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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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Allen den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men-
schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben,
lohnt sich jetzt nicht der Mühe; - doch nur Weniges
von vielem.

Die vermeintlichen Patagonischen Riefen z. B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsri-
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf
Fuß zu siebenthalb eingekrochen, und bleiben also
wenig größer als jeder andere Mensch von guter
Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein
Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada-
gascar nichts weiter sind als eine Art Kretine, d. h.
kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar-
men, (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im
Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Men-
ge finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr als
bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos,
oder weiße Mohren*) nicht ein Mahl eine Spiel-
art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleich-
falls Patienten, deren Geschichte mehr in die Patho-
logie als in die Naturhistorie gehört.

Linnes Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge-
misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen
weißen Mohren, und des Orangutangs sein Homo
lar
hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der**) sind klägliche sittliche Monstra, die man eben

**) auffallend von der Kaukasischen Mittel-Race abgeartet; da
hingegen die (wenn gleich entfernter, aber einen meist mil-
dern Erdstrich bewohnende) Amerikanische Race sich derselben
wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres
Welttheils; nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls
in die Mongolische Gestaltung zurückfallt. - Eben so ist ge-
genseitig die Aethiopische Race im brennendheißen Afrika zum
andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietaten
ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland
und auf den neuen Hebriden etc. zur Malayischen Race übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Vermischung fremd-
artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Ra-
cen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.
*) Von diesen so genannten weißen Mohren (Negres blancs)
müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschie-
den werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine
Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht
habe, in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Le-
ben vorgestellt ist.
**) Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der
Beytr. zur Naturgesch. p. 13 - 44.

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Allen den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men-
schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben,
lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weniges
von vielem.

Die vermeintlichen Patagonischen Riefen z. B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsri-
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf
Fuß zu siebenthalb eingekrochen, und bleiben also
wenig größer als jeder andere Mensch von guter
Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein
Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada-
gascar nichts weiter sind als eine Art Kretine, d. h.
kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar-
men, (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im
Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Men-
ge finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr als
bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos,
oder weiße Mohren*) nicht ein Mahl eine Spiel-
art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleich-
falls Patienten, deren Geschichte mehr in die Patho-
logie als in die Naturhistorie gehört.

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge-
misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen
weißen Mohren, und des Orangutangs sein Homo
lar
hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der**) sind klägliche sittliche Monstra, die man eben

**) auffallend von der Kaukasischen Mittel-Race abgeartet; da
hingegen die (wenn gleich entfernter, aber einen meist mil-
dern Erdstrich bewohnende) Amerikanische Race sich derselben
wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres
Welttheils; nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls
in die Mongolische Gestaltung zurückfallt. – Eben so ist ge-
genseitig die Aethiopische Race im brennendheißen Afrika zum
andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietaten
ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland
und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur Malayischen Race übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Vermischung fremd-
artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Ra-
cen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.
*) Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs)
müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschie-
den werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine
Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht
habe, in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Le-
ben vorgestellt ist.
**) Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der
Beytr. zur Naturgesch. p. 13 – 44.
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[59/0078] **). Allen den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men- schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weniges von vielem. Die vermeintlichen Patagonischen Riefen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsri- gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebenthalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andere Mensch von guter Statur. Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada- gascar nichts weiter sind als eine Art Kretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar- men, (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Men- ge finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich. Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weiße Mohren *) nicht ein Mahl eine Spiel- art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleich- falls Patienten, deren Geschichte mehr in die Patho- logie als in die Naturhistorie gehört. Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge- misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orangutangs sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe. Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin- der **) sind klägliche sittliche Monstra, die man eben **) auffallend von der Kaukasischen Mittel-Race abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfernter, aber einen meist mil- dern Erdstrich bewohnende) Amerikanische Race sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils; nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die Mongolische Gestaltung zurückfallt. – Eben so ist ge- genseitig die Aethiopische Race im brennendheißen Afrika zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietaten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur Malayischen Race übergeht. Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Vermischung fremd- artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Ra- cen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung. *) Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschie- den werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Le- ben vorgestellt ist. **) Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13 – 44.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/78>, abgerufen am 21.11.2024.