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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch ihr Kör-
per oder einzelne Theile desselben, statt zu verwesen,
seine Bildung weht oder minder vollkommen erhalten,
und mehrentheils noch überdies; mit fremden steinarti-
gen oder metallischen Stoffen, oder aber mit Erdhar-
zen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt ward.
Vor allen die bloßen sogenannten Naturspiele,
lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungs-
kraft übte, und die Unwissenheit und der Aberglaube
sich weideten. Z. B. der leibhafte Dr. Luther im Maus-
selber Kupferschiefer, den Val. Alberti 1675 beschrie-
ben; des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina
sacra
u. dgl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z.
B. die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche
Betriegereyen, wie die sogenannten Würzburger Ver-
steinerungen, womit einst der ehrliche Beringer an-
geführt worden S. Dess. lithographia Wirceburgen-
sis
1726. Fol. zumahl S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Conservation
pflegt man folgende viererley Auen zu unterscheiden.
Die Versteinerungen finden sich nähmlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy-
lien etc. ihren thierischen Leim und mit demselben einen
großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren haben*),
da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter,

*) Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist un-
verändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeach-
tet wessen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolu-
tionen
der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den
Versteinerungen im weitläufigen Sinne gezählt werden müs-
sen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1806 am Ausfluß
der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene
Mammut der alten Welt (Elephas primigenius), dessen aus-
gestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der
Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist.

eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch ihr Kör-
per oder einzelne Theile desselben, statt zu verwesen,
seine Bildung weht oder minder vollkommen erhalten,
und mehrentheils noch überdies; mit fremden steinarti-
gen oder metallischen Stoffen, oder aber mit Erdhar-
zen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt ward.
Vor allen die bloßen sogenannten Naturspiele,
lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungs-
kraft übte, und die Unwissenheit und der Aberglaube
sich weideten. Z. B. der leibhafte Dr. Luther im Maus-
selber Kupferschiefer, den Val. Alberti 1675 beschrie-
ben; des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina
sacra
u. dgl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z.
B. die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche
Betriegereyen, wie die sogenannten Würzburger Ver-
steinerungen, womit einst der ehrliche Beringer an-
geführt worden S. Dess. lithographia Wirceburgen-
sis
1726. Fol. zumahl S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Conservation
pflegt man folgende viererley Auen zu unterscheiden.
Die Versteinerungen finden sich nähmlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy-
lien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit demselben einen
großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren haben*),
da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter,

*) Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist un-
verändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeach-
tet wessen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolu-
tionen
der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den
Versteinerungen im weitläufigen Sinne gezählt werden müs-
sen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1806 am Ausfluß
der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene
Mammut der alten Welt (Elephas primigenius), dessen aus-
gestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der
Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist.
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[269/0642] eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch ihr Kör- per oder einzelne Theile desselben, statt zu verwesen, seine Bildung weht oder minder vollkommen erhalten, und mehrentheils noch überdies; mit fremden steinarti- gen oder metallischen Stoffen, oder aber mit Erdhar- zen durchzogen worden. Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab- gesondert werden, was weiland damit vermengt ward. Vor allen die bloßen sogenannten Naturspiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungs- kraft übte, und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. Z. B. der leibhafte Dr. Luther im Maus- selber Kupferschiefer, den Val. Alberti 1675 beschrie- ben; des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dgl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z. B. die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche Betriegereyen, wie die sogenannten Würzburger Ver- steinerungen, womit einst der ehrliche Beringer an- geführt worden S. Dess. lithographia Wirceburgen- sis 1726. Fol. zumahl S. 5. §. 263. Von der verschiedenen Weise dieser Conservation pflegt man folgende viererley Auen zu unterscheiden. Die Versteinerungen finden sich nähmlich: 1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy- lien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit demselben einen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren haben *), da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter, *) Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist un- verändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeach- tet wessen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolu- tionen der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den Versteinerungen im weitläufigen Sinne gezählt werden müs- sen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene Mammut der alten Welt (Elephas primigenius), dessen aus- gestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/642>, abgerufen am 23.11.2024.