Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen, bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorplichten Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eignen Kno- chen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be- wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heissen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen (p. pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch- flossen (p. ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steisflosse (p. analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (p. caudalis). Die letztere hat allemal eine verticale Lage, und vertritt völ- lig die Stelle eines Steuerruders zum lenken etc. So wie hingegen die Brustflossen zum eigentli- chen Fortrudern u. s. w. dienen.
Die sogenannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da- mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe- ben und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Anm. Man muß beides die Schnelligkeit und die Länge der Zeit bewundern, womit die Fische ihre Flossen bewegen und schwimmen können. Jenes ist zumal bey ganz jungen Fischen auffallend, da das Auge kaum der schnellen Bewegung ihrer Flossen folgen kann, Dieses wird zum B. durch die Erfahrung erweislich, da zuweilen die nemlichen Thunnfische den Europäischen, von Martinike kommenden und
§. 106.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen, bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorplichten Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eignen Kno- chen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be- wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heissen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen (p. pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch- flossen (p. ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steisflosse (p. analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (p. caudalis). Die letztere hat allemal eine verticale Lage, und vertritt völ- lig die Stelle eines Steuerruders zum lenken ꝛc. So wie hingegen die Brustflossen zum eigentli- chen Fortrudern u. s. w. dienen.
Die sogenannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da- mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe- ben und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Anm. Man muß beides die Schnelligkeit und die Länge der Zeit bewundern, womit die Fische ihre Flossen bewegen und schwimmen können. Jenes ist zumal bey ganz jungen Fischen auffallend, da das Auge kaum der schnellen Bewegung ihrer Flossen folgen kann, Dieses wird zum B. durch die Erfahrung erweislich, da zuweilen die nemlichen Thunnfische den Europäischen, von Martinike kommenden und
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§. 106.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen, bestehen aus dünnen knochenartigen oder
knorplichten Gräten, die durch eine besondere
Haut mit einander verbunden, an eignen Kno-
chen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be-
wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach
heissen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales);
die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen,
Brustflossen (p. pectorales); die am Bauche
vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch-
flossen (p. ventrales); die hinter dieser Oeffnung,
Steisflosse (p. analis); endlich am Schwanze,
die Schwanzflosse (p. caudalis). Die letztere
hat allemal eine verticale Lage, und vertritt völ-
lig die Stelle eines Steuerruders zum lenken ꝛc.
So wie hingegen die Brustflossen zum eigentli-
chen Fortrudern u. s. w. dienen.
Die sogenannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da-
mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe-
ben und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Anm. Man muß beides die Schnelligkeit und die Länge
der Zeit bewundern, womit die Fische ihre Flossen
bewegen und schwimmen können. Jenes ist zumal
bey ganz jungen Fischen auffallend, da das Auge
kaum der schnellen Bewegung ihrer Flossen folgen
kann, Dieses wird zum B. durch die Erfahrung
erweislich, da zuweilen die nemlichen Thunnfische
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/301>, abgerufen am 21.11.2024.
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