Reproductionskraft (§. 15.), ein Vorzug, der, wo ich nicht irre, in der abgedachten Stärke ih- rer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ih- res Gehirns (§. 28.) zu suchen ist; da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächre Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr blos vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thie- ren, - aber dagegen die Glieder mehr mit eigen- thümlicher independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzeln Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf einen Theil, oder auf ein System würkt, sogleich wie bey den warmblüti- gen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen wor- den, doch noch umherhüpfen, und Schildkrö- ten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genom- men worden, noch Monatelang leben können: daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blind- schleichen etc.*)
*) Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparate inter animantia ca- lidi er frigidi sanguinis. Gott. 1787. 4.
Reproductionskraft (§. 15.), ein Vorzug, der, wo ich nicht irre, in der abgedachten Stärke ih- rer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ih- res Gehirns (§. 28.) zu suchen ist; da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächre Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr blos vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thie- ren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigen- thümlicher independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzeln Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf einen Theil, oder auf ein System würkt, sogleich wie bey den warmblüti- gen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen wor- den, doch noch umherhüpfen, und Schildkrö- ten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genom- men worden, noch Monatelang leben können: daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blind- schleichen ꝛc.*)
*) Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparate inter animantia ca- lidi er frigidi sanguinis. Gott. 1787. 4.
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Reproductionskraft (§. 15.), ein Vorzug, der,
wo ich nicht irre, in der abgedachten Stärke ih-
rer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ih-
res Gehirns (§. 28.) zu suchen ist; da folglich
die erstern von letzterem minder abhängig sind; und
überhaupt die ganze Maschine zwar schwächre
Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze
Leben der Amphibien einfacher, und mehr blos
vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thie-
ren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigen-
thümlicher independenter Lebenskraft versehen sind.
Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen
Lebenskraft der einzeln Theile, nicht gleich jeder
Stimulus, der auf einen Theil, oder auf ein
System würkt, sogleich wie bey den warmblüti-
gen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt
sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben,
so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen wor-
den, doch noch umherhüpfen, und Schildkrö-
ten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genom-
men worden, noch Monatelang leben können:
daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit
der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie
z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blind-
schleichen ꝛc. *)
*) Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparate inter animantia ca-
lidi er frigidi sanguinis. Gott. 1787. 4.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/269>, abgerufen am 21.11.2024.
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