Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und anmu- thig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (- denn natürlicher Gesang ist ein aus- schließliches Vorrecht des Menschen -) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehäl- tern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Stat- ten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie bey den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beyden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaffen etc. hat man die Menschenstimme nachahmen, und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lie- der pfeifen lernen, und sich sogar zum Accom- pagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Uberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
§. 66.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frü- jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus- geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem
§. 65.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und anmu- thig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein aus- schließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehäl- tern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Stat- ten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie bey den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beyden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen, und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lie- der pfeifen lernen, und sich sogar zum Accom- pagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Uberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
§. 66.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frü- jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus- geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem
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§. 65.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so
genannten Sangvögeln mannigfaltig und anmu-
thig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie
singen (– denn natürlicher Gesang ist ein aus-
schließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß
sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehäl-
tern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die
Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Stat-
ten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie bey den
Säugethieren und Amphibien, am obern Ende,
nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern
gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die
beyden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die
Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat
man die Menschenstimme nachahmen, und Worte
aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel
im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lie-
der pfeifen lernen, und sich sogar zum Accom-
pagnement abrichten lassen, so, daß man mit
mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine
Concerte hat geben können. Uberhaupt aber scheint
auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst
durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet
zu werden.
§. 66.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frü-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der
kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus-
geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden,
sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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