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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797.

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*).

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch. Fast
immer voller Reste und Spuren vegetabilischer
Körper die davon incrustirt worden; besonders
Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf
(letzteres zumahl im so genannten Beinwell oder
Beinbrech, Osteocolla); aber auch in manchen
Gegenden kleine Flußschneckchen; in andern calci-
nirte See-Conchylien (s. oben S. 516) etc. Bil-
det hin und wieder große Lager von niederem auf-
geschwemmten Lande; in welchem sich häufig die
Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, Schild-
kröten u. a. Indischen Thiere finden, die nun in
unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben
werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelnüße, so genannte
Ingwersteine etc. hat erdigen Bruch. Uebergang in
dichten Kalkstein, theils auch wohl in Tuffwacke.

Eine besondere Erwähnung verdient der wegen
seiner eignen Gestaltung allerdings merkwürdige
Ludus Helmontii (Fr. dez de van-Hel-
mont
, Engl. waxen-vein), der sich nur in
wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und
im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines
leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Schei-

*) Ritter Banks eine Flasche mit dem schlammichten
Nilwasser erhalten, die Sir Richard Worsley,
zur Zeit der Ueberschwemmung in Aegypten gefüllt
hatte, und finde bey der Untersuchung, daß jener
Bodensatz hauptsächlich auch aus fettem düngen-
dem Moder von vegetabilischen Stoffen besteht.

*).

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch. Fast
immer voller Reste und Spuren vegetabilischer
Körper die davon incrustirt worden; besonders
Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf
(letzteres zumahl im so genannten Beinwell oder
Beinbrech, Osteocolla); aber auch in manchen
Gegenden kleine Flußschneckchen; in andern calci-
nirte See-Conchylien (s. oben S. 516) ꝛc. Bil-
det hin und wieder große Lager von niederem auf-
geschwemmten Lande; in welchem sich häufig die
Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, Schild-
kröten u. a. Indischen Thiere finden, die nun in
unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben
werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelnüße, so genannte
Ingwersteine ꝛc. hat erdigen Bruch. Uebergang in
dichten Kalkstein, theils auch wohl in Tuffwacke.

Eine besondere Erwähnung verdient der wegen
seiner eignen Gestaltung allerdings merkwürdige
Ludus Helmontii (Fr. déz de van-Hel-
mont
, Engl. waxen-vein), der sich nur in
wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und
im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines
leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Schei-

*) Ritter Banks eine Flasche mit dem schlammichten
Nilwasser erhalten, die Sir Richard Worsley,
zur Zeit der Ueberschwemmung in Aegypten gefüllt
hatte, und finde bey der Untersuchung, daß jener
Bodensatz hauptsächlich auch aus fettem düngen-
dem Moder von vegetabilischen Stoffen besteht.
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[590/0612] *). 2) Mergeltuff, Tuchstein. Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch. Fast immer voller Reste und Spuren vegetabilischer Körper die davon incrustirt worden; besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zumahl im so genannten Beinwell oder Beinbrech, Osteocolla); aber auch in manchen Gegenden kleine Flußschneckchen; in andern calci- nirte See-Conchylien (s. oben S. 516) ꝛc. Bil- det hin und wieder große Lager von niederem auf- geschwemmten Lande; in welchem sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, Schild- kröten u. a. Indischen Thiere finden, die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben werden. 3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc. Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancherley besonderer Gestalt, als Mergelnüße, so genannte Ingwersteine ꝛc. hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein, theils auch wohl in Tuffwacke. Eine besondere Erwähnung verdient der wegen seiner eignen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. déz de van-Hel- mont, Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Schei- *) Ritter Banks eine Flasche mit dem schlammichten Nilwasser erhalten, die Sir Richard Worsley, zur Zeit der Ueberschwemmung in Aegypten gefüllt hatte, und finde bey der Untersuchung, daß jener Bodensatz hauptsächlich auch aus fettem düngen- dem Moder von vegetabilischen Stoffen besteht.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/612>, abgerufen am 22.11.2024.