Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im
Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.
Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen,
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf-
lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar
sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß
durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat-
tungen Bastarde hervor gebracht werden können,
die fruchtbaren Samen tragen (- s. oben
S. 15. -). Hingegen bedürfen die fabelhaften
Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver-
mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln,
und von Caninchen und Hühnern, oder vollends
gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich
keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warnen das Wort Species im Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt
wird. (- davon mit mehreren in der Vorrede. -)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die allmählige
Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauem Sinn ein
solcher durch Degeneration entstandener Character,

worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im
Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.
Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen,
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf-
lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar
sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß
durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat-
tungen Bastarde hervor gebracht werden können,
die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben
S. 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften
Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver-
mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln,
und von Caninchen und Hühnern, oder vollends
gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich
keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warnen das Wort Species im Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt
wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die allmählige
Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauem Sinn ein
solcher durch Degeneration entstandener Character,

<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0047" xml:id="pb023_0001" n="23"/>
worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt<lb/>
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im<lb/>
Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.<lb/>
Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen,<lb/>
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf-<lb/>
lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar<lb/>
sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß<lb/>
durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat-<lb/>
tungen Bastarde hervor gebracht werden können,<lb/>
die fruchtbaren Samen tragen (&#x2013; s. oben<lb/>
S. 15. &#x2013;). Hingegen bedürfen die fabelhaften<lb/>
Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver-<lb/>
mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln,<lb/>
und von Caninchen und Hühnern, oder vollends<lb/>
gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich<lb/>
keiner weitern Widerlegung.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,<lb/>
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe<lb/>
nur die von einer und eben derselben Species<lb/>
sich mit einander gatten, liegt der natürliche<lb/>
Grund, warnen das Wort <hi rendition="#aq">Species</hi> im Deutschen<lb/>
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt<lb/>
wird. (&#x2013; davon mit mehreren in der Vorrede. &#x2013;)</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 15.</head><lb/>
          <p>Rassen und Spielarten (<hi rendition="#aq">varietates</hi>) sind<lb/>
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen<lb/>
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen<lb/>
organisirter Körper, so diese durch die allmählige<lb/>
Ausartung oder Degeneration erlitten haben.</p>
          <p>Rasse heißt aber im genauem Sinn ein<lb/>
solcher durch Degeneration entstandener Character,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0047] worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf- lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat- tungen Bastarde hervor gebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben S. 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver- mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung. Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –) §. 15. Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmählige Ausartung oder Degeneration erlitten haben. Rasse heißt aber im genauem Sinn ein solcher durch Degeneration entstandener Character,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/47
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/47>, abgerufen am 21.11.2024.