Der wilde Esel von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarey, unter dem Nahmen Kulan*), von da er jährlich im Herbst in unzähligen Heerden südlich gegen Indien und Persien zieht und da- selbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von außerordentlicher Schnellig- keit.**)
Auch der zahme Esel hat eine Menge empfehlender Eigenschaften, wodurch er bey den Alten***) und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, begnügt sich mit schlechtem Unkraut zum Futter, ist wenigen Krankheiten unterworfen, und wird gegen 30 Jahr alt. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten****) die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien, wo die Ausfuhr der Zuchtesel bey Lebens-
*)Pallasin Act. acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258 sq.
**) Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls äußerst schnellen Dshiggerät (d. h. Lang-Ohr) einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge- schlechts verwechselt werden, das in den Mongo- lischen Wüsten in großen Heerden lebt, und von den Mongolen und Tungusen besonders seines ih- nen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s. Hrn. Prof. Pallas in den Nov. comm. acad. Petropol. vol. XIX. p. 394. sq. tab. VII.
***)I. M.Gesnerde antiqua asinorum honestata. Comm. Gotting. T. II.
****)Casiribibl. Escurial. T. I. p. 208.
Der wilde Esel von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarey, unter dem Nahmen Kulan*), von da er jährlich im Herbst in unzähligen Heerden südlich gegen Indien und Persien zieht und da- selbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von außerordentlicher Schnellig- keit.**)
Auch der zahme Esel hat eine Menge empfehlender Eigenschaften, wodurch er bey den Alten***) und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, begnügt sich mit schlechtem Unkraut zum Futter, ist wenigen Krankheiten unterworfen, und wird gegen 30 Jahr alt. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten****) die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien, wo die Ausfuhr der Zuchtesel bey Lebens-
*)Pallasin Act. acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258 sq.
**) Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls äußerst schnellen Dshiggerät (d. h. Lang-Ohr) einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge- schlechts verwechselt werden, das in den Mongo- lischen Wüsten in großen Heerden lebt, und von den Mongolen und Tungusen besonders seines ih- nen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s. Hrn. Prof. Pallas in den Nov. comm. acad. Petropol. vol. XIX. p. 394. sq. tab. VII.
***)I. M.Gesnerde antiqua asinorum honestata. Comm. Gotting. T. II.
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Der wilde Esel von welchem das zahme Hausthier
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Kulan *), von da er jährlich im Herbst in unzähligen
Heerden südlich gegen Indien und Persien zieht und da-
selbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der
zahme Esel, und von außerordentlicher Schnellig-
keit. **)
Auch der zahme Esel hat eine Menge empfehlender
Eigenschaften, wodurch er bey den Alten ***) und noch
jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig
und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als
das Pferd, begnügt sich mit schlechtem Unkraut zum
Futter, ist wenigen Krankheiten unterworfen, und
wird gegen 30 Jahr alt. Daß er in die südliche Erde
zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines
Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst
hatte Aegypten ****) die besten Esel; jetzt finden sich
die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in
Spanien, wo die Ausfuhr der Zuchtesel bey Lebens-
*) Pallas in Act. acad. Petropol. 1777. P. II. p.
258 sq.
**) Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls
äußerst schnellen Dshiggerät (d. h. Lang-Ohr)
einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge-
schlechts verwechselt werden, das in den Mongo-
lischen Wüsten in großen Heerden lebt, und von
den Mongolen und Tungusen besonders seines ih-
nen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird.
s. Hrn. Prof. Pallas in den Nov. comm. acad.
Petropol. vol. XIX. p. 394. sq. tab. VII.
***) I. M. Gesner de antiqua asinorum honestata.
Comm. Gotting. T. II.
****) Casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/117>, abgerufen am 25.11.2024.
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