Dann 2) die Encriniten und 3) die Penta- criniten, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 453.) zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen gegliederten Stängel sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*), (- Abbild. n. h. Gegenst.tab. 60. -) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör- pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt fest- gesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter den Nahmen der En- trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hü- nenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuth- bert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalk- stein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Der Pentacrinit oder die Medusenpal- me**)) (- Abbild. n. h. Gegenst.tab. 70. -) be- steht aus einem großen vielarmigen, quastenförmi- gen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bey Boll im Wirtembergischen (S. 595.)
*)Mich. Reinh. Rosinitentaminis de lithozois ac li- thophytis prodromus.Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmanndescriptio pentacrino- rum. Goett. 1784. 4.Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.
**)Act. acad. Palatina.T. III. P. phys. - Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Pe- trefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, be- findet sich jetzt in meiner Sammlung.
Dann 2) die Encriniten und 3) die Penta- criniten, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 453.) zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen gegliederten Stängel sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*), (– Abbild. n. h. Gegenst.tab. 60. –) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör- pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt fest- gesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter den Nahmen der En- trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hü- nenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuth- bert’s beads) allgemein bekannt, und der Flözkalk- stein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Der Pentacrinit oder die Medusenpal- me**)) (– Abbild. n. h. Gegenst.tab. 70. –) be- steht aus einem großen vielarmigen, quastenförmi- gen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bey Boll im Wirtembergischen (S. 595.)
*)Mich. Reinh. Rosinitentaminis de lithozois ac li- thophytis prodromus.Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmanndescriptio pentacrino- rum. Goett. 1784. 4.Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.
**)Act. acad. Palatina.T. III. P. phys. – Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Pe- trefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, be- findet sich jetzt in meiner Sammlung.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000040"><textxml:id="blume_hbnatur_000040_2"n="2"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0708"xml:id="pb704_0001"n="704"/><p>Dann 2) die <hirendition="#g">Encriniten</hi> und 3) die <hirendition="#g">Penta-<lb/>
criniten</hi>, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die<lb/>
der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 453.)<lb/>
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem<lb/>
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen<lb/>
gegliederten Stängel sitzt.</p><p>Bey den <hirendition="#g">Encriniten</hi> oder <hirendition="#g">Seelilien</hi><noteplace="foot"n="*)"><p><hirendition="#k"><hirendition="#aq">Mich. Reinh. Rosini</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">tentaminis de lithozois ac li-<lb/>
thophytis prodromus.</hi></hi><hirendition="#aq">Hamb</hi>. 1719. 4.</p><p><hirendition="#k"><hirendition="#aq">Sam. Chr. Hollmann</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">descriptio pentacrino-<lb/>
rum</hi></hi>. <hirendition="#aq">Goett</hi>. 1784. 4.</p><p><hirendition="#g">Voigts</hi> Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u.<lb/>
f. <hirendition="#aq">tab</hi>. 1.</p></note>,<lb/>
(–<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Abbild. n. h. Gegenst.</hi></hi><hirendition="#aq">tab</hi>. 60. –) die sich meist<lb/>
in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör-<lb/>
pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine<lb/>
Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch<lb/>
unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb <hirendition="#g">Lilienstein</hi><lb/>
genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem<lb/>
untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt fest-<lb/>
gesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche<lb/>
die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger<lb/>
Zeichnung haben, sind unter den Nahmen der En-<lb/>
trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hü-<lb/>
nenthränen, Spangensteinchen, (<hirendition="#g">Engl</hi>. <hirendition="#i"><hirendition="#aq">St. Cuth-<lb/>
bert’s beads</hi></hi>) allgemein bekannt, und der Flözkalk-<lb/>
stein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.</p><p>Der <hirendition="#g">Pentacrinit</hi> oder die <hirendition="#g">Medusenpal-<lb/>
me</hi><noteplace="foot"n="**)"><p><hirendition="#i"><hirendition="#aq">Act. acad. Palatina.</hi></hi><hirendition="#aq">T.</hi> III. <hirendition="#i"><hirendition="#aq">P. phys.</hi></hi>– Die Platte<lb/>
voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Pe-<lb/>
trefactenwerke <hirendition="#aq">T.</hi> I. <hirendition="#aq">tab</hi>. 11. <hirendition="#i"><hirendition="#aq">b.</hi></hi> abgebildet ist, be-<lb/>
findet sich jetzt in meiner Sammlung.</p></note>) (–<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Abbild. n. h. Gegenst.</hi></hi><hirendition="#aq">tab</hi>. 70. –) be-<lb/>
steht aus einem großen vielarmigen, quastenförmi-<lb/>
gen Körper, der auf einem gegliederten einfachen<lb/>
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8<lb/>
Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand<lb/>
sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer<lb/>
bey Boll im Wirtembergischen (S. 595.)</p></div></div></div></div></body></text></text></TEI>
[704/0708]
Dann 2) die Encriniten und 3) die Penta-
criniten, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die
der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 453.)
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen
gegliederten Stängel sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien *),
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich meist
in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör-
pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine
Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch
unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein
genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem
untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt fest-
gesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche
die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger
Zeichnung haben, sind unter den Nahmen der En-
trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hü-
nenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuth-
bert’s beads) allgemein bekannt, und der Flözkalk-
stein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Der Pentacrinit oder die Medusenpal-
me **)) (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70. –) be-
steht aus einem großen vielarmigen, quastenförmi-
gen Körper, der auf einem gegliederten einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8
Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand
sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer
bey Boll im Wirtembergischen (S. 595.)
*) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac li-
thophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.
Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrino-
rum. Goett. 1784. 4.
Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u.
f. tab. 1.
**) Act. acad. Palatina. T. III. P. phys. – Die Platte
voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Pe-
trefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, be-
findet sich jetzt in meiner Sammlung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/708>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.