Viele organisirte Körper verlieren, zu be- stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu- tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re- production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordent- liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine minder vollkommene, und meist nur auf Knochen, Nägel, Haare und Schleimgewebe (tela cel- lulosa) eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, beson- ders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land- Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Polypen etc. von einer aus- nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Repro- ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu vorei- lig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versuchen erst
Viele organisirte Körper verlieren, zu be- stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu- tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re- production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordent- liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine minder vollkommene, und meist nur auf Knochen, Nägel, Haare und Schleimgewebe (tela cel- lulosa) eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, beson- ders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land- Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Polypen ꝛc. von einer aus- nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Repro- ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu vorei- lig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versuchen erst
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Viele organisirte Körper verlieren, zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w.
gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re-
production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den
Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder
gar durch Unfall verstümmelte und verlorne
Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch, und
die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine
minder vollkommene, und meist nur auf Knochen,
Nägel, Haare und Schleimgewebe (tela cel-
lulosa) eingeschränkte Reproductionskraft: die
hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, beson-
ders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-
Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen,
See-Sternen, Arm-Polypen ꝛc. von einer aus-
nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Repro-
ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen
Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, wenn
sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus
dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu vorei-
lig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/50>, abgerufen am 23.11.2024.
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