Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

glatten (pedes lobati) - oder zackichten
Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen
eingefaßt.

§. 63.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar
bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald
darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an-
dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche,
Störche etc. so, daß sie im Herbst große Wall-
fahrten, weit übers Meer und über einen be-
trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen,
und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden
Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.

§. 64.

Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern
diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit
dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken.
Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen
diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden
vorher im Kropfe oder Vor-Magen (inglu-
vies s. prolobus
) d. h. in einem besondern drü-
senreichen Behälter eingeweicht, und von da nur
allmählich an den Magen überlassen: der bey
diesen Thieren äußerst musculös, und so stark
ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merk-
würdigen Versuchen verschluckte Haselnüsse und

glatten (pedes lobati) – oder zackichten
Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen
eingefaßt.

§. 63.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar
bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald
darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an-
dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche,
Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wall-
fahrten, weit übers Meer und über einen be-
trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen,
und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden
Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.

§. 64.

Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern
diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit
dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken.
Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen
diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden
vorher im Kropfe oder Vor-Magen (inglu-
vies s. prolobus
) d. h. in einem besondern drü-
senreichen Behälter eingeweicht, und von da nur
allmählich an den Magen überlassen: der bey
diesen Thieren äußerst musculös, und so stark
ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merk-
würdigen Versuchen verschluckte Haselnüsse und

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000026">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0158" xml:id="pb136_0001" n="136"/>
glatten (<hi rendition="#aq">pedes lobati</hi>) &#x2013; oder zackichten<lb/>
Rand (<hi rendition="#aq">pedes pinnati</hi>) hat, wie mit Fransen<lb/>
eingefaßt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 63.</head><lb/>
          <p>Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-<lb/>
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar<lb/>
bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil<lb/>
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald<lb/>
darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an-<lb/>
dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche,<lb/>
Störche &#xA75B;c. so, daß sie im Herbst große Wall-<lb/>
fahrten, weit übers Meer und über einen be-<lb/>
trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen,<lb/>
und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden<lb/>
Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 64.</head><lb/>
          <p>Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern<lb/>
diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit<lb/>
dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken.<lb/>
Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre<lb/>
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen<lb/>
diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden<lb/>
vorher im Kropfe oder Vor-Magen (<hi rendition="#aq">inglu-<lb/>
vies s. prolobus</hi>) d. h. in einem besondern drü-<lb/>
senreichen Behälter eingeweicht, und von da nur<lb/>
allmählich an den Magen überlassen: der bey<lb/>
diesen Thieren äußerst musculös, und so stark<lb/>
ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merk-<lb/>
würdigen Versuchen verschluckte Haselnüsse und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0158] glatten (pedes lobati) – oder zackichten Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen eingefaßt. §. 63. Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn- platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an- dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wall- fahrten, weit übers Meer und über einen be- trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahr in wärmern Zonen zubringen. §. 64. Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im Kropfe oder Vor-Magen (inglu- vies s. prolobus) d. h. in einem besondern drü- senreichen Behälter eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar nach Reaumur's u. a. merk- würdigen Versuchen verschluckte Haselnüsse und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/158
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/158>, abgerufen am 09.11.2024.