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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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Es sind schon in mehrern Werken unsre Grün-
de ausführlich angegeben worden, warum wir
die vermeinten Gelenke, des sehr uneigentlich so
genannten Bandwurms, nicht für Glieder ei-
nes einzigen Wurms, sondern für eben so viel
besondere Thiere, die sich nur an einander ge-
saugt und angereihet haben, halten müssen. Wir
haben Specimina vor uns, wo sich verschiedene
Gattungen dieses Geschlechts in eine gemeinschaft-
liche Reihe angekettet haben, andere wo mehrere
Reihen derselben Gattung sich auf sonderbare
Weise unter einander angehängt haben u. s. w.
Auch haben wir die Bandwürmer oft genug bey
Hunden und andern Thieren, die wir lebendig
zergliedert haben, selbst noch lebend gefunden,
und Stundenlang in lauwarmer Milch erhalten,
und alle unsre dabey angestellten Versuche haben
unsre Meynung immer mehr bestätigt. Es ge-
hören auch diese Thiere bey weitem nicht unter
die Zoophyten, da sie nichts von dieser ihrer Re-
productionskraft besitzen, sondern einzelne Wür-
mer, wenn sie in der Mitte durchschnitten wer-
den, binnen wenig Minuten absterben. Die
Gattungen sind äuserst zahlreich, aber die wenig-
sten noch genug bestimmt. Wir haben noch un-
beschriebene Bandwürmer aus Pferden, Katzen,
Füchsen, Murmelthieren, Kreuzschnäbeln u. s. w.

1. + Solium, der B. W. mit langen Gelen-
ken, Kürbskernwurm. (T. cucurbitina,
Ascaris auctor.) T. osculo alterius mar-
ginis
. *

So wie die beiden folgenden Arten, in den dün-
nen Därmen bey Menschen u. a. Thieren. Theils
in unsäglicher Menge. Man hat gegen 400 El-
len Bandwürmer in kurzer Zeit, und gegen 800

Es sind schon in mehrern Werken unsre Grün-
de ausführlich angegeben worden, warum wir
die vermeinten Gelenke, des sehr uneigentlich so
genannten Bandwurms, nicht für Glieder ei-
nes einzigen Wurms, sondern für eben so viel
besondere Thiere, die sich nur an einander ge-
saugt und angereihet haben, halten müssen. Wir
haben Specimina vor uns, wo sich verschiedene
Gattungen dieses Geschlechts in eine gemeinschaft-
liche Reihe angekettet haben, andere wo mehrere
Reihen derselben Gattung sich auf sonderbare
Weise unter einander angehängt haben u. s. w.
Auch haben wir die Bandwürmer oft genug bey
Hunden und andern Thieren, die wir lebendig
zergliedert haben, selbst noch lebend gefunden,
und Stundenlang in lauwarmer Milch erhalten,
und alle unsre dabey angestellten Versuche haben
unsre Meynung immer mehr bestätigt. Es ge-
hören auch diese Thiere bey weitem nicht unter
die Zoophyten, da sie nichts von dieser ihrer Re-
productionskraft besitzen, sondern einzelne Wür-
mer, wenn sie in der Mitte durchschnitten wer-
den, binnen wenig Minuten absterben. Die
Gattungen sind äuserst zahlreich, aber die wenig-
sten noch genug bestimmt. Wir haben noch un-
beschriebene Bandwürmer aus Pferden, Katzen,
Füchsen, Murmelthieren, Kreuzschnäbeln u. s. w.

1. † Solium, der B. W. mit langen Gelen-
ken, Kürbskernwurm. (T. cucurbitina,
Ascaris auctor.) T. osculo alterius mar-
ginis
. *

So wie die beiden folgenden Arten, in den dün-
nen Därmen bey Menschen u. a. Thieren. Theils
in unsäglicher Menge. Man hat gegen 400 El-
len Bandwürmer in kurzer Zeit, und gegen 800

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[412/0435] Es sind schon in mehrern Werken unsre Grün- de ausführlich angegeben worden, warum wir die vermeinten Gelenke, des sehr uneigentlich so genannten Bandwurms, nicht für Glieder ei- nes einzigen Wurms, sondern für eben so viel besondere Thiere, die sich nur an einander ge- saugt und angereihet haben, halten müssen. Wir haben Specimina vor uns, wo sich verschiedene Gattungen dieses Geschlechts in eine gemeinschaft- liche Reihe angekettet haben, andere wo mehrere Reihen derselben Gattung sich auf sonderbare Weise unter einander angehängt haben u. s. w. Auch haben wir die Bandwürmer oft genug bey Hunden und andern Thieren, die wir lebendig zergliedert haben, selbst noch lebend gefunden, und Stundenlang in lauwarmer Milch erhalten, und alle unsre dabey angestellten Versuche haben unsre Meynung immer mehr bestätigt. Es ge- hören auch diese Thiere bey weitem nicht unter die Zoophyten, da sie nichts von dieser ihrer Re- productionskraft besitzen, sondern einzelne Wür- mer, wenn sie in der Mitte durchschnitten wer- den, binnen wenig Minuten absterben. Die Gattungen sind äuserst zahlreich, aber die wenig- sten noch genug bestimmt. Wir haben noch un- beschriebene Bandwürmer aus Pferden, Katzen, Füchsen, Murmelthieren, Kreuzschnäbeln u. s. w. 1. † Solium, der B. W. mit langen Gelen- ken, Kürbskernwurm. (T. cucurbitina, Ascaris auctor.) T. osculo alterius mar- ginis. * So wie die beiden folgenden Arten, in den dün- nen Därmen bey Menschen u. a. Thieren. Theils in unsäglicher Menge. Man hat gegen 400 El- len Bandwürmer in kurzer Zeit, und gegen 800

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/434>, abgerufen am 21.11.2024.