Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Die nächst folgenden Arten sind feiner, aber
meist mit andern Erdarten, Kalk, Sand u. s. w.
vermischt.

2. Fullonum, Walkererde.

Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser
wie Seife, und zieht begierig Fett in sich. Da-
her ihre Wichtigkeit zum Walken der Tücher.
Die feinste findet sich in England. Hieher ge-
hört auch wohl die Spanische Kreite.

3. Porcellana, Porcellan Erde.

Die wichtige Erdart, aus der man nach den
Jahrbüchern von Frouleam in China im zweyten
Jahr der Regierung des Kaisers Tam, das ist
A. 442. n. C. G. zu allererst Porcellan gemacht:
das nun zu Anfang dieses Jahrhunderts von
dem nachher baronisirten Apotheker Böttger in
Meissen ebenfalls erfunden und auf dem höchsten
Grad der Vollkommenheit gebracht, aber seit
dem auch an mehrern Orten in und ausser Deutsch-
land nachgemacht worden.

4. Faventina, Fayence Thon.

Ebenfalls schneeweiß wie der Porcellan Thon
doch nicht so fein. Hieraus ward zu Anfang
des 16ten Jahrhunderts von Raphaels Vetter
Guido Durantino zu Urbino das unächte Por-
cellan oder so genannte Majolica mit schöner
Mahlerey, nach des Marc Antonio Kupfersti-
chen, verfertigt. Aus ähnlichen Erden, Pfei-
fenthon etc. in neuern Zeiten das Steingut,
Schmelztiegel, Tobackspfeifen u. s. w.

5. Bolus.

Von mancherley Farben. Dahin gehört die
Siegel Erde (Terra Lemnia) woraus Pfeifen-
Köpfe, Thee Geschirre etc. gemacht werden. Fer-

Die nächst folgenden Arten sind feiner, aber
meist mit andern Erdarten, Kalk, Sand u. s. w.
vermischt.

2. Fullonum, Walkererde.

Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser
wie Seife, und zieht begierig Fett in sich. Da-
her ihre Wichtigkeit zum Walken der Tücher.
Die feinste findet sich in England. Hieher ge-
hört auch wohl die Spanische Kreite.

3. Porcellana, Porcellan Erde.

Die wichtige Erdart, aus der man nach den
Jahrbüchern von Frouleam in China im zweyten
Jahr der Regierung des Kaisers Tam, das ist
A. 442. n. C. G. zu allererst Porcellan gemacht:
das nun zu Anfang dieses Jahrhunderts von
dem nachher baronisirten Apotheker Böttger in
Meissen ebenfalls erfunden und auf dem höchsten
Grad der Vollkommenheit gebracht, aber seit
dem auch an mehrern Orten in und ausser Deutsch-
land nachgemacht worden.

4. Faventina, Fayence Thon.

Ebenfalls schneeweiß wie der Porcellan Thon
doch nicht so fein. Hieraus ward zu Anfang
des 16ten Jahrhunderts von Raphaels Vetter
Guido Durantino zu Urbino das unächte Por-
cellan oder so genannte Majolica mit schöner
Mahlerey, nach des Marc Antonio Kupfersti-
chen, verfertigt. Aus ähnlichen Erden, Pfei-
fenthon ꝛc. in neuern Zeiten das Steingut,
Schmelztiegel, Tobackspfeifen u. s. w.

5. Bolus.

Von mancherley Farben. Dahin gehört die
Siegel Erde (Terra Lemnia) woraus Pfeifen-
Köpfe, Thee Geschirre ꝛc. gemacht werden. Fer-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0507" xml:id="pb495_0001" n="495"/>
            <p rendition="#l1em">Die nächst folgenden Arten sind feiner, aber<lb/>
meist mit andern Erdarten, Kalk, Sand u. s. w.<lb/>
vermischt.</p>
            <p rendition="#indent-2">2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fullonum</hi></hi>, Walkererde.</p>
            <p rendition="#l1em">Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser<lb/>
wie Seife, und zieht begierig Fett in sich. Da-<lb/>
her ihre Wichtigkeit zum Walken der Tücher.<lb/>
Die feinste findet sich in England. Hieher ge-<lb/>
hört auch wohl die Spanische Kreite.</p>
            <p rendition="#indent-2">3. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Porcellana</hi></hi>, Porcellan Erde.</p>
            <p rendition="#l1em">Die wichtige Erdart, aus der man nach den<lb/>
Jahrbüchern von Frouleam in China im zweyten<lb/>
Jahr der Regierung des Kaisers Tam, das ist<lb/>
A. 442. n. C. G. zu allererst Porcellan gemacht:<lb/>
das nun zu Anfang dieses Jahrhunderts von<lb/>
dem nachher baronisirten Apotheker Böttger in<lb/>
Meissen ebenfalls erfunden und auf dem höchsten<lb/>
Grad der Vollkommenheit gebracht, aber seit<lb/>
dem auch an mehrern Orten in und ausser Deutsch-<lb/>
land nachgemacht worden.</p>
            <p rendition="#indent-2">4. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Faventina</hi></hi>, Fayence Thon.</p>
            <p rendition="#l1em">Ebenfalls schneeweiß wie der Porcellan Thon<lb/>
doch nicht so fein. Hieraus ward zu Anfang<lb/>
des 16ten Jahrhunderts von Raphaels Vetter<lb/>
Guido Durantino zu Urbino das unächte Por-<lb/>
cellan oder so genannte Majolica mit schöner<lb/>
Mahlerey, nach des Marc Antonio Kupfersti-<lb/>
chen, verfertigt. Aus ähnlichen Erden, Pfei-<lb/>
fenthon &#xA75B;c. in neuern Zeiten das Steingut,<lb/>
Schmelztiegel, Tobackspfeifen u. s. w.</p>
            <p rendition="#indent-2">5. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bolus</hi></hi>.</p>
            <p rendition="#l1em">Von mancherley Farben. Dahin gehört die<lb/>
Siegel Erde (<hi rendition="#aq">Terra Lemnia</hi>) woraus Pfeifen-<lb/>
Köpfe, Thee Geschirre &#xA75B;c. gemacht werden. Fer-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[495/0507] Die nächst folgenden Arten sind feiner, aber meist mit andern Erdarten, Kalk, Sand u. s. w. vermischt. 2. Fullonum, Walkererde. Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser wie Seife, und zieht begierig Fett in sich. Da- her ihre Wichtigkeit zum Walken der Tücher. Die feinste findet sich in England. Hieher ge- hört auch wohl die Spanische Kreite. 3. Porcellana, Porcellan Erde. Die wichtige Erdart, aus der man nach den Jahrbüchern von Frouleam in China im zweyten Jahr der Regierung des Kaisers Tam, das ist A. 442. n. C. G. zu allererst Porcellan gemacht: das nun zu Anfang dieses Jahrhunderts von dem nachher baronisirten Apotheker Böttger in Meissen ebenfalls erfunden und auf dem höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht, aber seit dem auch an mehrern Orten in und ausser Deutsch- land nachgemacht worden. 4. Faventina, Fayence Thon. Ebenfalls schneeweiß wie der Porcellan Thon doch nicht so fein. Hieraus ward zu Anfang des 16ten Jahrhunderts von Raphaels Vetter Guido Durantino zu Urbino das unächte Por- cellan oder so genannte Majolica mit schöner Mahlerey, nach des Marc Antonio Kupfersti- chen, verfertigt. Aus ähnlichen Erden, Pfei- fenthon ꝛc. in neuern Zeiten das Steingut, Schmelztiegel, Tobackspfeifen u. s. w. 5. Bolus. Von mancherley Farben. Dahin gehört die Siegel Erde (Terra Lemnia) woraus Pfeifen- Köpfe, Thee Geschirre ꝛc. gemacht werden. Fer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/507
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/507>, abgerufen am 22.11.2024.