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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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che etc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten,
weit übers Meer, und über einen beträchtlichen
Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Win-
ter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in
wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere
müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel
zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen
samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz,
unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht so-
gleich in den Magen, sondern werden vorher im
drüsenreichen Kropfe (ingluuies, prolobus) ein-
geweicht, und von da nur allmählich an den
Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst
musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach
Reaumur's u. a. merkwürdigen Versuchen, ver-
schluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zerdrücken,
und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern
vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch
überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls
die Zermalmung und nachherige Verdauung der
Speisen befördern*). Verschiedene fleischfressende
Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel etc. kön-
nen die Knochen, Haare und Gräten der kleinen

*) Ueber den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vögel
solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinun-
gen der Physiologen sehr verschieden. - Manche
haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. -
Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehr-
liches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner
dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft
zu berauben
, die sonst der Digestionskraft wi-
dersteht.

che ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten,
weit übers Meer, und über einen beträchtlichen
Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Win-
ter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in
wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere
müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel
zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen
samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz,
unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht so-
gleich in den Magen, sondern werden vorher im
drüsenreichen Kropfe (ingluuies, prolobus) ein-
geweicht, und von da nur allmählich an den
Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst
musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach
Reaumur’s u. a. merkwürdigen Versuchen, ver-
schluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zerdrücken,
und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern
vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch
überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls
die Zermalmung und nachherige Verdauung der
Speisen befördern*). Verschiedene fleischfressende
Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel ꝛc. kön-
nen die Knochen, Haare und Gräten der kleinen

*) Ueber den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vögel
solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinun-
gen der Physiologen sehr verschieden. – Manche
haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. –
Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehr-
liches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner
dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft
zu berauben
, die sonst der Digestionskraft wi-
dersteht.
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[141/0145] che ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer, und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Win- ter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zonen zubringen. §. 63. Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht so- gleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe (ingluuies, prolobus) ein- geweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur’s u. a. merkwürdigen Versuchen, ver- schluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zerdrücken, und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern *). Verschiedene fleischfressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel ꝛc. kön- nen die Knochen, Haare und Gräten der kleinen *) Ueber den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vögel solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinun- gen der Physiologen sehr verschieden. – Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehr- liches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestionskraft wi- dersteht.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/145>, abgerufen am 21.11.2024.