Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

**).

§. 159.

Die Würmer werden dadurch dem Menschen
mittelbar oder unmittelbar nutzbar, daß sie theils
wie der Regenwurm die Erde locker halten etc.
Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar.
Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als
jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie junges Wein-
beerlaub) der Purpur der Alten genommen*).
Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei-
tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt
eine Art brauner Seide, die theuer verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen**)

**) gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix an-
bustorum, nemoralis
etc
.) als welche zur Brunstzeit
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
Schafts hat. (tab. 1 fig. 8.) Dieser Liebespfeil
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des
Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander
aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem
andern in die Brust, oder wirft ihm denselben
auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor-
gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die
wahre Paarung.
*) s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B.
von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781
8. S. 377-431.
**) Zumal beym margaritiser, mya margariti-
fera
etc
. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im
Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen,
Californischen etc. sind weit weniger schön. Sie

**).

§. 159.

Die Würmer werden dadurch dem Menschen
mittelbar oder unmittelbar nutzbar, daß sie theils
wie der Regenwurm die Erde locker halten ꝛc.
Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar.
Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als
jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie junges Wein-
beerlaub) der Purpur der Alten genommen*).
Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei-
tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt
eine Art brauner Seide, die theuer verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen**)

**) gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix an-
bustorum, nemoralis
etc
.) als welche zur Brunstzeit
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
Schafts hat. (tab. 1 fig. 8.) Dieser Liebespfeil
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des
Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander
aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem
andern in die Brust, oder wirft ihm denselben
auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor-
gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die
wahre Paarung.
*) s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B.
von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781
8. S. 377-431.
**) Zumal beym margaritiser, mya margariti-
fera
etc
. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im
Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen,
Californischen ꝛc. sind weit weniger schön. Sie
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><pb facs="#f0474" xml:id="pb454_0001" n="454"/>
gemeinsten Garten- und                         Wald-Schnecken (<hi rendition="#aq">helix <hi rendition="#i">an-<lb type="inWord"/>
bustorum, nemoralis</hi> etc</hi>.) als welche zur                         Brunstzeit<lb/>
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-<lb type="inWord"/>
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,                         und<lb/>
ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-<lb/>
Schafts hat. (<hi rendition="#aq">tab</hi>. 1 <hi rendition="#aq">fig</hi>.                         8.) Dieser Liebespfeil<lb/>
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung                         des<lb/>
Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander<lb/>
aufgefunden haben,                         so druckt jedes seinen Pfeil dem<lb/>
andern in die Brust, oder wirft ihm                         denselben<lb/>
auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor-<lb type="inWord"/>
gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die<lb/>
wahre                         Paarung.</p></note>.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 159.</head><lb/>
          <p>Die Würmer werden dadurch dem Menschen<lb/>
mittelbar oder unmittelbar                         nutzbar, daß sie theils<lb/>
wie der Regenwurm die Erde locker halten                         &#xA75B;c.<lb/>
Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar.<lb/>
Von einigen                         Schnecken wurde ehedem mehr als<lb/>
jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie                         junges Wein-<lb/>
beerlaub) der Purpur der Alten genommen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten                         B.<lb/>
von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781<lb/>
8. S.                         377-431.</p></note>.<lb/>
Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei-<lb type="inWord"/>
tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt<lb/>
eine Art                         brauner Seide, die theuer verarbeitet<lb/>
wird. Mehrere Muschelarten führen                         Perlen<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Zumal beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">margaritiser</hi>, mya <hi rendition="#i">margariti-<lb type="inWord"/>
fera</hi> etc</hi>. Die Perlen sitzen meist im Thiere                         selbst,<lb/>
zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest.<lb/>
Noch ist                         ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.<lb/>
Die besten werden                         bekanntlich auf Zeilan und im<lb/>
Persischen Meerbusen gefischt. Die                         Westindischen,<lb/>
Californischen &#xA75B;c. sind weit weniger schön. Sie<lb/></p></note></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[454/0474] **). §. 159. Die Würmer werden dadurch dem Menschen mittelbar oder unmittelbar nutzbar, daß sie theils wie der Regenwurm die Erde locker halten ꝛc. Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie junges Wein- beerlaub) der Purpur der Alten genommen *). Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei- tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt eine Art brauner Seide, die theuer verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen **) **) gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix an- bustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver- sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen- Schafts hat. (tab. 1 fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, oder wirft ihm denselben auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor- gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die wahre Paarung. *) s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B. von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781 8. S. 377-431. **) Zumal beym margaritiser, mya margariti- fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen, Californischen ꝛc. sind weit weniger schön. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/474
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/474>, abgerufen am 22.11.2024.