Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Tridactylus. der Ai. I. pedibus tridacty-
lis, cauda brevi
. *

Ein unglaublich phlegmatisches Geschöpf im
südlichen America. Es soll einen Tag brauchen,
um 50 Schritte weit zu kriechen, soll weinen,
und immer sein klägliches Ai, wovon die Brasi-
lianer des Thieres Namen entlehnt haben, von
sich hören lassen; hat ein äusserst zähes Leben, lebt
vom Laub der Bäume, hängt sich mit den Füssen
an die Zweige, nimt sich aber nicht die Mühe,
wieder von Bäumen herunter zu steigen, sondern
fällt herab, und bleibt so lange liegen, bis es
endlich der Hunger nöthigt, sich allgemach wei-
ter zu schleppen.

7. myrmecophaga. Ameisenbär. Ro-
strum productius, lingua filiformis, dentes
nulli
.

Das ganze Geschlecht ist blos in Südamerica
zu Hause.

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, ungue exteriore maximo,
plantis tetradactylis, cauda prehensili
. *

Von der Grösse des Eichhörnchens, und hell-
brauner Farbe. Die vier Zoll lange Zunge ist,
wie bey den übrigen Gattungen, mit zähem Schleim
überzogen, an dem die Ameisen klebend bleiben.
Mit den grossen hakenförmigen Klauen der Vor-
derfüsse scharrt er in den Ameisenhaufen. Die
Hinterpfoten sind zum Laufen unbequem, aber
desto geschickter zum Anhalten an Zweigen. Im
Nothfall rollt er sich zusammen, wie die Thiere
der folgenden Ordnung. Er hat, so wie andere
Gattungen seines Geschlechts ursprünglich hän-
gende Ohren. Er ist stumm, und wir haben bey

1. Tridactylus. der Aï. I. pedibus tridacty-
lis, cauda brevi
. *

Ein unglaublich phlegmatisches Geschöpf im
südlichen America. Es soll einen Tag brauchen,
um 50 Schritte weit zu kriechen, soll weinen,
und immer sein klägliches Aï, wovon die Brasi-
lianer des Thieres Namen entlehnt haben, von
sich hören lassen; hat ein äusserst zähes Leben, lebt
vom Laub der Bäume, hängt sich mit den Füssen
an die Zweige, nimt sich aber nicht die Mühe,
wieder von Bäumen herunter zu steigen, sondern
fällt herab, und bleibt so lange liegen, bis es
endlich der Hunger nöthigt, sich allgemach wei-
ter zu schleppen.

7. myrmecophaga. Ameisenbär. Ro-
strum productius, lingua filiformis, dentes
nulli
.

Das ganze Geschlecht ist blos in Südamerica
zu Hause.

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, ungue exteriore maximo,
plantis tetradactylis, cauda prehensili
. *

Von der Grösse des Eichhörnchens, und hell-
brauner Farbe. Die vier Zoll lange Zunge ist,
wie bey den übrigen Gattungen, mit zähem Schleim
überzogen, an dem die Ameisen klebend bleiben.
Mit den grossen hakenförmigen Klauen der Vor-
derfüsse scharrt er in den Ameisenhaufen. Die
Hinterpfoten sind zum Laufen unbequem, aber
desto geschickter zum Anhalten an Zweigen. Im
Nothfall rollt er sich zusammen, wie die Thiere
der folgenden Ordnung. Er hat, so wie andere
Gattungen seines Geschlechts ursprünglich hän-
gende Ohren. Er ist stumm, und wir haben bey

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0093" xml:id="pb071_0001" n="71"/>
            <p rendition="#indent-2">1. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Tridactylus</hi></hi>. der Aï. <hi rendition="#aq">I. pedibus tridacty-<lb/>
lis, cauda brevi</hi>. *</p>
            <p rendition="#l1em">Ein unglaublich phlegmatisches Geschöpf im<lb/>
südlichen America. Es soll einen Tag brauchen,<lb/>
um 50 Schritte weit zu kriechen, soll weinen,<lb/>
und immer sein klägliches Aï, wovon die Brasi-<lb/>
lianer des Thieres Namen entlehnt haben, von<lb/>
sich hören lassen; hat ein äusserst zähes Leben, lebt<lb/>
vom Laub der Bäume, hängt sich mit den Füssen<lb/>
an die Zweige, nimt sich aber nicht die Mühe,<lb/>
wieder von Bäumen herunter zu steigen, sondern<lb/>
fällt herab, und bleibt so lange liegen, bis es<lb/>
endlich der Hunger nöthigt, sich allgemach wei-<lb/>
ter zu schleppen.</p>
            <p rendition="#indent-1">7. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">myrmecophaga</hi></hi></hi>. Ameisenbär. <hi rendition="#aq">Ro-<lb/>
strum productius, lingua filiformis, dentes<lb/>
nulli</hi>.</p>
            <p rendition="#l1em">Das ganze Geschlecht ist blos in Südamerica<lb/>
zu Hause.</p>
            <p rendition="#indent-2">1. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Didactyla</hi></hi>. der kleine Tamandua. <hi rendition="#aq">M. pal-<lb/>
mis didactylis, ungue exteriore maximo,<lb/>
plantis tetradactylis, cauda prehensili</hi>. *</p>
            <p rendition="#l1em">Von der Grösse des Eichhörnchens, und hell-<lb/>
brauner Farbe. Die vier Zoll lange Zunge ist,<lb/>
wie bey den übrigen Gattungen, mit zähem Schleim<lb/>
überzogen, an dem die Ameisen klebend bleiben.<lb/>
Mit den grossen hakenförmigen Klauen der Vor-<lb/>
derfüsse scharrt er in den Ameisenhaufen. Die<lb/>
Hinterpfoten sind zum Laufen unbequem, aber<lb/>
desto geschickter zum Anhalten an Zweigen. Im<lb/>
Nothfall rollt er sich zusammen, wie die Thiere<lb/>
der folgenden Ordnung. Er hat, so wie andere<lb/>
Gattungen seines Geschlechts ursprünglich hän-<lb/>
gende Ohren. Er ist stumm, und wir haben bey<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0093] 1. Tridactylus. der Aï. I. pedibus tridacty- lis, cauda brevi. * Ein unglaublich phlegmatisches Geschöpf im südlichen America. Es soll einen Tag brauchen, um 50 Schritte weit zu kriechen, soll weinen, und immer sein klägliches Aï, wovon die Brasi- lianer des Thieres Namen entlehnt haben, von sich hören lassen; hat ein äusserst zähes Leben, lebt vom Laub der Bäume, hängt sich mit den Füssen an die Zweige, nimt sich aber nicht die Mühe, wieder von Bäumen herunter zu steigen, sondern fällt herab, und bleibt so lange liegen, bis es endlich der Hunger nöthigt, sich allgemach wei- ter zu schleppen. 7. myrmecophaga. Ameisenbär. Ro- strum productius, lingua filiformis, dentes nulli. Das ganze Geschlecht ist blos in Südamerica zu Hause. 1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal- mis didactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis, cauda prehensili. * Von der Grösse des Eichhörnchens, und hell- brauner Farbe. Die vier Zoll lange Zunge ist, wie bey den übrigen Gattungen, mit zähem Schleim überzogen, an dem die Ameisen klebend bleiben. Mit den grossen hakenförmigen Klauen der Vor- derfüsse scharrt er in den Ameisenhaufen. Die Hinterpfoten sind zum Laufen unbequem, aber desto geschickter zum Anhalten an Zweigen. Im Nothfall rollt er sich zusammen, wie die Thiere der folgenden Ordnung. Er hat, so wie andere Gattungen seines Geschlechts ursprünglich hän- gende Ohren. Er ist stumm, und wir haben bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/93
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/93>, abgerufen am 21.11.2024.