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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

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lichen, inneren Drange, ohne allen Unter-
richt, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen,
und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung
abzielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge-
setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma-
schinenmäßig vollzogen werden, wird durch
zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B.,
daß die Hamster auch todten Vögeln doch
zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an-
beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz
einsam im Zimmer erzogen hat, doch im
Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen,
und im Käfich bey allem guten Futter und
Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thieri-
schen Triebe sind besonders die so genannten
Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so
viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle
Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so vielen gar nicht Statt fin-
den kann; wie z. B. bey den Seidenwür-
mern etc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem
Leben davon Gebrauch machen können, und
wo folglich schlechterdings erster Versuch und
Meisterstück eins seyn muß), so ungemein

*) "Nascitur ars ista, non discitur." Seneca.

lichen, inneren Drange, ohne allen Unter-
richt, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen,
und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung
abzielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge-
setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma-
schinenmäßig vollzogen werden, wird durch
zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B.,
daß die Hamster auch todten Vögeln doch
zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an-
beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz
einsam im Zimmer erzogen hat, doch im
Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen,
und im Käfich bey allem guten Futter und
Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thieri-
schen Triebe sind besonders die so genannten
Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so
viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle
Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so vielen gar nicht Statt fin-
den kann; wie z. B. bey den Seidenwür-
mern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem
Leben davon Gebrauch machen können, und
wo folglich schlechterdings erster Versuch und
Meisterstück eins seyn muß), so ungemein

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[43/0067] lichen, inneren Drange, ohne allen Unter- richt, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen zu unterziehen. Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge- setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma- schinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an- beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden. §. 36. Unter den mancherley Arten dieser thieri- schen Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung *), (als welche bey so vielen gar nicht Statt fin- den kann; wie z. B. bey den Seidenwür- mern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß), so ungemein *) „Nascitur ars ista, non discitur.“ Seneca.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/67>, abgerufen am 25.11.2024.