seits aber besonders mit ihrer untern Seite sehr viele phlogistisirte und andre luftartige Flüßig- keiten, auch wässeriche Dünste etc. aus der Atmo- sphäre einsaugen; mithin einen sehr beträchtli- chen Antheil an der Ernährung der Gewächse, und dadurch zugleich einen so äußerst wichtigen Einftuß auf die Haushaltung der Natur im Großen haben.
Anm. Die allerkräftigsten stimuli wodurch die Gewächse zu diesen Verrichtungen geschickt, und überhaupt ihr gesunder Flor und Farbe bewirkt wird, sind wärme und besonders Licht, dessen mächtiger Einfluß auf die Vegetation unverkennbar ist. - Bey vielen auch die Winde u. s. w.
§. 174.
Bey den mehresten Gewachsen der kältern Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin- gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät- tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge- hindert werden und absterben, erhellet unter an- dern auch daraus, weil die Gewächse der heißen Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht so aus- gesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei-
seits aber besonders mit ihrer untern Seite sehr viele phlogistisirte und andre luftartige Flüßig- keiten, auch wässeriche Dünste ꝛc. aus der Atmo- sphäre einsaugen; mithin einen sehr beträchtli- chen Antheil an der Ernährung der Gewächse, und dadurch zugleich einen so äußerst wichtigen Einftuß auf die Haushaltung der Natur im Großen haben.
Anm. Die allerkräftigsten stimuli wodurch die Gewächse zu diesen Verrichtungen geschickt, und überhaupt ihr gesunder Flor und Farbe bewirkt wird, sind wärme und besonders Licht, dessen mächtiger Einfluß auf die Vegetation unverkennbar ist. – Bey vielen auch die Winde u. s. w.
§. 174.
Bey den mehresten Gewachsen der kältern Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin- gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät- tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge- hindert werden und absterben, erhellet unter an- dern auch daraus, weil die Gewächse der heißen Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht so aus- gesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei-
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000025"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0503"xml:id="pb487_0001"n="487"/>
seits aber besonders mit ihrer untern Seite sehr<lb/>
viele phlogistisirte und andre luftartige Flüßig-<lb/>
keiten, auch wässeriche Dünste ꝛc. aus der Atmo-<lb/>
sphäre einsaugen; mithin einen sehr beträchtli-<lb/>
chen Antheil an der Ernährung der Gewächse,<lb/>
und dadurch zugleich einen so äußerst wichtigen<lb/>
Einftuß auf die Haushaltung der Natur im<lb/>
Großen haben.</p><prendition="#indent-1 #small">Anm. Die allerkräftigsten <hirendition="#aq">stimuli</hi> wodurch die Gewächse<lb/>
zu diesen Verrichtungen geschickt, und überhaupt<lb/>
ihr gesunder Flor und Farbe bewirkt wird, sind<lb/>
wärme und besonders Licht, dessen mächtiger<lb/>
Einfluß auf die Vegetation unverkennbar ist. –<lb/>
Bey vielen auch die Winde u. s. w.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 174.</head><lb/><p>Bey den mehresten Gewachsen der kältern<lb/>
Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen<lb/>
Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie<lb/>
bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin-<lb/>
gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet,<lb/>
welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät-<lb/>
tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde,<lb/>
der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt,<lb/>
und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte<lb/>
verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die<lb/>
Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge-<lb/>
hindert werden und absterben, erhellet unter an-<lb/>
dern auch daraus, weil die Gewächse der heißen<lb/>
Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht so aus-<lb/>
gesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern<lb/>
diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[487/0503]
seits aber besonders mit ihrer untern Seite sehr
viele phlogistisirte und andre luftartige Flüßig-
keiten, auch wässeriche Dünste ꝛc. aus der Atmo-
sphäre einsaugen; mithin einen sehr beträchtli-
chen Antheil an der Ernährung der Gewächse,
und dadurch zugleich einen so äußerst wichtigen
Einftuß auf die Haushaltung der Natur im
Großen haben.
Anm. Die allerkräftigsten stimuli wodurch die Gewächse
zu diesen Verrichtungen geschickt, und überhaupt
ihr gesunder Flor und Farbe bewirkt wird, sind
wärme und besonders Licht, dessen mächtiger
Einfluß auf die Vegetation unverkennbar ist. –
Bey vielen auch die Winde u. s. w.
§. 174.
Bey den mehresten Gewachsen der kältern
Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen
Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie
bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin-
gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet,
welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät-
tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde,
der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt,
und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte
verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die
Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge-
hindert werden und absterben, erhellet unter an-
dern auch daraus, weil die Gewächse der heißen
Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht so aus-
gesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern
diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/503>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.