Schöpfung*) hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub- stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel- ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan- deln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort- pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so genannten Lebenskräften versehene und zu ei-
*) Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl- tern hinauf. - Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta an- geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entste- hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo- hin namentlich auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten soge- nannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.
Schöpfung*) hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub- stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel- ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan- deln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort- pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so genannten Lebenskräften versehene und zu ei-
*) Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl- tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta an- geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entste- hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo- hin namentlich auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten soge- nannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.
<TEI><textxmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance"xml:id="blume_hbnatur_000032"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0025"xml:id="pb003_0001"n="3"/>
Schöpfung<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl-<lb/>
tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile<lb/>
meiner <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Beyträge zur Naturgeschichte</hi></hi> Facta an-<lb/>
geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich<lb/>
machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung<lb/>
neue Gattungen von organisirten Körpern entste-<lb/>
hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo-<lb/>
hin namentlich auch die erste Entstehungsweise<lb/>
mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen<lb/>
organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten soge-<lb/>
nannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.</p></note> hinauf immer andere dergleichen<lb/>
Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu<lb/>
danken haben.</p><p>Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-<lb/>
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper<lb/>
auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel-<lb/>
ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und<lb/>
befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung<lb/>
und Wechsel ihr Wachsthum von innen<lb/>
(durch innige Aneignung, <hirendition="#aq">intus susceptio,<lb/>
expansio</hi>).</p><p>Diese beiden Eigenschaften setzen drittens<lb/>
von selbst eine besondere Structur bey dieser<lb/>
Art von natürlichen Körpern voraus. Sie<lb/>
müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise<lb/>
Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan-<lb/>
deln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer<lb/>
Art wieder hervor bringen sollen, mancherley<lb/>
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort-<lb/>
pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so<lb/>
genannten Lebenskräften versehene und zu ei-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[3/0025]
Schöpfung *) hinauf immer andere dergleichen
Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu
danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper
auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel-
ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und
befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung
und Wechsel ihr Wachsthum von innen
(durch innige Aneignung, intus susceptio,
expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens
von selbst eine besondere Structur bey dieser
Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise
Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan-
deln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer
Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort-
pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so
genannten Lebenskräften versehene und zu ei-
*) Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl-
tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile
meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta an-
geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich
machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung
neue Gattungen von organisirten Körpern entste-
hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo-
hin namentlich auch die erste Entstehungsweise
mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen
organisirten Körper, wie z. B. der mehrsten soge-
nannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/25>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.