Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen des Abends zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be- geben, und fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib- hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: und eben so wenig von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die anima- lia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des cactus grandiflorus, mesembryanthemumnocti- florum, der hesperistristis etc.
§. 176.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedene andre Arten von eigenthümlicher Bewegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen Lichte gehört, als welcher Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen- blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen, als ob sie dawider
§. 175.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen des Abends zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be- geben, und fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib- hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: und eben so wenig von der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die anima- lia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des cactus grandiflorus, mesembryanthemumnocti- florum, der hesperistristis ꝛc.
§. 176.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedene andre Arten von eigenthümlicher Bewegung; wohin z. B. meist bey allen ihr Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen Lichte gehört, als welcher Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen- blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen, als ob sie dawider
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000030"><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0524"xml:id="pb500_0001"n="500"/><headrendition="#c">§. 175.</head><lb/><p>Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,<lb/>
wie sich ihre Blätter und bey manchen die<lb/>
Blüthen des Abends zusammen legen oder doch<lb/>
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-<lb/>
geben, und fast wie in eine Art von Schlaf<lb/>
fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der<lb/>
kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib-<lbtype="inWord"/>
hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: und<lb/>
eben so wenig von der Dunkelheit, denn<lb/>
manche Pflanzen schlafen schon im Sommer<lb/>
des Nachmittags ein: ja, so wie die <hirendition="#aq">anima-<lbtype="inWord"/>
lia nocturna</hi> (§. 31.) den Tag zum Schlaf<lb/>
verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den<lb/>
Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des <hirendition="#aq">cactus</hi><lb/><hirendition="#i"><hirendition="#aq">grandiflorus</hi></hi>, <hirendition="#aq">mesembryanthemum</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">nocti-<lb/>
florum</hi></hi>, der <hirendition="#aq">hesperis</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">tristis</hi></hi>ꝛc.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 176.</head><lb/><p>Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen<lb/>
verschiedene andre Arten von eigenthümlicher<lb/>
Bewegung; wohin z. B. meist bey allen ihr<lb/>
Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so<lb/>
äußerst wohlthätigen Lichte gehört, als welcher<lb/>
Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen-<lb/>
blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu<lb/>
merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich<lb/>
oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an<lb/>
die Glasfenster drängen, als ob sie dawider<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[500/0524]
§. 175.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder doch
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und fast wie in eine Art von Schlaf
fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der
kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib-
hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: und
eben so wenig von der Dunkelheit, denn
manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die anima-
lia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf
verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den
Blüthen einiger Pflanzen, z. B. des cactus
grandiflorus, mesembryanthemum nocti-
florum, der hesperis tristis ꝛc.
§. 176.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andre Arten von eigenthümlicher
Bewegung; wohin z. B. meist bey allen ihr
Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so
äußerst wohlthätigen Lichte gehört, als welcher
Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen-
blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu
merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich
oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an
die Glasfenster drängen, als ob sie dawider
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/524>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.