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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung ge-
stattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der
Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser
Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich gespaltene
Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch
der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau
und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum
ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt
nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen,
magnus venter, franz. le double, l' herbier, la pan-
se
, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, wor-
in es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird
eine kleine Portion dieses Futters nach der andern
mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz.
le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn),
der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufge-
faßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben.
Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl ge-
schluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wie-
der durch die beyden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipel-
lio, omasus
, franz. le feuillet, le pseautier, das
Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo
er von da endlich zur völligen Verdauung in den
vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab,
die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen
anderer Säugethiere am nächsten kommt*).

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thie-
re überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination
scheint mir noch gänzlich unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele Säu-
gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen.
Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh etc.
sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym

*) Mehr davon s. im Handb. der vergleichend Anato-
mie
S. 136 u. f.

Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung ge-
stattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der
Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser
Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich gespaltene
Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch
der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau
und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum
ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt
nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen,
magnus venter, franz. le double, l' herbier, la pan-
se
, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, wor-
in es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird
eine kleine Portion dieses Futters nach der andern
mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz.
le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn),
der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufge-
faßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben.
Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl ge-
schluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wie-
der durch die beyden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipel-
lio, omasus
, franz. le feuillet, le pseautier, das
Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo
er von da endlich zur völligen Verdauung in den
vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab,
die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen
anderer Säugethiere am nächsten kommt*).

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thie-
re überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination
scheint mir noch gänzlich unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säu-
gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen.
Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc.
sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym

*) Mehr davon s. im Handb. der vergleichend Anato-
mie
S. 136 u. f.
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[46/0065] Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung ge- stattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird. Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l' herbier, la pan- se, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, wor- in es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufge- faßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl ge- schluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wie- der durch die beyden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipel- lio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer Säugethiere am nächsten kommt *). Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thie- re überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch gänzlich unbekannt. §. 46. Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säu- gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym *) Mehr davon s. im Handb. der vergleichend Anato- mie S. 136 u. f.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/65>, abgerufen am 21.11.2024.