Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

und in Brütöfen, kan man leicht Hünchen aus-
kriechen lassen. Dies geht zumal in wärmern
Gegenden so gut von statten, daß man die
Anzal der Hüner, die auf diese Weise järlich
in den Aegyptischen Oefen*) ausgebrütet wer-
den, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel
werden durchs anhaltende Brüten abgemattet,
und nur bey denen, die sich paarweise zusam-
menhalten, wie bey den Tauben, Schwalben,
Rothschwänzen etc. nimmt auch das Männchen
an diesem Geschäfte Antheil. Des Nachts
nemlich brüten mehrentheils die beiden Gat-
ten zugleich; früh, Nachmittags und Abends
das Weibgen alleine, und um Mittag herum
das Männchen. Die Häne unter den Canari-
envögeln, Hänflingen, Stiglitzen etc. überlas-
sen zwar das Brüten blos ihren Weibgen, ver-
sorgen sie doch aber wärend der Zeit mit Fut-
ter und ätzen sie theils aus dem Kröpfe.

§. 84.

Wärend des Brütens gehet nun im Eye
selbst die grosse Veränderung vor, daß das
Küchelgen darin allmälig gebildet und von Tag
zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Im
Hüner Ey z. B. läst sich in den ersten 12 Stun-
den des Bebrütens nicht einmal eine dunkle und
erst zu Ende des zweyten Tags eine deutliche
Spur des neuen Küchelgens erkennen. Es

*) Ornithotrophie artificiele. Par. 1780. 12. Pl. 1.

und in Brütöfen, kan man leicht Hünchen aus-
kriechen lassen. Dies geht zumal in wärmern
Gegenden so gut von statten, daß man die
Anzal der Hüner, die auf diese Weise järlich
in den Aegyptischen Oefen*) ausgebrütet wer-
den, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel
werden durchs anhaltende Brüten abgemattet,
und nur bey denen, die sich paarweise zusam-
menhalten, wie bey den Tauben, Schwalben,
Rothschwänzen ꝛc. nimmt auch das Männchen
an diesem Geschäfte Antheil. Des Nachts
nemlich brüten mehrentheils die beiden Gat-
ten zugleich; früh, Nachmittags und Abends
das Weibgen alleine, und um Mittag herum
das Männchen. Die Häne unter den Canari-
envögeln, Hänflingen, Stiglitzen ꝛc. überlas-
sen zwar das Brüten blos ihren Weibgen, ver-
sorgen sie doch aber wärend der Zeit mit Fut-
ter und ätzen sie theils aus dem Kröpfe.

§. 84.

Wärend des Brütens gehet nun im Eye
selbst die grosse Veränderung vor, daß das
Küchelgen darin allmälig gebildet und von Tag
zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Im
Hüner Ey z. B. läst sich in den ersten 12 Stun-
den des Bebrütens nicht einmal eine dunkle und
erst zu Ende des zweyten Tags eine deutliche
Spur des neuen Küchelgens erkennen. Es

*) Ornithotrophie artificiele. Par. 1780. 12. Pl. 1.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0181" xml:id="pb169_0001" n="169"/>
und in Brütöfen, kan man leicht Hünchen aus-<lb/>
kriechen lassen. Dies geht zumal in wärmern<lb/>
Gegenden so gut von statten, daß man die<lb/>
Anzal der Hüner, die auf diese Weise järlich<lb/>
in den Aegyptischen Oefen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ornithotrophie artificiele</hi>. Par.</hi> 1780. 12. <hi rendition="#aq">Pl</hi>. 1.</p></note> ausgebrütet wer-<lb/>
den, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel<lb/>
werden durchs anhaltende Brüten abgemattet,<lb/>
und nur bey denen, die sich paarweise zusam-<lb/>
menhalten, wie bey den Tauben, Schwalben,<lb/>
Rothschwänzen &#xA75B;c. nimmt auch das Männchen<lb/>
an diesem Geschäfte Antheil. Des Nachts<lb/>
nemlich brüten mehrentheils die beiden Gat-<lb/>
ten zugleich; früh, Nachmittags und Abends<lb/>
das Weibgen alleine, und um Mittag herum<lb/>
das Männchen. Die Häne unter den Canari-<lb/>
envögeln, Hänflingen, Stiglitzen &#xA75B;c. überlas-<lb/>
sen zwar das Brüten blos ihren Weibgen, ver-<lb/>
sorgen sie doch aber wärend der Zeit mit Fut-<lb/>
ter und ätzen sie theils aus dem Kröpfe.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 84.</head><lb/>
          <p>Wärend des Brütens gehet nun im Eye<lb/>
selbst die grosse Veränderung vor, daß das<lb/>
Küchelgen darin allmälig gebildet und von Tag<lb/>
zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Im<lb/>
Hüner Ey z. B. läst sich in den ersten 12 Stun-<lb/>
den des Bebrütens nicht einmal eine dunkle und<lb/>
erst zu Ende des zweyten Tags eine deutliche<lb/>
Spur des neuen Küchelgens erkennen. Es<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0181] und in Brütöfen, kan man leicht Hünchen aus- kriechen lassen. Dies geht zumal in wärmern Gegenden so gut von statten, daß man die Anzal der Hüner, die auf diese Weise järlich in den Aegyptischen Oefen *) ausgebrütet wer- den, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey denen, die sich paarweise zusam- menhalten, wie bey den Tauben, Schwalben, Rothschwänzen ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Des Nachts nemlich brüten mehrentheils die beiden Gat- ten zugleich; früh, Nachmittags und Abends das Weibgen alleine, und um Mittag herum das Männchen. Die Häne unter den Canari- envögeln, Hänflingen, Stiglitzen ꝛc. überlas- sen zwar das Brüten blos ihren Weibgen, ver- sorgen sie doch aber wärend der Zeit mit Fut- ter und ätzen sie theils aus dem Kröpfe. §. 84. Wärend des Brütens gehet nun im Eye selbst die grosse Veränderung vor, daß das Küchelgen darin allmälig gebildet und von Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Im Hüner Ey z. B. läst sich in den ersten 12 Stun- den des Bebrütens nicht einmal eine dunkle und erst zu Ende des zweyten Tags eine deutliche Spur des neuen Küchelgens erkennen. Es *) Ornithotrophie artificiele. Par. 1780. 12. Pl. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/181
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/181>, abgerufen am 26.11.2024.