Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

sie hol, und sitzen wie eine Scheide über einen
Fortsatz der Stirnknochen. Des Rhinoce-
ros Hörner sind dichte, und blos mit der Haut
aus der Nase verwachsen. Beym Hirschge-
schlecht hingegen, bey den gehörnten Hasen u.
s. w. sind sie zwar ebenfalls solide, aber von be-
sondrer, beynahe holzichter Structur, und
astig. Sie heissen dann Geweihe, und werden
mehrentheils alljärlich abgeworfen und neue an
ihrer Statt reproducirt.

§. 48.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz be-
deckt, der eine Fortsetzung des Kukuksbeins
(coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und
Gebrauch ist. Er dient den Thieren z. B. die
Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; oder
als Werkzeug zum Bau, wie dem Biber der
seinige; oder zum Anhalten für die Jungen, wie
beym Surinamischen Aenegs; oder statt einer
Hand, um damit, wie der Elephant mit seinem
Rüssel, fassen zu können (cauda prehensilis. Taf. I.
Fig. 10); so der Rollschwanz vieler Meerkatzen,
eines Ameisenbären etc.; oder zum Schirm ge-
gen Sonnenstich und Regen, wie beym Mongoz
und beym Eichhörnchen, dem sein Schwanz auch
auserdem zum Laufe auf den Aesten der Bäume
nutzt. Manche Säugethiere, wie der Mensch,
einige Affen, ein Faulthier u. a. sind gänzlich
ungeschwänzt.

sie hol, und sitzen wie eine Scheide über einen
Fortsatz der Stirnknochen. Des Rhinoce-
ros Hörner sind dichte, und blos mit der Haut
aus der Nase verwachsen. Beym Hirschge-
schlecht hingegen, bey den gehörnten Hasen u.
s. w. sind sie zwar ebenfalls solide, aber von be-
sondrer, beynahe holzichter Structur, und
astig. Sie heissen dann Geweihe, und werden
mehrentheils alljärlich abgeworfen und neue an
ihrer Statt reproducirt.

§. 48.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz be-
deckt, der eine Fortsetzung des Kukuksbeins
(coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und
Gebrauch ist. Er dient den Thieren z. B. die
Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; oder
als Werkzeug zum Bau, wie dem Biber der
seinige; oder zum Anhalten für die Jungen, wie
beym Surinamischen Aenegs; oder statt einer
Hand, um damit, wie der Elephant mit seinem
Rüssel, fassen zu können (cauda prehensilis. Taf. I.
Fig. 10); so der Rollschwanz vieler Meerkatzen,
eines Ameisenbären ꝛc.; oder zum Schirm ge-
gen Sonnenstich und Regen, wie beym Mongoz
und beym Eichhörnchen, dem sein Schwanz auch
auserdem zum Laufe auf den Aesten der Bäume
nutzt. Manche Säugethiere, wie der Mensch,
einige Affen, ein Faulthier u. a. sind gänzlich
ungeschwänzt.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0074" xml:id="pb052_0001" n="52"/>
sie hol, und sitzen wie eine Scheide über einen<lb/>
Fortsatz der Stirnknochen. Des Rhinoce-<lb/>
ros Hörner sind dichte, und blos mit der Haut<lb/>
aus der Nase verwachsen. Beym Hirschge-<lb/>
schlecht hingegen, bey den gehörnten Hasen u.<lb/>
s. w. sind sie zwar ebenfalls solide, aber von be-<lb/>
sondrer, beynahe holzichter Structur, und<lb/>
astig. Sie heissen dann Geweihe, und werden<lb/>
mehrentheils alljärlich abgeworfen und neue an<lb/>
ihrer Statt reproducirt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 48.</head><lb/>
          <p>Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-<lb/>
resten Säugethieren durch den Schwanz be-<lb/>
deckt, der eine Fortsetzung des Kukuksbeins<lb/>
(<hi rendition="#aq">coccyx</hi>), und von mannichfaltiger Bildung und<lb/>
Gebrauch ist. Er dient den Thieren z. B. die<lb/>
Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; oder<lb/>
als Werkzeug zum Bau, wie dem Biber der<lb/>
seinige; oder zum Anhalten für die Jungen, wie<lb/>
beym Surinamischen Aenegs; oder statt einer<lb/>
Hand, um damit, wie der Elephant mit seinem<lb/>
Rüssel, fassen zu können (<hi rendition="#aq">cauda prehensilis</hi>. Taf. I.<lb/>
Fig. 10); so der Rollschwanz vieler Meerkatzen,<lb/>
eines Ameisenbären &#xA75B;c.; oder zum Schirm ge-<lb/>
gen Sonnenstich und Regen, wie beym Mongoz<lb/>
und beym Eichhörnchen, dem sein Schwanz auch<lb/>
auserdem zum Laufe auf den Aesten der Bäume<lb/>
nutzt. Manche Säugethiere, wie der Mensch,<lb/>
einige Affen, ein Faulthier u. a. sind gänzlich<lb/>
ungeschwänzt.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0074] sie hol, und sitzen wie eine Scheide über einen Fortsatz der Stirnknochen. Des Rhinoce- ros Hörner sind dichte, und blos mit der Haut aus der Nase verwachsen. Beym Hirschge- schlecht hingegen, bey den gehörnten Hasen u. s. w. sind sie zwar ebenfalls solide, aber von be- sondrer, beynahe holzichter Structur, und astig. Sie heissen dann Geweihe, und werden mehrentheils alljärlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt. §. 48. Die Oeffnung des Afters wird bey den meh- resten Säugethieren durch den Schwanz be- deckt, der eine Fortsetzung des Kukuksbeins (coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient den Thieren z. B. die Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; oder als Werkzeug zum Bau, wie dem Biber der seinige; oder zum Anhalten für die Jungen, wie beym Surinamischen Aenegs; oder statt einer Hand, um damit, wie der Elephant mit seinem Rüssel, fassen zu können (cauda prehensilis. Taf. I. Fig. 10); so der Rollschwanz vieler Meerkatzen, eines Ameisenbären ꝛc.; oder zum Schirm ge- gen Sonnenstich und Regen, wie beym Mongoz und beym Eichhörnchen, dem sein Schwanz auch auserdem zum Laufe auf den Aesten der Bäume nutzt. Manche Säugethiere, wie der Mensch, einige Affen, ein Faulthier u. a. sind gänzlich ungeschwänzt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/74
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/74>, abgerufen am 21.11.2024.