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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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thieren, gleichsam unter unfern Augen ausarten. Alle
diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley
Abstufungen und Übergänge so unvermerkt zusammen,
daß sich daher auch keine andere, als sehr willkührliche
Gränzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich
das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter
folgende fünf Racen zu bringen geglaubt:

1) Die Kaukasische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen
Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das
aber einerseits ins Blonde, andererseits ins Schwarze
übergeht); und der nach den Europäischen Begriffen
von Schönheit musterhaftesten Schedel- und Gesichts-
Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus-
nahme der Lappen; dann die westlichern Asia-
ten
, dießseits des Ob, des Caspischen Meers und des
Ganges; nebst den Nordafrikanern; - also
ungefähr
die Bewohner der den alten Griechen und
Römern bekannten Welt.

2) Die Mongolische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder
wie getrocknete Eitronschalen); mit wenigem, straffem,
schwarzem Haar; enggeschlitzten, aber gleichsam aufge-
dunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts
eminirenden Backenknochen. Diese Race begreift die
übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen,
dann in Europa die Lappen, und im nördlichen Ameri-
ka, von der Beringsstrasse bis Labrador, die Eskimos.

3) Die Aethiopische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem
Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen
Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen
Afrikaner
, nahmentlich die Neger, die sich dann
durch die Fulahs in die Mauren etc. verlieren, so wie
jede andere Menschen-Varietät mit ihren benach-
barten Völkerschaften gleichsam zusammen stießt.

4) Die Amerikanische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder
angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwar-

thieren, gleichsam unter unfern Augen ausarten. Alle
diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley
Abstufungen und Übergänge so unvermerkt zusammen,
daß sich daher auch keine andere, als sehr willkührliche
Gränzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich
das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter
folgende fünf Racen zu bringen geglaubt:

1) Die Kaukasische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen
Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das
aber einerseits ins Blonde, andererseits ins Schwarze
übergeht); und der nach den Europäischen Begriffen
von Schönheit musterhaftesten Schedel- und Gesichts-
Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus-
nahme der Lappen; dann die westlichern Asia-
ten
, dießseits des Ob, des Caspischen Meers und des
Ganges; nebst den Nordafrikanern; – also
ungefähr
die Bewohner der den alten Griechen und
Römern bekannten Welt.

2) Die Mongolische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder
wie getrocknete Eitronschalen); mit wenigem, straffem,
schwarzem Haar; enggeschlitzten, aber gleichsam aufge-
dunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts
eminirenden Backenknochen. Diese Race begreift die
übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen,
dann in Europa die Lappen, und im nördlichen Ameri-
ka, von der Beringsstrasse bis Labrador, die Eskimos.

3) Die Aethiopische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem
Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen
Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen
Afrikaner
, nahmentlich die Neger, die sich dann
durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie
jede andere Menschen-Varietät mit ihren benach-
barten Völkerschaften gleichsam zusammen stießt.

4) Die Amerikanische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder
angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwar-

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[57/0076] thieren, gleichsam unter unfern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley Abstufungen und Übergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andere, als sehr willkührliche Gränzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Racen zu bringen geglaubt: 1) Die Kaukasische Race: Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51. von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, andererseits ins Schwarze übergeht); und der nach den Europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel- und Gesichts- Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus- nahme der Lappen; dann die westlichern Asia- ten, dießseits des Ob, des Caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafrikanern; – also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt. 2) Die Mongolische Race: Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1. meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Eitronschalen); mit wenigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitzten, aber gleichsam aufge- dunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Race begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen, dann in Europa die Lappen, und im nördlichen Ameri- ka, von der Beringsstrasse bis Labrador, die Eskimos. 3) Die Aethiopische Race: Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5. mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Varietät mit ihren benach- barten Völkerschaften gleichsam zusammen stießt. 4) Die Amerikanische Race: Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2. Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwar-

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  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/76>, abgerufen am 15.05.2024.