daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hinge- gen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffallend lan- ges und weißes Haar haben; auf Corsica die Pfer- de, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Regern in ihrer Art werden u. s. w.
§. 17.
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich au- ßerhalb ihres. Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wur- zeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Ma- gen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übri- gen Körper zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssi- ge hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.
daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hinge- gen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend lan- ges und weißes Haar haben; auf Corsica die Pfer- de, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Regern in ihrer Art werden u. s. w.
§. 17.
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich au- ßerhalb ihres. Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wur- zeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Ma- gen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übri- gen Körper zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssi- ge hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.
<TEIxml:lang="de-DE"><textxml:id="blume_hbnatur_000041"><group><textxml:id="blume_hbnatur_000041_1"n="1"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0044"xml:id="pb025_01_0001"n="25"/>
daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung<lb/>
auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.</p><prendition="#indent-1 #small">Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte<lb/>
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hinge-<lb/>
gen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern<lb/>
Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von<lb/>
Europa nicht fortkommen.</p><prendition="#indent-1 #small">Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die<lb/>
einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl<lb/>
des Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien<lb/>
die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend lan-<lb/>
ges und weißes Haar haben; auf Corsica die Pfer-<lb/>
de, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf<lb/>
Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Regern<lb/>
in ihrer Art werden u. s. w.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 17.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Ernährung</hi> der organisirten Körper geht<lb/>
auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird<lb/>
ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich <hirendition="#g">au-<lb/>
ßerhalb</hi> ihres. Stammes am einen Ende desselben<lb/>
befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben,<lb/>
wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wur-<lb/>
zeln <hirendition="#g">innerhalb</hi> ihres Körpers, nähmlich im Ma-<lb/>
gen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der<lb/>
Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den<lb/>
Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übri-<lb/>
gen Körper zugeführt wird.</p><p>Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird<lb/>
durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff<lb/>
der organisirten Körper <hirendition="#g">assimilirt</hi>; der überflüssi-<lb/>
ge hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die<lb/>
keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu<lb/>
sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath<lb/>
ausgeworfen.</p></div><divn="2"></div></div></body></text></group></text></TEI>
[25/0044]
daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung
auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hinge-
gen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern
Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von
Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl
des Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien
die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend lan-
ges und weißes Haar haben; auf Corsica die Pfer-
de, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf
Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Regern
in ihrer Art werden u. s. w.
§. 17.
Die Ernährung der organisirten Körper geht
auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird
ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich au-
ßerhalb ihres. Stammes am einen Ende desselben
befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben,
wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wur-
zeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Ma-
gen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der
Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den
Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übri-
gen Körper zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird
durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff
der organisirten Körper assimilirt; der überflüssi-
ge hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die
keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu
sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath
ausgeworfen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/44>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.