Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.**). So z. B. von Wasserratten oder ähnliche Thie- B) Zweifelhafte. So z. B. 1) von einer räthselhaften Gattung **)
1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen
Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und hingegen. 2) manche wirkliche Menschenknochen, die man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver- lässig nicht fossil sind. Wenigstens war das, was ich von den letztern selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder- nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte, und wohl eben so geschwinde davon übersintert war, als die Kunstsachen, die man auf diese Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San Filippo überziehen läßt. Und was die erstern betrifft, so bedürfen manche derselben, wie z. B. der schöne versteinte Wels (Silurus glanis), den der alte Scheuchzer für einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen (homo, diluuii testis nannte er ihn) - und die Fischotterpfoten im bituminosen Mergelschiefer, die der sel. Berar. Ries für Kinderbändchen an- gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be- hauptung (im III. B. der Memorie della societa ita- liana S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen irre geführt. - Ich habe aber durch die Freund- schaft des besondere durch seine wiederholten großen Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen famosen Knochenbreschen erhalten, und nach aller streng osteologischen Prüfung eben so wenig eine Spur von Menschengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien besitze. **). So z. B. von Wasserratten oder ähnliche Thie- B) Zweifelhafte. So z. B. 1) von einer räthselhaften Gattung **)
1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen
Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und hingegen. 2) manche wirkliche Menschenknochen, die man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver- lässig nicht fossil sind. Wenigstens war das, was ich von den letztern selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder- nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte, und wohl eben so geschwinde davon übersintert war, als die Kunstsachen, die man auf diese Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San Filippo überziehen läßt. Und was die erstern betrifft, so bedürfen manche derselben, wie z. B. der schöne versteinte Wels (Silurus glanis), den der alte Scheuchzer für einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen (homo, diluuii testis nannte er ihn) – und die Fischotterpfoten im bituminosen Mergelschiefer, die der sel. Berar. Ries für Kinderbändchen an- gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be- hauptung (im III. B. der Memorie della societa ita- liana S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund- schaft des besondere durch seine wiederholten großen Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen famosen Knochenbreschen erhalten, und nach aller streng osteologischen Prüfung eben so wenig eine Spur von Menschengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien besitze. <TEI> <text xml:id="blume000027"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <head rendition="#c"><note anchored="true" place="foot" n="**)"><pb facs="#f0720" xml:id="pb696_0001" n="696"/><p>1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen<lb/> Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und<lb/> hingegen.</p><p>2) manche wirkliche Menschenknochen, die<lb/> man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver-<lb/> lässig nicht fossil sind.</p><p>Wenigstens war das, was ich von den letztern<lb/> selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder-<lb/> nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit<lb/> in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte,</p><p>und wohl eben so geschwinde davon übersintert<lb/> war, als die Kunstsachen, die man auf diese<lb/> Weise im Carlsbade, oder in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Bagni di San<lb/> Filippo</hi></hi> überziehen läßt.</p><p>Und was die erstern betrifft, so bedürfen manche<lb/> derselben, wie z. B. der schöne versteinte Wels<lb/> (<hi rendition="#aq">Silurus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">glanis</hi></hi>), den der alte Scheuchzer für<lb/> einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen<lb/> (<hi rendition="#aq">homo, diluuii testis</hi> nannte er ihn) – und die<lb/> Fischotterpfoten im bituminosen Mergelschiefer,<lb/> die der sel. Berar. Ries für Kinderbändchen an-<lb/> gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber<lb/> wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be-<lb/> hauptung (im III. B. der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Memorie della societa ita-<lb/> liana</hi></hi> S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten<lb/> Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen<lb/> wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen<lb/> irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund-<lb/> schaft des besondere durch seine wiederholten<lb/> großen Reisen nach den Morgenländern berühmten<lb/> Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen famosen<lb/> Knochenbreschen erhalten, und nach aller streng<lb/> osteologischen Prüfung eben so wenig eine Spur<lb/> von Menschengebeinen darin gefunden, als in den<lb/> ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig<lb/> ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste<lb/> von Dalmatien besitze.</p></note>.</head><lb/> <p>So z. B. von Wasserratten oder ähnliche Thie-<lb/> ren im öninger Stinkschiefer.</p> </div> <div n="5"> <head rendition="#c">B) Zweifelhafte.</head><lb/> <p>So z. B. 1) von einer räthselhaften Gattung<lb/> von Bären (<hi rendition="#aq">Ursus, <hi rendition="#i">spelaeus</hi> ?</hi>) und zwar<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [696/0720]
**).
So z. B. von Wasserratten oder ähnliche Thie-
ren im öninger Stinkschiefer.
B) Zweifelhafte.
So z. B. 1) von einer räthselhaften Gattung
von Bären (Ursus, spelaeus ?) und zwar
**) 1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen
Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und
hingegen.
2) manche wirkliche Menschenknochen, die
man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver-
lässig nicht fossil sind.
Wenigstens war das, was ich von den letztern
selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder-
nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit
in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte,
und wohl eben so geschwinde davon übersintert
war, als die Kunstsachen, die man auf diese
Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San
Filippo überziehen läßt.
Und was die erstern betrifft, so bedürfen manche
derselben, wie z. B. der schöne versteinte Wels
(Silurus glanis), den der alte Scheuchzer für
einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen
(homo, diluuii testis nannte er ihn) – und die
Fischotterpfoten im bituminosen Mergelschiefer,
die der sel. Berar. Ries für Kinderbändchen an-
gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber
wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be-
hauptung (im III. B. der Memorie della societa ita-
liana S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten
Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen
wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besondere durch seine wiederholten
großen Reisen nach den Morgenländern berühmten
Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen famosen
Knochenbreschen erhalten, und nach aller streng
osteologischen Prüfung eben so wenig eine Spur
von Menschengebeinen darin gefunden, als in den
ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig
ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste
von Dalmatien besitze.
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