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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

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A. Versteinerungen des Thierreichs.


I. Von Saugethieren.
a) Bekannte.

1. Anthropolithen, fossile Menschenknochen.

Daß man diese nicht als eigentlich so genannte Pe-
trefacten (S. 684) in den Kalk- und Marmor-Flötzen
erwarten dürft, die das Grab der Seethiere der Vor-
welt ausmachen (S. 686), versteht sich wohl von selbst.

Und bloß verwitterte mürbe Menschenknochen pflegt
man nicht mit unter die Fossilien zu zählen, ob man
gleich die gegrabnen Rhinocer- und Elephantengebeine etc.
dahin rechnet, wovon doch viele auch keine andre Ver-
änderung erlitten haben. - So ist z. B. im acade-
mischen Museum ein ausgegrabner Menschenschedel aus
der hiesigen Gegend, der seinem jetzigen Ansehen, Korne,
Festigkeit etc. nach, vollkommen mit eben dem Rechte
fossil genannt werden kann als viele der hier zu Lande
ausgegrabnen Elephanten- und Rhinocerknochen*).

Die Bestimmung, der fossilen Gebeine von andern
Säugethieren erfordert viele Kenntniß der feinern osteo-
logia comparata
; und müssen dabey besonders Sched-

*) Ich gedenke etwas ausführlicher über dieser Punct
in einem Aufsatz zu handeln, der für eins der näch-
sten Stücke des Bergmännischen Journals be-
stimmt ist.
A. Versteinerungen des Thierreichs.


I. Von Saugethieren.
a) Bekannte.

1. Anthropolithen, fossile Menschenknochen.

Daß man diese nicht als eigentlich so genannte Pe-
trefacten (S. 684) in den Kalk- und Marmor-Flötzen
erwarten dürft, die das Grab der Seethiere der Vor-
welt ausmachen (S. 686), versteht sich wohl von selbst.

Und bloß verwitterte mürbe Menschenknochen pflegt
man nicht mit unter die Fossilien zu zählen, ob man
gleich die gegrabnen Rhinocer- und Elephantengebeine ꝛc.
dahin rechnet, wovon doch viele auch keine andre Ver-
änderung erlitten haben. – So ist z. B. im acade-
mischen Museum ein ausgegrabner Menschenschedel aus
der hiesigen Gegend, der seinem jetzigen Ansehen, Korne,
Festigkeit ꝛc. nach, vollkommen mit eben dem Rechte
fossil genannt werden kann als viele der hier zu Lande
ausgegrabnen Elephanten- und Rhinocerknochen*).

Die Bestimmung, der fossilen Gebeine von andern
Säugethieren erfordert viele Kenntniß der feinern osteo-
logia comparata
; und müssen dabey besonders Sched-

*) Ich gedenke etwas ausführlicher über dieser Punct
in einem Aufsatz zu handeln, der für eins der näch-
sten Stücke des Bergmännischen Journals be-
stimmt ist.
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[690/0706] A. Versteinerungen des Thierreichs. I. Von Saugethieren. a) Bekannte. 1. Anthropolithen, fossile Menschenknochen. Daß man diese nicht als eigentlich so genannte Pe- trefacten (S. 684) in den Kalk- und Marmor-Flötzen erwarten dürft, die das Grab der Seethiere der Vor- welt ausmachen (S. 686), versteht sich wohl von selbst. Und bloß verwitterte mürbe Menschenknochen pflegt man nicht mit unter die Fossilien zu zählen, ob man gleich die gegrabnen Rhinocer- und Elephantengebeine ꝛc. dahin rechnet, wovon doch viele auch keine andre Ver- änderung erlitten haben. – So ist z. B. im acade- mischen Museum ein ausgegrabner Menschenschedel aus der hiesigen Gegend, der seinem jetzigen Ansehen, Korne, Festigkeit ꝛc. nach, vollkommen mit eben dem Rechte fossil genannt werden kann als viele der hier zu Lande ausgegrabnen Elephanten- und Rhinocerknochen *). Die Bestimmung, der fossilen Gebeine von andern Säugethieren erfordert viele Kenntniß der feinern osteo- logia comparata; und müssen dabey besonders Sched- *) Ich gedenke etwas ausführlicher über dieser Punct in einem Aufsatz zu handeln, der für eins der näch- sten Stücke des Bergmännischen Journals be- stimmt ist.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/706>, abgerufen am 22.11.2024.