Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.§. 202. Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) §. 203. Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung §. 202. Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) §. 203. Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung <TEI> <text xml:id="blume000027"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0522" xml:id="pb498_0001" n="498"/> <head rendition="#c">§. 202.</head><lb/> <p>Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)<lb/> scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den<lb/> Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm<lb/> eine abweichende veränderliche Richtung geben<lb/> zu können: daher viele theils in ihrer ganzen<lb/> Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe<lb/> und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus-<lb/> geartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey<lb/> tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch<lb/> vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in<lb/> Europa bekannt war. – So ist der Stängel<lb/> (§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge der<lb/> Degeneration, den sie erst im cultivirten Zu-<lb/> stande treiben, da sie hingegen im wilden Na-<lb/> turstande <hi rendition="#aq">acaules</hi> sind (z. B <hi rendition="#aq">carlina</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">acaulis</hi><lb/></hi>u. a.m.). Andererseits verlieren manche Ge-<lb/> wächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie<lb/> im Naturzustande hatten. So wird z. B. die<lb/> indische wilde <hi rendition="#aq">Lawsonia</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">spinosa</hi></hi> in Syrien<lb/> durch die Cultur <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">inermis</hi></hi> – Ueberhaupt sind<lb/> auch die Gewächse manchen Arten von Degene-<lb/> ration ausgesetzt, die bey den Thieren gar nicht<lb/> statt haben können, wie z. B. die Ausartung<lb/> der männlichen Befruchtungstheile in den ge-<lb/> füllten Blumen u. dergl. m.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 203.</head><lb/> <p>Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung<lb/> der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [498/0522]
§. 202.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm
eine abweichende veränderliche Richtung geben
zu können: daher viele theils in ihrer ganzen
Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe
und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus-
geartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey
tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch
vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in
Europa bekannt war. – So ist der Stängel
(§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge der
Degeneration, den sie erst im cultivirten Zu-
stande treiben, da sie hingegen im wilden Na-
turstande acaules sind (z. B carlina acaulis
u. a.m.). Andererseits verlieren manche Ge-
wächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie
im Naturzustande hatten. So wird z. B. die
indische wilde Lawsonia spinosa in Syrien
durch die Cultur inermis – Ueberhaupt sind
auch die Gewächse manchen Arten von Degene-
ration ausgesetzt, die bey den Thieren gar nicht
statt haben können, wie z. B. die Ausartung
der männlichen Befruchtungstheile in den ge-
füllten Blumen u. dergl. m.
§. 203.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung
der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
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