Industrie dieses kleinen Volks,
die Emsigkeit mit der sie Proviant und Harz (wil-
den Weyhrauch) einsammlen, vorzüglich aber
die musterhafte Zärtlichkeit, mit der sie ihre Pup-
pen (die fälschlich so genannten Ameisen-Eyer)
am Morgen in die Sonne, des Abends aber,
oder wenn Regen kommen will, wieder nach
Hause tragen, alle Bewunderung erregen. Man
hat gesehen, daß eine Arbeitsameise, der man
den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Pup-
pen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit
gebracht hat. Unsre hiesigen Ameisen bringen
den Winter im Schlaf zu, und brauchen folglich
keinen Wintervorrath einzutragen. Die in den
warmen Zonen hingegen werden von keiner er-
starrenden Kälte eingeschlummert, und müssen
folglich, wenn sie nicht darben wollen, das thun
was Salomo zwar gesagt*), aber mancher neuere

*) Sprüchw. Cap. 6. V. 8.
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[385/0408] ten Mauern, die viel Sonne haben. Die eyför- migen Zellen, deren etwa zehn in jeder solchen Eremitage sind, werden mit Gespinste austape- zirt, und zuweilen auch von Immenwölfen, Schlupfwespen ꝛc. bewohnt. 61. formica, Ameise, Kremense. Squa- mula erecta thoraci abdominique interjecta. Aculeus feminis et neutris reconditus. Alae maribus et feminis, sed neutris nullae. Auch die Haushaltung der Ameisen hat auser- ordentlich viel merkwürdiges, ob sie gleich nicht so nutzbar als der Bienen ihre, auch nicht so auf- fallend ist, da ihre Haufen nicht so viel Kunst verrathen, als die Nester der vorigen Geschlech- ter. Bey einer genauen Betrachtung wird aber die unermüdete Industrie dieses kleinen Volks, die Emsigkeit mit der sie Proviant und Harz (wil- den Weyhrauch) einsammlen, vorzüglich aber die musterhafte Zärtlichkeit, mit der sie ihre Pup- pen (die fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) am Morgen in die Sonne, des Abends aber, oder wenn Regen kommen will, wieder nach Hause tragen, alle Bewunderung erregen. Man hat gesehen, daß eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Pup- pen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat. Unsre hiesigen Ameisen bringen den Winter im Schlaf zu, und brauchen folglich keinen Wintervorrath einzutragen. Die in den warmen Zonen hingegen werden von keiner er- starrenden Kälte eingeschlummert, und müssen folglich, wenn sie nicht darben wollen, das thun was Salomo zwar gesagt *), aber mancher neuere *) Sprüchw. Cap. 6. V. 8.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/407>, abgerufen am 22.11.2024.