Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
VII. FERAE.

Die großen reissenden Thiere, die andre
Säugethiere, und manche Gattungen derselben
selbst Menschen anfallen.

25. vrsvs. Dentes primores superiores alter-
natim excauati, inferiores laterales lobati,
lingua laeuis, cauda abrupta
.

1. +. Arctos. Der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear
.) V. fusco nigricans, collo breui
. *

Schreber tab. CXXXIX. CXL.

Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im
Grunde gutmüthiges Geschöpf, was mehren-
theils einsam in den großen Wäldern, und in
den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch auch
in Ost-Indien, lebt, und sich nicht leicht außer
im größten Grimm, am Menschen vergreift.
In der Jugend nährt sich der Bär fast blos von
Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber wehr
vom Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist
Honig. Zum Gefechte stellt er sich auf die Hin-
terfuße, druckt und schlägt seinen Feind mit den
Vordertatzen, und bedient sich dabey des Gebisses
seltner als andere reissende Thiere. Er hat aus-
nehmende Stärke und ist, im Stande ganze
Pferde fortzuschleppen und mit seinen scharfen
Krallen das Fiesch bis auf die Knochen durch-
zuhauen. Junge Bären lassen sich leicht zäh-
men, und sind bis zur Zeit der Mannbarkeit
ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin-
gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die

VII. FERAE.

Die großen reissenden Thiere, die andre
Säugethiere, und manche Gattungen derselben
selbst Menschen anfallen.

25. vrsvs. Dentes primores superiores alter-
natim excauati, inferiores laterales lobati,
lingua laeuis, cauda abrupta
.

1. †. Arctos. Der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear
.) V. fusco nigricans, collo breui
. *

Schreber tab. CXXXIX. CXL.

Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im
Grunde gutmüthiges Geschöpf, was mehren-
theils einsam in den großen Wäldern, und in
den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch auch
in Ost-Indien, lebt, und sich nicht leicht außer
im größten Grimm, am Menschen vergreift.
In der Jugend nährt sich der Bär fast blos von
Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber wehr
vom Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist
Honig. Zum Gefechte stellt er sich auf die Hin-
terfuße, druckt und schlägt seinen Feind mit den
Vordertatzen, und bedient sich dabey des Gebisses
seltner als andere reissende Thiere. Er hat aus-
nehmende Stärke und ist, im Stande ganze
Pferde fortzuschleppen und mit seinen scharfen
Krallen das Fiesch bis auf die Knochen durch-
zuhauen. Junge Bären lassen sich leicht zäh-
men, und sind bis zur Zeit der Mannbarkeit
ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin-
gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0116" xml:id="pb096_0001" n="96"/>
            <head rendition="#c">VII. <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">FERAE</hi></hi>.</head><lb/>
            <p>Die großen reissenden Thiere, die andre<lb/>
Säugethiere, und manche                             Gattungen derselben<lb/>
selbst Menschen anfallen.</p>
            <p rendition="#indent-1">25. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vrsvs.</hi> Dentes primores superiores alter-<lb/>
natim                             excauati, inferiores laterales lobati,<lb/>
lingua laeuis, cauda                             abrupta</hi>.</p>
            <p rendition="#indent-2">1. &#x2020;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Arctos</hi></hi>. Der Bär. (Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">l'ours</hi></hi>. Engl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">the<lb/>
bear</hi>.) V. fusco nigricans, collo breui</hi>. *</p>
            <p rendition="#l2em">Schreber <hi rendition="#aq">tab</hi>. CXXXIX. CXL.</p>
            <p rendition="#l1em">Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im<lb/>
Grunde                             gutmüthiges Geschöpf, was mehren-<lb/>
theils einsam in den                             großen Wäldern, und in<lb/>
den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch                             auch<lb/>
in Ost-Indien, lebt, und sich nicht leicht außer<lb/>
im größten                             Grimm, am Menschen vergreift.<lb/>
In der Jugend nährt sich der Bär fast                             blos von<lb/>
Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber wehr<lb/>
vom                             Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist<lb/>
Honig. Zum Gefechte                             stellt er sich auf die Hin-<lb/>
terfuße, druckt und                             schlägt seinen Feind mit den<lb/>
Vordertatzen, und bedient sich dabey                             des Gebisses<lb/>
seltner als andere reissende Thiere. Er hat aus-<lb type="inWord"/>
nehmende Stärke und ist, im Stande ganze<lb/>
Pferde                             fortzuschleppen und mit seinen scharfen<lb/>
Krallen das Fiesch bis auf                             die Knochen durch-<lb/>
zuhauen. Junge Bären lassen sich                             leicht zäh-<lb/>
men, und sind bis zur Zeit der                             Mannbarkeit<lb/>
ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin-<lb type="inWord"/>
gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0116] VII. FERAE. Die großen reissenden Thiere, die andre Säugethiere, und manche Gattungen derselben selbst Menschen anfallen. 25. vrsvs. Dentes primores superiores alter- natim excauati, inferiores laterales lobati, lingua laeuis, cauda abrupta. 1. †. Arctos. Der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) V. fusco nigricans, collo breui. * Schreber tab. CXXXIX. CXL. Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im Grunde gutmüthiges Geschöpf, was mehren- theils einsam in den großen Wäldern, und in den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien, lebt, und sich nicht leicht außer im größten Grimm, am Menschen vergreift. In der Jugend nährt sich der Bär fast blos von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber wehr vom Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist Honig. Zum Gefechte stellt er sich auf die Hin- terfuße, druckt und schlägt seinen Feind mit den Vordertatzen, und bedient sich dabey des Gebisses seltner als andere reissende Thiere. Er hat aus- nehmende Stärke und ist, im Stande ganze Pferde fortzuschleppen und mit seinen scharfen Krallen das Fiesch bis auf die Knochen durch- zuhauen. Junge Bären lassen sich leicht zäh- men, und sind bis zur Zeit der Mannbarkeit ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin- gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/116
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/116>, abgerufen am 21.11.2024.