Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

1. +. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.)
B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus
laxis
. *

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab, (vrus,
bonasus
, und Bison der alten Welt; denn diese dreyer-
ley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrace un-
sers Hornviehs zu bezeichnen), der in Pohlen, Lithauen,
Sibirien, gefunden wird (und ehedem auch in Deutsch-
land war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil-
dung und Größe nicht so merklich als die übrigen Haus-
thiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in
verschiedenen Gegenden, ziemlich beständig. Viele tau-
send Menschen, zumahl in der Schweiz etc. (auch in
manchen Gegenden von Süd-America z. B. auf Terra-
ferma, wo sich das Rindvieh bey den immer grünen
Weiden zum Erstaunen vermehrt) genießen den größten
Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungs-
mittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze
Wohlstand vieler großen Provinzen hängt lediglich von
dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannigfaltigen
Milchproducte, ab. In den Mägen dieser Thiere fin-
den sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie
die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die
Gemskugeln, sondern bloß aus Haaren zusammen ge-
backen sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt ha-
ben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch-
terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten
bekannt war, aber doch erst seit 1711. da sie sich von
Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbrei-
tete, allgemeiner grassirt hat.

1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.)
B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus
laxis
. *

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab, (vrus,
bonasus
, und Bison der alten Welt; denn diese dreyer-
ley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrace un-
sers Hornviehs zu bezeichnen), der in Pohlen, Lithauen,
Sibirien, gefunden wird (und ehedem auch in Deutsch-
land war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil-
dung und Größe nicht so merklich als die übrigen Haus-
thiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in
verschiedenen Gegenden, ziemlich beständig. Viele tau-
send Menschen, zumahl in der Schweiz ꝛc. (auch in
manchen Gegenden von Süd-America z. B. auf Terra-
ferma, wo sich das Rindvieh bey den immer grünen
Weiden zum Erstaunen vermehrt) genießen den größten
Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungs-
mittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze
Wohlstand vieler großen Provinzen hängt lediglich von
dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannigfaltigen
Milchproducte, ab. In den Mägen dieser Thiere fin-
den sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie
die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die
Gemskugeln, sondern bloß aus Haaren zusammen ge-
backen sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt ha-
ben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch-
terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten
bekannt war, aber doch erst seit 1711. da sie sich von
Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbrei-
tete, allgemeiner grassirt hat.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000025">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0126" xml:id="pb110_0001" n="110"/>
            <p rendition="#indent-2">1. &#x2020;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Taurus</hi></hi>. der Ochse. <hi rendition="#aq">(</hi>Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">le boeuf</hi></hi>. Engl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">the ox</hi></hi>.)<lb/><hi rendition="#aq">B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus<lb/>
laxis</hi>. *</p>
            <p rendition="#l1em">Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab, (<hi rendition="#aq">vrus,<lb/>
bonasus</hi>, und Bison der alten Welt; denn diese dreyer-<lb/>
ley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrace un-<lb/>
sers Hornviehs zu bezeichnen), der in Pohlen, Lithauen,<lb/>
Sibirien, gefunden wird (und ehedem auch in Deutsch-<lb/>
land war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil-<lb/>
dung und Größe nicht so merklich als die übrigen Haus-<lb/>
thiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in<lb/>
verschiedenen Gegenden, ziemlich beständig. Viele tau-<lb/>
send Menschen, zumahl in der Schweiz &#xA75B;c. (auch in<lb/>
manchen Gegenden von Süd-America z. B. auf Terra-<lb/>
ferma, wo sich das Rindvieh bey den immer grünen<lb/>
Weiden zum Erstaunen vermehrt) genießen den größten<lb/>
Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungs-<lb/>
mittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze<lb/>
Wohlstand vieler großen Provinzen hängt lediglich von<lb/>
dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannigfaltigen<lb/>
Milchproducte, ab. In den Mägen dieser Thiere fin-<lb/>
den sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie<lb/>
die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die<lb/>
Gemskugeln, sondern bloß aus Haaren zusammen ge-<lb/>
backen sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt ha-<lb/>
ben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch-<lb/>
terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten<lb/>
bekannt war, aber doch erst seit 1711. da sie sich von<lb/>
Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbrei-<lb/>
tete, allgemeiner grassirt hat.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0126] 1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus laxis. * Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab, (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyer- ley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrace un- sers Hornviehs zu bezeichnen), der in Pohlen, Lithauen, Sibirien, gefunden wird (und ehedem auch in Deutsch- land war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil- dung und Größe nicht so merklich als die übrigen Haus- thiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich beständig. Viele tau- send Menschen, zumahl in der Schweiz ꝛc. (auch in manchen Gegenden von Süd-America z. B. auf Terra- ferma, wo sich das Rindvieh bey den immer grünen Weiden zum Erstaunen vermehrt) genießen den größten Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungs- mittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohlstand vieler großen Provinzen hängt lediglich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannigfaltigen Milchproducte, ab. In den Mägen dieser Thiere fin- den sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die Gemskugeln, sondern bloß aus Haaren zusammen ge- backen sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt ha- ben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch- terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten bekannt war, aber doch erst seit 1711. da sie sich von Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbrei- tete, allgemeiner grassirt hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/126
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/126>, abgerufen am 25.11.2024.